Erfahrungen im Seminar "Die 'Erfindung' der Hexerei"

Organisatorische Aspekte

Entgegen der Planung waren die Lerngruppen an den verschiedenen Hochschulstandorten unterschiedlich groß. Dadurch ließen sich die zu vergebenden Seminarthemen nur schlecht  gleichmäßig und hochschulgemischt verteilen. Zudem begannen die einführenden Sitzungen, die durchweg als Dozentenvortrag gestaltet wurden, zu unterschiedlichen Startzeitpunkten (aufgrund der in den einzelnen Bundesländern unterschiedlichen Semesteranfängen). Dadurch ergaben sich divergierende Wissensstände und Grundvoraussetzungen.

Die Studierenden nahmen an der Lehrveranstaltung teil, nicht weil sie der Umgang mit neuen Medien reizte, sondern weil sie das Thema, die Dozentin oder der Schein motivierte. Sehr vielen wurde – trotz (!) bereits zuvor erteilter Informationen in den Kommentaren der Vorlesungsverzeichnisse und in den Vorbesprechungen - erst in der Veranstaltung klar, dass sich die Lehrveranstaltung von anderen unterschied.

Nutzung der E-Learning-Komponenten

Grundsätzlich positiv fanden die Studierenden die Erprobung neuer Medien und Kommunikationsformen, auch die Möglichkeiten zum Nachvollziehen der einzelnen Arbeitsleistungen, die Taxierung der eigenen Leistung.

Insgesamt führten die ungleichmäßigen Kenntnisse in der Nutzung von Chats, Foren und ähnlichen Kommunikationsverfahren unter den Studierenden nur zur widerstrebenden Nutzung der E-Learning-Komponenten. Es wurden die Mängel der Infrastruktur (Zugang zu Computerpool, schneller privater Internetanschluss) in der Endauswertung als eine der wichtigsten Barrieren genannt. Nur wenige hatten jedoch Schwierigkeiten, sich mit Stud.IP schnell zurechtzufinden. Um differierende Voraussetzungen auszugleichen, wären zusätzliche Leitungsteamabsprachen und spezielle Schulungen notwendig gewesen, die wiederum den Zeitaufwand während der Umsetzung im laufenden Semester erheblich vergrößert hätten.

Trotz aller Bemühen lief die Kommunikation über die Lernmanagment-Plattform eher zögerlich an, erfolgte in den einzelnen Teams in quantitativer und qualitativer Hinsicht sehr unterschiedlich. Relativ gut wurde die Präsentation der Zwischenergebnisse in Form eines Wikis realisiert.

Aktivität der Studierenden

Kritisiert wurde durch viele TeilnehmerInnen die stark unterschiedliche Aktivität der Beteiligten. Dies drückte sich in der Befragung auch im Wunsch nach besserer Koordinierung der Zusammenarbeit, nach einer noch stärkeren Sichtbarkeit der individuellen Arbeitsanteile aus.

In diesen Zusammenhang war es für viele Gruppen nachteilig, dass TeilnehmerInnen, die nach den ersten Veranstaltungen dem Seminar fernblieben, sich weder bei den Dozenten, noch in Stud.IP abmeldeten. Dennoch sprachen sich die Studierenden am Ende gegen Möglichkeiten der gegenseitigen Bewertung und Beurteilung aus, um solche Arbeitsverweigerungen zu ahnden.

Negativ wurde von vielen Teilnehmern gewertet, dass die Arbeitsleistungen nur anhand der Aktivität in Stud.IP eingeschätzt und beurteilt wurde, so dass eigene Recherchen (die eben nur begrenzten Erfolg brachten), Doppelarbeit (nur der Erste hatte die Möglichkeit umfassend seine Ergebnisse zu präsentieren) oder starkes Engagement in der Präsenzveranstaltung nur bedingt wahrgenommen wurden.

Kooperatives Arbeiten

Das eigentliche Ziel der Vernetzung unterschiedlicher Gruppen miteinander wurde kaum erreicht, obwohl die Kommunikation durch die Projektleiter innerhalb der einzelnen Foren strukturiert und im Verlauf der Veranstaltung stärker begleitet wurde. Grundsätzlich wurden aber gerade diese Möglichkeiten in der Evaluation als positiv beurteilt, passiv die Arbeit der anderen durchaus wahrgenommen. Nur drei Studierende gaben an, nie in die Foren oder Wiki-Artikel der anderen geschaut zu haben. Insgesamt wurde auch für die Kooperation durchaus eine eher positive Bilanz gezogen.

Arbeitsmaterialien

Weiterhin stellte die Fülle des zur Verfügung gestellten Quellen- und Sekundärliteraturmaterials erhöhte Anforderungen an den Arbeitseinsatz an die Studierenden. Eine Reduktion dieses Materials zugunsten einer vereinfachten und besser umsetzbaren Bearbeitung wäre aus (später) Dozenteneinsicht sinnvoller gewesen. Dieser Punkt wurde durch die Studierende sehr polarisiert wahrgenommen.

Bewertung der Arbeitsleistungen

Problematisch war aus Sicht der Dozierenden auch, dass an den Hochschulstandorten unterschiedliche Scheine für den gleichen Arbeitsaufwand vergeben wurden und konzeptionelle Unterschiede bei der Durchführung von Lehrveranstaltungen herrschten. Das führte zu unterschiedlichen Motivationen unter den Studierenden, sich für das Seminar zu engagieren. Relativ häufig wurden alternative Formen des Scheinerwerbs und eine zeitliche Verringerung der Präsenzveranstaltungen gefordert, um den hohen zeitlichen Aufwand im virtuellen Teil aufzufangen.

Evaluationen

Um möglichen Problemen entgegen zu treten, sollten Evaluationen zu abgesprochenen Zeitpunkten an allen drei Hochschulen durchgeführt werden. Allerdings wurden auch diese nicht mit der gleichen Motivation durchgeführt und ausgewertet. Dadurch konnte der Umsetzungsprozess und die Integration der E-Learning-Komponenten nur schwer überprüft werden. Eine abschließende Gesamtevaluation wird zurzeit bearbeitet.

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