Dr. Kerstin Bidinger

Zur Person

Dr. Kerstin Bidinger studierte von 2000 bis 2007 Angewandte Umweltwissenschaften an der Universität Trier. Schwerpunkte der universitären Ausbildung waren die Fächer Biogeographie, Geobotanik, Klimatologie, Bodenkunde sowie Raum- und Landesplanung. Während ihres Studiums absolvierte Dr. Bidinger u.a. Praktika im Wasservogelreservat "Wallnau" auf Fehmarn sowie auf der "Iguana Research and Breeding Station" auf Utila (Honduras). Über mehrere Jahre arbeitete sie zudem als wissenschaftliche Hilfskraft in der Abteilung Biogeographie der Universität Trier. Nach dem Abschluss des Studiums folgten Stationen im Büro für Umweltplanung in Mertesdorf, bei der alta4 Geoinformatik AG und der Stadt Trier. Im Oktober 2008 wurde Frau Dr. Bidinger als Stipendiatin in das Graduiertenkolleg aufgenommen. Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeiten befasste sich fortan mit der Ermittlung und Bewertung des Schadpotenzials gebietsfremder, invasiver Käferarten unter dem Einfluss des globalen Klimawandels.

Dissertation

Schadpotential gebietsfremder, invasiver Käferarten unter Berücksichtigung des globalen Klimawandels und rechtlicher Aspekte

Betreuende: Prof. Dr. rer. nat. Michael Veith und Prof. Dr. iur Reinhard Hendler

Datum der wissenschaftlichen Aussprache: 11.05.2012

Zusammenfassung

Die globale Vernetzung, der Flächennutzungs- und Klimawandel sind zentrale Aspekte bei der Ursachenanalyse der zunehmenden Homogenisierung von Biozönosen und dem weltweiten Verlust von Biodiversität. Von großer Bedeutung sind dabei Arten, die in sich ein weiträumiges Verbreitungspotential mit einem hohen ökologischen, zum Teil in Verbindung mit einem hohen ökonomischen, Schadpotential vereinen - so genannte invasive Arten. Aufgrund ihrer Eigenschaften bilden sie einen wichtigen Schnittpunkt von Ökologie, Ökonomie und Soziologie in Theorie und Praxis. Im Zuge der steigenden Anzahl von biologischen Invasionen weltweit und dem interessanten, interdisziplinären Charakter des Forschungsfeldes, ist dessen Analyse ein bedeutendes Top-Thema internationaler Forschung geworden. Die durch invasive Arten verursachten Schäden sind enorm. So werden die jährlichen Schäden für die USA, Südafrika, das Vereinigte Königreich, Brasilien und Indien auf insgesamt 336 Milliarden US Dollar geschätzt. Nach einem Bericht der EU Kommission beläuft sich für die Europäische Union die Summe aller Schäden die durch invasive Arten verursacht werden auf jährlich 12 Mrd. Euro. Folglich stellen invasive Arten zugleich einen zunehmend wichtigeren, rechtlichen Regelungsgegenstand auf den unterschiedlichsten Ebenen (international, europäisch, national) dar. In dieser Dissertation wird die Bedeutung von Verbreitungsmodellen als Analyse- und Präventions-Instrument in der naturschutzfachlichen Risikoabschätzung verdeutlicht. Ferner wird die Einsatzmöglichkeit von Modellen für die rechtliche Einstufung von Arten und als Ermessensgrundlage bei der Bewilligung von Kostenersatzansprüchen nach entstandenen Schäden aufgezeigt. Zwei ökonomisch bedeutsame Käferarten wurden zur Veranschaulichung als Modellorganismen ausgewählt: Der für die biologische Schädlingsbekämpfung absichtlich eingeführte Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis und der vorwiegend mit Holzverpackungsmaterialien global verschleppte Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplophora glabripennis. Beide Organismen sind in der EU als gebietsfremde Arten mit einem hohen Schadpotential einzustufen, haben jedoch einen sehr unterschiedlichen rechtlichen Status inne. Harmonia axyridis wird in Europa kommerziell vermarktet und darf in Deutschland mit Genehmigungsvorbehalt im Freiland ausgebracht werden, wohingegen Anoplophora glabripennis in der EU als zu bekämpfender Quarantäneschadorganismus geführt wird. Für beide Insekten gibt es derzeit keinen praktikablen Rechtsanspruch auf Schadenshaftung bzw. Entschädigungen. Neben der Erstellung von Verbreitungsmodellen nach naturwissenschaftlichen Kriterien, wird dieser Tatbestand erörtert und entsprechende Verbesserungsansätze für die Normsetzung und -anwendung präsentiert.

Die Dissertation ist als Online-Ressource abrufbar.