Wie Kinder Tricksen, Täuschen, Flunkern lernen - und wie sie lernen, dass man das nicht soll

Hallo liebe Kinder!

Hand aufs Herz! Wer hat von euch nicht schon mal seine Eltern leicht angeflunkert? Ich habe das jedenfalls schon einmal gemacht. Aber wann ist Flunkern in Ordnung und wann nicht? Wie lüge ich überhaupt richtig und woher weiß ich, dass der Gegenüber die Wahrheit nicht weiß? Diese und viele andere spannende Fragen gab es in der Veranstaltung „Wie Kinder täuschen, tricksen, flunkern lernen – und wie sie lernen, dass man das nicht soll“ auf den Grund zu gehen. Das Seminar bestand aus drei Teilen, die jeweils von den Entwicklungspsychologen Holger, Carolin und Benedikt, geleitet wurden.

Fangen wir mit Holgers Gruppe an! Dort haben wir uns darüber Gedanken gemacht, was  notwendig ist, um überhaupt lügen zu können. Wir haben festgestellt, dass damit eine Lüge funktionieren kann, Kinder erst lernen müssen, dass andere Menschen andere Dinge wissen und denken. Deshalb gibt es zwei Voraussetzungen fürs Lügen:


1. Man weiß, was man selber weiß.
2. Man weiß, was andere wissen können.

Das nennt man in der Fachsprache auch „Theorie des Geistes“. So hat man feststellen können, dass Kinder bis ungefähr vier Jahren diese Voraussetzung nicht erfüllen und sie beim Lügen meistens ertappt werden. Beispielsweise, wenn Kinder mit schokoladenverschmierten Mund behaupten, sie hätten keine Schokolade gegessen, was offensichtlich nicht der Wahrheit entspricht. Um die  „Theorie des Geistes“ auch bekräftigen zu können, gibt es eine Reihe von Experimenten, von denen wir eins auch ausprobieren durften. Dazu ging zunächst ein Kind vor die Tür und Holger zeigte den restlichen Kindern eine Smarties-Schachtel. Da hab ich ein bisschen Hunger bekommen. „Was denkt ihr, was hier drin ist?“, fragt Holger uns. „Smarties!“ antworten wir Kinder vorfreudig. Doch Holger zeigt uns, dass sich in der Schachtel Stifte und nicht Smarties befinden! „Was glaubt ihr wird das andere Kind hinter der Tür denken?“, fragt Holger noch mal. „Vermutlich wird es auch behaupten, dass es sich um Smarties handelt und nicht um Stifte!“, sagt ein Mädchen. „Es kann ja nicht wissen, dass der Inhalt heimlich verändert wurde!“ fügt ein Junge hinzu. Genau so hat sich das Ganze dann auch abgespielt. Ganz schön interessant.

Nun ging es in den nächsten Raum mit Carolin weiter, die uns verschiedene Geschichten vorgelesen hat. Dann mussten wir entscheiden, ob das Verhalten der Kinder richtig oder falsch war. Eine der Geschichten handelt von Lisa, die für ihre beste Freundin Jule, Schokolade in die Schule mitgebracht hat. Als Katrin Lisas Schokolade in der Pause entdeckt, klaut sie diese und isst sie heimlich auf. Später behauptet Katrin, sie wäre es nicht gewesen. So steht Lisa am Ende ohne ein Geschenk für ihre Freundin Jule dar. Direkt waren wir uns einig, dass das Verhalten von Katrin nicht richtig war und wir uns an ihrer Stelle sehr schlecht gefühlt hätten. Carolin erzählt uns, dass solche Schuldgefühle, die wir dann hätten, erst ab einem entsprechenden Alter ausgeprägt werden. Dies nennt man das „Phänomen des freundlichen Täters“. Studien haben gezeigt, dass Kinder bis ungefähr vier Jahren, zwar die Regeln kennen, jedoch aber Schuldgefühle nicht fühlen können, wenn sie diese gebrochen haben. Auch mit Carolin durften wir ein Experiment machen. Zwei Freiwillige aus unserer Gruppe, bekamen jeweils eine Schale umgedreht vor sich gestellt. „Auf drei dürft ihr die Schale umdrehen“, sagt Carolin, „Eins, zwei, drei!“. Und siehe da! Unter der einen Schale befand sich ein Kinderriegel, unter der anderen aber nichts. Das Kind mit dem Kinderriegel fragte das andere direkt, ob es ein Stück abhaben möchte. Carolin zeigte uns daraufhin ein Video mit genau dem gleichen Experiment, welches bei Kindern verschiedener Altersstufen durchgeführt wurde. Erstaunlich war, dass jüngere Kinder, kein Empfinden für Teilen gezeigt haben, und das Stück Schokolade alleine gegessen haben. Die armen anderen Kinder!

So erklärte uns Carolin, dass sich auch das Bewusstsein für die Fairness auch erst entwickeln muss. Wir haben alle am Ende ein Stück Schokolade bekommen, denn bei uns bleibt es gerecht!

Die letzte Station war ein Beobachtungslabor mit Benedikt. Da standen ganz viele Kameras drinnen und Benedikt zeigte uns, wie man sie benutzt. Dann teilten wir uns in zwei Gruppen auf, die eine durfte spielen, die andere filmte die Kinder beim Spielen aus einem Nachbarraum. Das Filmen war sehr spannend. Am Anfang habe ich die Kamera gar nicht bedienen können. Die Kinder im Spielzimmer haben sich schnell bewegt und es war schwierig, sie mit der Kamera einzufangen. Aber Übung macht den Meister!

Es war eine sehr spannende Veranstaltung und ich habe viel gelernt, was sich tatsächlich hinter lügen, tricksen und täuschen versteckt.

Bis zum nächsten Mal,

eure Klara Schlaufuchs