Die Universität Trier hat gestern zum ersten Mal einen Forschungspreis an Schülerinnen und Schüler verliehen, die im Rahmen ihres Abiturs eine freiwillige wissenschaftliche Facharbeit in einem gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichtsfach erstellt haben.
Initiiert wurde der Forschungspreis von Matthias Busch und Leif Mönter, die an der Universität Trier die Professuren für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften und die Didaktik der Geographie innehaben. „Es war uns wichtig, das Engagement der Schülerinnen und Schüler, aber auch ihrer anleitenden Lehrer, mit einem Preis zu würdigen“, erläutert Prof. Matthias Busch die Gründe für die Auslobung des Schülerpreises. „Das selbständige Forschen für eine Facharbeit ist weit mehr als nur die Vorbereitung auf ein späteres Studium. Es erfordert außerordentliche Motivation, echten Forschergeist und ein gehöriges Stück Durchhaltevermögen, um neben den Vorbereitungen auf das Abitur eine eigenständige Forschungsarbeit anzufertigen.“
Von Migrationsdebatte bis zu Unabhängigkeitsbestrebungen
Die Vielseitigkeit und Qualität der eingereichten Arbeiten hat die Jury beeindruckt. Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien, die Einstellung von Trierer Gymnasiasten zur aktuellen Migrationsdebatte oder die Schicksale jüdischer Schüler der eigenen Schule im Nationalsozialismus waren nur einige Themen, mit denen sich die jungen Forscherinnen und Forscher auseinandergesetzt haben. Auch das Spektrum der gewählten Forschungsmethoden war groß: Es reichte von biographischen Rekonstruktionen und regionalen Fragestellungen über qualitative Zeitzeugeninterviews bis hin zu quantitativen Fragebogenstudien. „Die Schülerinnen und Schüler haben in ihrer Themenwahl ein äußerst feinsinniges Gespür für spannende, hoch aktuelle und gesellschaftlich relevante Fragestellungen bewiesen“, lobt Janka Mittermüller, die als Projektkoordinatorin die Preisverleihung organisiert hat.
Zusätzlich zur schriftlichen Arbeit mussten die Schülerinnen und Schüler ihre Forschungsergebnisse im Rahmen eines Kolloquiums an der Universität vorstellen. In Vorträgen, Diskussionen und Posterpräsentationen erläuterten sie ihr Vorgehen den mehr als 60 Besuchern der Preisverleihung. „In der Wissenschaft ist es üblich, Forschungsergebnisse nicht nur zu publizieren, sondern diese auch im kollegialen Fachkreis zu diskutieren. Diese Würdigung wollten wir auch den Schülerinnen und Schülern ermöglichen“, erläutert Leif Mönter das Veranstaltungskonzept.
Lebensgeschichte in Feldpostbriefen
Über den ersten Platz des Wettbewerbs konnte sich schließlich Anke Laub vom St.-Matthias-Gymnasium aus Gerolstein freuen. In ihrer historischen Forschungsarbeit rekonstruierte die Schülerin anhand von Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg die Lebensgeschichte ihres Großonkels. „Uns hat beeindruckt, wie methodisch reflektiert und kritisch Anke Laub mit ihren Quellen gearbeitet hat“, erläutert der Geschichtswissenschaftler Dr. Simon Karstens das Urteil der interdisziplinären Fachjury.