Der Strippenzieher der Technik

Mit seinem Schlüssel kommt er an der Uni Trier überall rein. Nun geht Martin Bach in den Ruhestand. Ein (fast) letzter Rundgang durch die „Katakomben“ der Uni.

Als Martin Bach vor 29 Jahren an die Uni Trier kam, tippten die Studierenden ihre Diplomarbeiten noch mit der Schreibmaschine. Ein Pförtner ging allabendlich seine Runde, um jede Tür einzeln abzuschließen. Campus II gab es noch nicht. Viel hat sich seitdem geändert. Die Gebäudetechnik der Uni Trier gehört zu den energieeffizientesten aller Hochschulen in Deutschland. „Darauf bin ich stolz“, sagt der Leiter der technischen Abteilung und Chef von circa 70 Mitarbeitenden, darunter auch einer Hand voll Azubis. Während die jungen Fachkräfte am Anfang ihres Berufslebens stehen, geht der Mann, der mit seinem Schlüssel an der Uni Trier überall reinkommt, zum 30. November in den Ruhestand. Wir haben mit ihm einen Campus-Rundgang gemacht, waren unter anderem in den „Katakomben“ und haben in Schränke geschaut, die sonst verschlossen sind.

Pauken nur mit Sauerstoff

Stickige Hörsäle? Nicht an der Uni Trier! Moderne Technik sorgt dafür, dass in den Vorlesungen immer genug Frischluft da ist. Und die kommt aus der Druckkammer. „Bei Druckkammer stellt man sich vermutlich etwas anderes vor“, sagt Martin Bach, als er die schwere Tür öffnet. Wohl wahr! Der zweigeteilte Raum, der sich dem Besucher eröffnet, ist eher so groß wie ein Jugendzimmer, Dachschräge inklusive. Bach streicht mit dem Finger über den Fußboden: „Hier wird regelmäßig geputzt. Der TÜV kontrolliert das auch.“ Die Frischluft in den Hörsälen soll durch nichts verunreinigt sein. Durch lauter golfballgroße Löcher in der Decke strömt sie in die Vorlesungsräume – aber nur wenn der Hörsaal laut Raumplan belegt ist. Das Gebäudemanagement ist smart und funktioniert vollautomatisch. Das Ziel: möglichst viel Energie sparen.

Ideale Raumtemperatur

Zu warm? Zu kalt? Bei der Raumtemperatur scheiden sich die Geister. Die Diskussion wird uns Studierenden und Mitarbeitenden aber auch abgenommen: „Es ist so eingestellt, dass die Räume an der Uni – wenn sie in Benutzung sind – ungefähr 21 Grad haben.“ Unter anderem erzeugt ein Heizkraftwerk nahe des uniSPORTs Wärme. Verteilt wird sie dann in den „Katakomben“. „Merken Sie es? Hier ist es gar nicht besonders warm“, sagt Bach beim Betreten des verwinkelten Pumpen-Raums in den Katakomben. „Die Isolierung ist so gut, dass kaum Wärme verloren geht.“ Durch Rohre, die unter dem Campus verlaufen, wird 120 Grad warmes Wasser gedrückt. Mit dieser Fernwärme wird geheizt, aber beispielsweise auch die Spülmaschine in der Mensa betrieben.

Damit wir nicht im Dunklen sitzen

„An diesem Wochenende schalten wir den Strom im Gebäude C ab.“ Solche und ähnliche Meldungen kommen regelmäßig über die Hochschulmitteilungen. „Nur so können unsere Techniker spezielle Arbeiten gefahrenfrei durchführen“, erklärt Bach. Durchschnittlich einmal im Monat arbeiten die Frauen und Männer der Technikabteilung auch am Samstag und Sonntag. Der Strom der Uni verbirgt sich hinter einer langen Wand aus Schaltschränken. Von hier aus kann der Strom prinzipiell per Hand abgeschaltet werden. Faktisch läuft das allerdings nur noch über das digitale System der Schaltzentrale. Falls der Strom einmal unfreiwillig ausfallen sollte, gibt es auch einen Notstromgenerator. Damit können beispielsweise Labore weiterbetrieben werden.

