Pflegewissenschaft präsentierte sich

Die Studierenden Marie Rother (links) und Nadine Sutschet sprachen die Abschlussworte bei der offiziellen Vorstellung des Studiengangs.

Es war an der Universität eine nicht unumstrittene, aber richtige und wichtige Entscheidung, den Studiengang „Pflegewissenschaft (Klinische Pflege)“ einzurichten.  Diese Überzeugung vertraten am Freitag Repräsentanten von Ministerium, Universität und Kliniken bei der Präsentation des neuen dualen Studienangebotes.

„Dieser Studiengang ist ein zukunftsträchtiges Ausbildungsmodell in der Region und reagiert auf aktuelle Herausforderungen. Er weitet vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftebedarfs Qualifizierungsmöglichkeiten im Gesundheits- und Pflegebereich aus und verbessert die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Durch die Verzahnung von Berufsausbildung und Hochschulstudium kombiniert der Studiengang die Vorzüge beider Ausbildungswege: Absolventen erwerben wichtige praktische Fertigkeiten verbunden mit wissenschaftlichen Kompetenzen. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur fördert dieses wichtige Studienangebot daher sehr gerne, unter anderem durch die Zuweisung einer unbefristeten Professur und einer finanziellen Förderung von 500.000 Euro“, betonte Staatssekretär Hans Beckmann. Die zweite Professur wird von der Nikolaus Koch Stiftung gefördert.

Die Entscheidung für den Studiengang sieht Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel durch die Nachfrage von Studieninteressierten und den Verlauf des ersten Semesters bestätigt: „Es war eine mutige Entscheidung, den Studiengang bereits zum Wintersemester 2014/15 zu öffnen. Das Risiko hat sich gelohnt, bei allem Lehrgeld, das zu Beginn nun einmal anfällt. Die Stärkung der Beziehungen zum Gesundheitssektor in der Region ist ein erklärtes Ziel der Universität im Rahmen der noch jungen Wissenschaftsallianz Trier. Ein dualer Studiengang dieses Zuschnitts ist eine besondere Herausforderung. Die Universität muss unter Beweis stellen, dass die Verbindung mit einer akademischen Ausbildung als Gewinn für alle bezeichnet werden kann.“

Oberbürgermeister Klaus Jensen würdigte das Engagement der Kooperationspartner beim Aufbau des Studienganges. In Zeiten knapper Finanzmittel sei es nicht einfach, ein solches Vorhaben zu realisieren. „Mit dem Studiengang wird ein weiterer Mosaikstein im Gefüge der Gesundheitswirtschaft in der Region gesetzt“, betonte Jensen

Für die akademische Ausbildung sind Prof. Dr. Heike Spaderna im Bereich Gesundheitspsychologie und Prof. Dr. Margit Haas für Pflegewissenschaft zuständig. „Ziel des Bachelor-Studiengangs ist die wissenschaftlich und praktisch in der Pflege ausgebildete Pflegeperson, die zur eigenverantwortlichen und selbständigen professionellen Berufsausübung befähigt ist. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Studien- und Ausbildungsinhalte verknüpft sein und Studierende befähigt werden, einen eigenverantwortlichen, selbständigen sowie wissenschaftsbasierten Transfer in der pflegerischen Praxis zu leisten“, erläutert Prof. Dr. Margit Haas.

„Die Partnerschaft von Pflegewissenschaft und Gesundheitspsychologie bietet für den Studiengang sehr gute Ausgangsbedingungen. Im ersten Semester haben die Studierenden Grundlagenkenntnisse erworben, wie personale und soziale Faktoren unterschiedlicher Ebene die Gesundheit, Genesungsprozesse und Krankheitsbewältigung beeinflussen. Gesundheitspsychologische Erkenntnisse werden auch in den weiteren Semestern mit pflegewissenschaftlichen Inhalten verbunden. Lehre und Forschung werden hiervon profitieren und die Absolventen werden bestens qualifiziert in unterschiedlichen Berufsfeldern tätig werden können“, ergänzt Prof. Dr. Heike Spaderna.

Noch vor wenigen Jahren zogen Abiturienten einen Pflegeberuf kaum in Betracht. Mit den ständig komplexer werdenden Anforderungen in der Pflege sind der Bedarf an akademisch ausgebildeten Fachkräften und damit auch die Attraktivität des Berufsfeldes gestiegen. „In unseren Pflegeteams brauchen wir unterschiedliche Kompetenzen. Von den akademisch ausgebildeten Pflegekräften erwarten wir uns ein Mehr an Feldkompetenz, also das Handeln auf wissenschaftlicher Basis zu reflektieren, an Steuerungskompetenz, also Pflegeziele festzulegen und zu evaluieren, und an Entscheidungskompetenz, etwa bei der Lösung von komplexen Pflegeproblemen“, beleuchtet Aloys Adler den „Mehrwert“ aus Sicht der Berufspraxis. Den Bedarf an akademisch ausgebildeten Pflegenden beziffert der Pflegedirektor des Krankenhauses Barmherzige Brüder nach internationalen Erfahrungen auf 10 bis 20 Prozent.

Hintergrund

Der duale Studiengang „Pflegewissenschaft (Klinische Pflege)“ wurde zum Wintersemester 2014/15 als neues Studienangebot an der Universität Trier in Kooperation mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen und Marienhaus Kliniken Waldbreitbach eingerichtet. Er verbindet die akademische Lehre an der Universität mit einer betrieblichen Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege in bislang sechs Krankenhäusern. Die Studierenden schließen den dualen Studiengang nach acht Semestern mit der Doppelqualifikation eines Bachelor-Abschlusses und eines staatlichen Examens in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ab. Zum ersten Semester haben sich 26 Studierende eingeschrieben.