Prof. Dr. Heinz Heinen (Universität Trier, Fachbereich III) hält im Rahmen der Ringvorlesung des Graduiertenkollegs "Sklaverei - Knechtschaft und Frondienst - Zwangsarbeit. Unfreie Arbeits- und Lebensformen von der Antike bis zum 20. Jahrhundert" einen Vortrag zum Thema “Vom Exodus zum Spiritual: Israels Exodus aus dem ‘Sklavenhaus’ Ägyptens. Ein Sonderweg der antiken Sklaverei und seine Nachwirkungen bis in die Moderne” am Mittwoch, 16.7. 2003, 18. 00 Uhr in Hörsaal 9 der Universität Trier. Zum Vortrag:

Der Auszug der Israeliten aus dem "Sklavenhaus" Ägyptens schuf in der kollektiven Erinnerung Israels die Vorstellung, dass die Vorfahren ihres Volkes in der Vergangenheit allesamt Sklaven gewesen und durch Jahwe in die Freiheit geführt worden waren. Diese Erinnerung an die gemeinsame Herkunft aus der Sklaverei prägte die Sklavereigesetzgebung Israels in einzigartiger Weise. Kein anderes Volk der Antike hatte eine ähnliche, in gemeinsamer Sklaverei wurzelnde Vorgeschichte. Doch durch die Übernahme des Christentums wurden Griechen, Römer und die Völker Europas zu "wahren" Nachkommen Israels und die Israeliten des Alten Testaments zu Vorfahren aller Christen. Diese Sicht teilte sich auch den für das Christentum gewonnenen Negersklaven in Amerika mit. Sie entdeckten im Auszug der Israeliten aus dem "Sklavenhaus" Ägyptens eine Verheißung ihrer eigenen Befreiung und gaben dieser Hoffnung in ihren Spirituals einen ergreifenden Ausdruck. Die Linie des Vortrags führt vom Alten über das Neue Testament zum Spiritual "Go down Moses", dessen Text und Melodie in einer Aufnahme von Jubilant Sykes zu hören sein werden.