Rechnen wie die alten Römer

Liebe Kinder,

ihr habt bestimmt schon einmal römische Zahlen gesehen, oder? Die sehen ganz anders als unsere. Die Zahlen, die wir heute benutzen, heißen arabische Zahlen und bestehen alle aus den Ziffern 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9. Trotzdem sind die Araber nicht ihre Erfinder, sondern die Inder. Wir nennen sie aber arabische Zahlen, weil die Araber sie im Mittelalter zu uns nach Europa gebracht haben. Vorher kannten die Menschen hier auch nur die römischen Zahlen und haben sie bis ins 15. Jahrhundert benutzt.

Doch wie sahen die römischen Zahlen denn überhaupt aus? Ich kannte nur wenige, aber Herr Irsigler hat sie mir alle gezeigt. Es sind gar nicht so viele, eine 0 kannten die Römer zum Beispiel gar nicht. Dafür hatten sie diese hier: I (1), V (5), X (10), L (50), C (100), D (500) und M (1000). Mit diesen 6 Buchstaben konnten sie jede Zahl darstellen, zum Beispiel 1.867: MDCCCLXVII. Brüche haben die Römer zum Teil auch gekannt und für ½ einfach eine durchgestrichene I benutzt. Für Statt CCC (300) haben sie auch IIIC geschrieben und konnten so auch 5.000 (VM) und 10.000 (XM) darstellen. Bis zu 1 Million (MM) gingen sie nicht, so große Zahlen brauchten sie damals nicht.

Wir kennen aus der Römerzeit vor allem noch Überreste von Häusern oder Gräbern, auf denen wir oft solche Zahlen eingraviert sehen. Weil das Einmeißeln eine harte Arbeit war und größere Steine teuer, haben die Römer einige Zahlen oft kürzer geschrieben. Aus VIIII (9) machten sie IX (10 – 1) und haben so die Hälfte der Arbeit gespart (statt 6 Strichen nur 3). Die Römer konnten auch gut schummeln, wenn sie Geld verliehen haben. Wenn auf dem Schuldstein V stand, konnte der Geldleiher daraus X machen und behaupten, dass er so viel ausgeliehen hat und nun zurückbekommen will. Wir kennen daher noch heute den Spruch „Du kannst mir doch kein X für ein V (gesprochen: U) verkaufen!“

Nachdem ich die Zahlen gelernt hatte, zeigte uns Herr Irsigler den Abacus, den die Römer zum Rechnen verwendet haben. Das war eine Tafel mit drei Spalten und vier breiten Zeilen, auf der mit Münzen gerechnet werden konnte. Ich habe auch so eine ausgedruckte Tafel und viele Cent-Stücke zum Rechnen bekommen. Auf den Linien zwischen den Zeilen stand von unten nach oben I, X, C, M und XM, vor den Zeilen V, L, D und VD. So konnte ich in einer Spalte mit meinen Münzen jede Zahl darstellen, indem ich so viele Münzen auf die Linien oder dazwischen gelegt habe, wie die Zahl brauchte. Wenn ich zwei Zahlen zusammen rechnen (addieren) wollte, habe ich erst beide Zahlen mit Münzen gelegt (jede in eine Spalte) und dann die Münzen zusammen in eine Spalte geschoben. Wenn ich dann 5 Mal I hatte, habe ich daraus 1 Mal V gemacht, aus 2 Mal V 1 Mal X usw. Am Ende konnte ich meine Zahl lesen.

Als nächstes lernte ich dann, wie ich eine Zahl von einer größeren abziehe (subtrahiere). Doch schon das Malrechnen (Multiplizieren) war ziemlich knifflig. Dafür waren viele Schritte notwendig und ich habe lange gebraucht, bis ich mich sicher gefühlt habe und keine Fehler mehr gemacht habe. Das Teilen (Dividieren) fiel mir noch schwerer, aber Herr Irsigler konnte mir selbst das gut erklären und ließ es mich mit seinen Münzen vormachen. Als ich das Rechnen verstanden hatte, hat es mir richtig Spaß gemacht und ich habe mich fast wie ein richtiger Römer gefühlt. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich mit unseren arabischen Zahlen viel schneller und noch ganz andere Dinge rechnen kann, was die Römer nicht konnten. Sie haben es eben noch nicht gebraucht.

Vielleicht hast du ja jetzt auch Lust, zu lernen, wie die alten Römer gerechnet haben?

 
Euer kUNIbert Schlaufuchs

[Johannes Eberz und Julia Stephani]