Ich will – ich darf – ich soll – ich muss: von den Gesetzesparagrafen und anderen Regeln der Menschen

Hallo liebe Kinder,

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum ihr manche Sachen nicht tun dürft, obwohl eure Eltern das schon dürfen? Oder warum es bei jedem Spiel Spielregeln gibt? Herr Eckardt hat dazu ganz viel zu erzählen, er ist nämlich Jurist – er unterrichtet das Fach Jura an der Universität und das heißt, er kennt sich sehr gut mit Gesetzen aus. „Jura“ heißt übersetzt nämlich „Recht“.

Und mit Recht hat eigentlich jeder etwas zu tun, denn auch im täglichen Leben gibt es immer Regeln, die man befolgen muss. Wenn man zum Beispiel Monopoly spielen will, muss man sich an die Spielregeln halten, damit das Spiel funktioniert: Bei Pasch darf man noch mal würfeln und bei 3 Pasch hintereinander muss man ins Gefängnis. Über diese Regeln sind sich alle Spieler einig und wenn man mag, kann man die Regeln auch ändern (z.B. kann man die Steuern in die Mitte des Spielbretts legen und wer auf „Frei Parken“, kommt darf sie nehmen). Aber auch dann müssen alle Mitspieler dafür sein und sich daran halten. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, darf nicht mehr mitspielen. Die Spielregeln stehen allerdings in keinem Gesetzbuch und man kann für einen Regelverstoß nicht die Polizei rufen, damit der Spielverderber bestraft wird.

Genauso ist es auch bei Regeln in der Familie. Eure Eltern können von euch verlangen, dass ihr euer Zimmer aufräumt, aber wenn ihr es nicht tut, kommt ihr dafür nicht ins Gefängnis. Eltern haben dabei das Recht, auch Regeln festzulegen, die ihr nicht so toll findet. Denn eure Eltern haben die Aufgabe, euch zu erziehen und deshalb dürfen sie euch auch „bestrafen“ (Fernsehverbot usw.), solange sie dabei gegen keine offiziellen Gesetze verstoßen.

Auch außerhalb der Familie gibt es Regeln, die nirgends aufgeschrieben sind, und an die man sich trotzdem halten muss, damit das Zusammenleben funktioniert: In einer Warteschlange drängelt man sich nicht vor, sondern stellt sich hinten an. In der Universität ist Rauchen verboten und man darf keine Tiere mit ins Gebäude bringen. Wenn man jemanden aus Versehen anrempelt, entschuldigt man sich usw. Wenn man sich nicht an diese Regeln hält, wird man nicht schlimm bestraft, aber andere Leute werden böse und beschweren sich über einen. Diese Regeln sind allerdings manchmal nicht für alle gleich: Kinder sollen zum Beispiel zu Erwachsenen „Sie“ sagen, während die Erwachsenen zu Kindern immer „Du“ sagen.

Anders als diese ganzen Regeln gibt es aber auch Regeln in Form von Gesetzen. Diese werden fest aufgeschrieben in Gesetzbüchern. Die Polizei sorgt dafür, dass sich jeder an diese Gesetze hält, weil sie sehr wichtig sind und für das Zusammenleben unbedingt erforderlich. Dabei gibt es zwei Arten von Gesetzen:

1. Gebote kann man immer mit „Jeder muss...“ formulieren. Zum Beispiel: Jeder muss auf der Straße rechts fahren, damit nicht so viele Unfälle passieren.

2. Verbote kann man mit „Niemand darf...“ umschreiben, z.B. Niemand darf einen anderen Menschen verletzen oder töten.

Wenn man sich nicht an diese Gesetze hält, wird man vom Staat bestraft und auch dafür gibt es wieder zwei Möglichkeiten:

1. Wenn man etwas nicht so Schlimmes gemacht hat, z.B., wenn man aus Versehen auf der linken Straßenseite fährt, dann muss man Schadensersatz bezahlen. Das heißt, man gibt demjenigen Geld, der unter dem Regelverstoß zu leiden hatte, um es wieder gutzumachen (wenn man zum Beispiel sein Auto kaputt gemacht hat oder man jemanden bei einem Autounfall verletzt hat). Bestimmungen für Schadensersatz gehören zum Bürgerlichen Recht und stehen im Bürgerlichen Gesetzbuch.

2. Bei ganz schlimmen Gesetzesverstößen sagt man auch, dass derjenige, der gegen das Gesetz verstoßen hat, eine Straftat begangen hat. Deshalb ist die Konsequenz eine Strafe. Wenn man zum Beispiel absichtlich jemandem weh tut oder ihm etwas wegnimmt, was ihm gehört, ohne dass er damit einverstanden ist, dann kann man dafür streng bestraft werden. Man kann sogar im Gefängnis eingesperrt werden. Wie man für was bestraft wird, steht im Strafgesetzbuch.

Welche Gesetze es in Deutschland gibt, wird von den Politikern im Bundestag entschieden und die Polizei und die Gerichte sorgen dafür, dass sich alle daran halten. Deshalb gibt es ganz viele Leute, die sich mit Gesetzen auskennen – die Juristen. Juristen haben verschiedene Aufgaben, je nachdem ob sie als Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt arbeiten. Der, der entscheidet, wer Recht hat, heißt Richter. Der Staatsanwalt trägt vor Gericht die Anklage vor. Der Rechtsanwalt dagegen hilft allen Bürgern, die sich mit den Gesetzen nicht so gut auskennen wie sie, ihr Recht zu verteidigen.

Für Kinder gibt es oft besondere Regeln und Gesetze, weil man von jungen Menschen noch nicht erwarten kann, dass sie sich in der Welt so gut auskennen wie die Erwachsenen. Sie dürfen zum Beispiel ab dem 7. Geburtstag kleinere Sachen selbst kaufen - „Natürlich keinen Staubsauger, was sollten wir auch damit anfangen“. Kinder dürfen auch Geschenke annehmen, sie sind „beschränkt geschäftsfähig“.

Allerdings dürfen sie noch nicht selbst entscheiden, was sie selbst verschenken, weil sie den Wert der Dinge oft noch nicht so richtig einschätzen können. Wenn z.B. ein 8-jähriges Kind einem Freund seinen Game Boy schenkt, können die Eltern verlangen, dass der Freund das Geschenk zurück gibt.

So hat Herr Eckardt uns ganz viel über die Rechten und Pflichten der Kinder in Deutschland erzählt. Zum Schluss konnten wir in einem Test beweisen, was wir alles gelernt haben. Dafür bekamen wir auch einen ganz offiziellen "Schein", einen Teilnahmenachweis wie die echten Studenten an der Uni ihn auch erhalten.

Danke, Herr Prof. Dr. Eckardt!

Euer kUNIbert Schlaufuchs

[Claudia Schmitt]