Ehrung für Trierer Wissenschaftler

Stimmerkennung als praxisbezogener Forschungsschwerpunkt

Dem Trierer Phonetik-Professor Dr. Jens-Peter Köster wird am 14. Mai 2003 im Rahmen einer Feierstunde eine akademische Festschrift überreicht, in der 44 Kollegen aus 20 Ländern mit wissenschaftlichen Beiträgen vertreten sind. Der Geehrte forscht und lehrt seit 1973 an der Trierer Universität und ist Leiter des Fachs Phonetik am Fachbereich II, also der Wissenschaft von der lautlichen Seite sprachlicher Kommunikation.

 

Jens-Peter Köster wurde 1942 in Magdeburg geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in der Altmark, Westfalen und Niedersachsen, um 1963 in Kiel das Studium der Phonetik, Sprachwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Romanistik und Anglistik aufzunehmen. Anschließend studierte er in Paris an der Sorbonne, wo er 1966 das Diplôme de Phonétique erwarb. Nach Kiel zurückgekehrt, schloss er 1968 seine anderen Studiengänge mit dem Staatsexamen und Magister Artium ab.

Sein weiterer akademischer Weg führte über Reading/England und Stuttgart nach Hamburg, wo er 1973 in Phonetik promoviert wurde. Im gleichen Jahr erreichten ihn dann mehrere Rufe, von denen er den an die junge Universität Trier annahm. Hier begründete er 1985 das eigenständige Fach "Phonetik", das er seither leitet.

 

In dieser Funktion ist Jens-Peter Köster international bekannt geworden. Er hat an der Universität Trier einen Schwerpunkt in der sogenannten forensischen Phonetik gesetzt, das heißt in der Anwendung phonetischen Wissens auf stimmenvergleichende Gerichtsgutachten. Diese Tätigkeit kann als Musterbeispiel für die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Lebenswirklichkeit dienen. Eine nicht geringe Zahl von Rechtsbrechern im Bereich sexueller Belästigung bis hin zu Rauschgifthandel und Mord wurde durch Gutachten aus Trier überführt. Trier ist die bundesweit einzige Universität, die Studierenden im Hauptfach diesen praxisbezogenen Schwerpunkt anbietet: dementsprechend verfügen die Absolventen über sehr gute Einstellungschancen bei den einschlägig tätigen Behörden wie Bundeskriminalamt und Landeskriminalämter.

 

Es wäre allerdings falsch, die Tätigkeit der Trierer Phonetik auf den forensischen Aspekt zu reduzieren. Jens-Peter Köster hat es verstanden, seit Jahrzehnten über Kooperationen mit der Industrie Drittmittel in erheblichem Umfang an die Trierer Universität zu holen. So wurden beispielsweise eine durch sprachliche Befehle gesteuerte Whirlpool-Badewanne in Zusammenarbeit mit dem Trierer Institut entwickelt, industrielle Fertigungsprozesse durch akustische Mustererkennungsverfahren optimiert und andere akustische Hochtechnologien in die mittelständische Wirtschaft transferiert. Die breit gefächerte Ausbildung in der Trierer Phonetik eröffnet den Studierenden aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten im klinischen Bereich (zum Beispiel Arbeit mit Schlaganfall-Patienten) und in der Forschung (zum Beispiel am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik).

 

Dies alles ist in ganz starkem Maße mit der Person Jens-Peter Köster verbunden. Seinem persönlichen Engagement ist es zu verdanken, daß es die Phonetik in Trier als eigenständiges Fach gibt, daß die Phonetik in Trier, gemessen an der Zahl der Studierenden und an der Breite des Lehrangebots, in Deutschland mit führend ist.

 

Jens Peter Kösters Blick über nationale und sprachliche Grenzen hinweg äußert sich allerdings auch in seinem Engagement in wissenschaftlichen Vereinigungen. Er ist seit 1999 Präsident der International Society of Phonetic Sciences. 2002 wurde er in das Permanent Council for the Organization of International Congresses of Phonetic Sciences gewählt, das heißt in einen Kreis weltweit renommierter Persönlichkeiten, der für die wissenschaftliche Planung und inhaltliche Organisation der alle vier Jahre stattfindenden Kongresse für Phonetische Wissenschaften zuständig ist.

 

Die Festschrift und deren feierliche Überreichung stellen ein "Dankeschön" seiner Freunde und Kollegen an diesen erfolgreichen und engagierten Wissenschaftler dar.