Einer kann alles steuern

Rot ist die Farbe der Störmeldungen, die auf den Bildschirmen in der Schaltzentrale aufpoppen. „Je nach Dringlichkeit sind sie in verschiedene Stufen klassifiziert“, sagt Bach. Wir stehen in der Schaltzentrale – wenn man so möchte, dem technischen Herz der Uni Trier. An einer Wand hängt noch ein Relikt vergangener Zeiten: ein Campusplan, der längst überholt ist. Mittlerweile kann eine Person alleine die Gebäudetechnik der Uni Trier steuern. „Je nach Dringlichkeit wird entschieden, ob ein Mitarbeiter persönlich zum Störfall kommen muss oder er – beispielsweise, wenn er Rufbereitschaft hat – mit einem Notebook auf den Knien von einer Parkbank aus das Problem beheben kann.

Feueralarm

Knapp 2500 Feuermelder helfen, die Angehörigen der Uni Trier zu schützen. Sollte einer davon auslösen, wird automatisch eine Meldung an die Feuerwehr abgegeben. „Für die Feuerwehrleute, die sich nicht auf dem Campus auskennen, ist es gar nicht so einfach, sich zu orientieren“, sagt Bach. Die Lösung des Problems ist an zentralen Zufahrtswegen der Uni Trier versteckt in relativ unscheinbaren Metallkästen. Einer davon steht zum Beispiel an der Schrankenanlage nahe des P-Gebäudes. In ihm versteckt sich ein Drucker, der der Feuerwehr im Brandfall automatisch ausspuckt, wo der Brandherd ist.

Und es werde Licht

Im Winter nach Dienstschluss oder der letzten Vorlesung über einen dunklen Parkplatz laufen – eine unschöne Vorstellung. „Die Beleuchtung an der Uni Trier ist in die Jahre gekommen. Wir tauschen jetzt nacheinander die Laternen aus.“ Ersetzt werden diese durch moderne LED-Lampen. Einer der Vorteile: Sie halten länger. Wer zu den neuen Lampen hochschaut – sie stehen beispielsweise beim Parkplatz vor dem DM-Gebäude – verrenkt sich leicht den Hals. Die Laternen sind viel höher als ihre Vorgänger und leuchten so auch größere Flächen besser aus.

Selbst gemacht

Klar, an der Uni Trier gibt es Professorinnen und Dozenten, aber auch noch viele andere Berufe: zum Beispiel Elektriker, Mechaniker, Schlosser, Drucker, Kameraleute und Architektinnen. Martin Bach kann viele Geschichten erzählen, was die technische Crew der Uni Trier alles selbst umgesetzt hat. Man merkt dabei einen gewissen Stolz auf „seine“ Leute.  Beispielsweise wurden und werden die Wegweiser erneuert – wahrlich ein Gemeinschaftsprojekt. Die Druckerei hat die Beschilderung entworfen und gedruckt. Die Schlosserei hat die Sockel gebaut. Und die Bauabteilung hat sich um das Fundament gekümmert. Aber auch darum, dass alles rund läuft – sprich gewartet wird –, kümmern sich die Techniker. Ein Beispiel: Die Schreiner halten die Rollläden am Laufen.

Was kommt noch?

„Für meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin bleibt genug zu tun“, scherzt Martin Bach. Eine Großbaustelle ist beispielsweise die Sanierung des Gebäudes H. Bald bekommt die Uni Trier auch eine Elektroladesäule. Und mit welchem Gefühl verlässt Martin Bach nun die Uni Trier? „Die weniger guten Zeiten vergisst man schnell. Es waren spannende und herausfordernde Jahre!“

► Mehr Infos über die Technische Abteilung der Uni Trier