Studierende verhandeln vor Profi-Richtern

Die besten 140 Jurastudierenden aus ganz Deutschland treten seit heute Morgen im größten internationalen Prozess-Wettbewerb im Völkerrecht gegeneinander an. Erstmals gastiert die deutsche Vorrunde zum so genannten Jessup Moot Court an der Universität Trier. Verhandelt wird der Streitfall zwischen den Staaten Amalea und Ritania. Es geht – wie aktuell im Konflikt zwischen China und Japan im ostchinesischen Meer – um Ansprüche an einer mit Fisch und Rohstoffen reichlich gesegneten Wasserstraße – dem Malachi Gap.

In jeweils vier Verhandlungen stehen die Studierenden mal als Vertreter des einen, mal des anderen Staates renommierten Richterinnen und Richtern gegenüber – im Gegensatz zu dem Verhandlungsgegenstand sind diese „echt“. Sie stammen unter anderem vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Verhandelt wird auf Englisch, schließlich müssen sich die beiden besten Teams beim internationalen Entscheid in Washington mit Studierenden aus aller Welt messen.

Für die Studenten ist der Moot Court eine große Herausforderung. Nachdem ihnen am Vorabend der Verhandlung erstmals die Schriftstücke der „Gegenpartei“ vorgelegt wurden, arbeiteten sie bis in die Nacht hinein am eigenen Vortrag. In der Verhandlung geben sich die Richter, denen wie im richtigen Leben mit der üblichen Gerichtszeremonie und ehrerbietenden Anrede höchster Respekt gezollt wird, nicht mit der Rolle des Zuhörers zufrieden. Immer wieder stellen sie Fragen und prüfen die Argumente der Vortragenden. Jede Verhandlung wird mit Punkten bewertet. Die besten acht Teams erreichen das Viertelfinale. Im Finale stehen die beiden Teilnehmer der weltweiten Endrunde zwar schon fest. Schließlich geht es aber noch um die Ehre und den Sieg auf Bundesebene.

Zum Auftakt der deutschen Vorrunde begrüßte Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Promotionsaula des Priesterseminars, an einem Ort also, wo einst auch die juristische Fakultät der Universität Trier ihren Sitz hatte. Sein besonderer Dank galt dem Leiter des Wettbewerbs Alexander Proelß, Pro­fes­sor für Öffent­li­ches Recht, ins­be­son­dere Völ­ker- und Euro­pa­recht an der Universität Trier, der den nationalen Vorentscheid erstmals nach Trier geholt hat. Moot Courts, die auch auf anderen Gebieten der Rechtswissenschaft und in anderen Fächern an der Universität Trier regelmäßig stattfinden, seien nicht nur eine wichtige Praxiserfahrung für die Studierenden, sondern auch ein Ausweis an Internationalität.

Mit Verweis auf zahlreiche Filme wie etwa „Das Urteil von Nürnberg“ mit dem gerade verstorbenen Maximilian Schell in der Hauptrolle führte Jäckel den Gästen vor Augen, welche Faszination der Kampf um die Wahrheit in Gerichtsprozessen auch auf die Öffentlichkeit ausübt. Dabei kämen dem Zusammenspiel von der Macht des Wortes und der Bedeutung der Stimme eine wichtige Rolle zu, erst beides gemeinsam entscheide über die Überzeugungskraft der Rede vor Gericht.

In diesem Sinne wünschte auch Gastgeber Alexander Proelß den Studentinnen und Studenten, dass sie die Richterbank mit ihren Argumenten und Verhandlungsgeschick überzeugen mögen. Dabei lohne sich die Teilnahme am Moot Court nicht nur für diejenigen, die als Gewinner in die USA fahren dürfen. Schon die sechs Monate lange Vorbereitung auf den Prozess, die intensive Auseinandersetzung mit dem Verhandlungsgegenstand und die Zusammenarbeit im Team seien von sehr großem Wert – das weiß Alexander Proelß aus eigener Erfahrung: Als Student hat er selbst an einem Moot Court zum Völkerecht teilgenommen, später hat er Teams trainiert. Insofern könne er allen Teilnehmenden jetzt schon gratulieren: „Mich hat der Moot Court erst zum Völkerrecht gebracht. Ich kann Ihnen sagen: Es lässt einen nicht mehr los!“ 

<link http: www.uni-trier.de _blank>Weitere Informationen auf der Homepage der Trierer Vorrunde