Studierende erforschen Lage von Jugendlichen in Slums

(die Fotos können urheberrechtsfrei verwendet werden) Politische Unruhen und Proteste in den Slums von Nairobi. Fotos: Alexander Glodzinski

Gemeinsames Projekt im Herbst mit Studierenden aus Kenia  

Rund 70 Prozent der Gesamtbevölkerung Kenias leben in den Slums der Hauptstadt Nairobi auf nur sechs Prozent der Stadtfläche. Es sind vor allem Kinder und Jugendliche, die hier ohne Lebensperspektive aufwachsen. Mehr als 60 Prozent der Slumbewohner sind jünger als 18 Jahre. Im September und Oktober werden jeweils 15 Studierende der Universität Trier und der Kenyatta University/Nairobi gemeinsam die Lage der Jugendlichen in den Slums untersuchen.

Die Studierenden werden die Erfolgsaussichten der von der Heinrich Böll Stiftung und der Friedrich Ebert Stiftung vor einigen Jahren initiierten Jugendprogramme unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Diese Programme motivieren Jugendliche, sich in selbstverantworteten „Jugendparlamenten“ in überschaubaren Einheiten zu organisieren – den „Villages“. Die Jugendlichen sollen Eigenverantwortung für ihre Gemeinschaft übernehmen ohne immer auf Hilfe von außerhalb angewiesen zu sein.

Dieser neue kreative Ansatz eines Demokratie-Aufbaus von unten ist nicht ganz ungefährlich, denn der elitäre und korrupte Staat sieht sich dadurch in seiner uneingeschränkten Machtfülle gefährdet. Das Forschungsprojekt will die ersten Gehversuche einer sich zunehmend stärker artikulierenden neuen politischen Jugendkultur dokumentieren und bewerten. Die Jugendlichen in den Slums fühlen sich von der Politik Kenias völlig ausgegrenzt und melden sich nun mit ihren eigenen Vorstellungen und kreativen Ideen zu Wort.
 
Mit diesem Projekt setzen die Studierenden der beiden Universitäten eine 2012 in Kenia durchgeführte Studie fort, in der Ideen und Strategien zur Friedensbildung und Konfliktvermeidung in ethnisch unterschiedlich geprägten Landesteilen Kenias ermittelt wurden. Dabei sollten Lehren aus den verheerenden Folgen der Präsidentschaftswahlen Ende 2007 gezogen werden. Insbesondere in den Slums von Nairobi war es zu brutalsten Übergriffen staatlicher Macht mit Plünderungen, Vergewaltigungen, politischen Morden und ethnischen Vertreibungen gekommen.

Die Studierendengruppe
Die Studierenden der Universität Trier und der Kenyatta University kommen aus verschiedenen Fachdisziplinen – so aus der Politikwissenschaft, der Soziologie, Ethnologie, Psychologie, Rechtswissenschaft, Geographie und Volkswirtschaftslehre. Das Projekt hat nicht nur einen fachlichen Gewinn, sondern prägt in erheblichem Maß auch die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen. Leiter des Projektes auf Trierer Seite ist Dr. Johannes Michael Nebe, Politikwissenschaft der Universität Trier. Die Ergebnisse werden am 4. Oktober in einem abschließenden Workshop im Goethe Institut in Nairobi präsentiert und zur Diskussion gestellt.
 

Kontakt:
Dr. Johannes Michael Nebe
Tel. 0651/16239
E-Mail: <link>jm.nebe@gmx.de