Starker Auftakt für Chinesisch an Trierer Gymnasien

227/2003 Trier, 05.11.2003

 

Starker Auftakt für Chinesisch an Trierer Gymnasien

 

Chinesisch ist diejenige Sprache, die von mehr Menschen als Muttersprache gesprochen wird als jede andere lebende Sprache. Sie ist eine Tonsprache, hat eine einzigartige Schrift und wirkt deshalb auf Europäer besonders exotisch. Der chinesische Beitrag zur Weltliteratur ist noch gar nicht zu Ende ausgelotet, und die gegenwärtige Produktivität chinesischer Autorinnen und Autoren kommt "dank" der Sprachbarriere nur sporadisch in Europa an.

Wenn junge Europäer diese Barriere überwinden und ihren Horizont in Richtung der auch wirtschaftlich äußerst dynamischen Regionen Ostasiens erweitern wollen, so müssen sie meistens warten, bis sie ihr Abitur in der Tasche haben und ein Sinologiestudium beginnen können, denn das Fremdsprachenangebot in der Sekundarschule ist nach wie vor größtenteils "eurozentisch" ausgerichtet. Dies wird in Trier nun ein Stück weit anders werden.

 

Damit Schülerinnen und Schüler der Trierer Gymnasien schon vor dem Abitur ihre Neugierde über die chinesische Sprache und das Leben im fernen China befriedigen können, haben das Fach Sinologie an der Universität Trier und das Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) Trier eine Chinesisch-AG gestartet, an der Schülerinnen und Schüler aller Gymnasien der Stadt teilnehmen

können.

 

Das Projekt wurde von dem Sinologie-Professor Karl-Heinz Pohl initiiert. Eine großzügigen finanzielle Unterstützung erhält es durch das bei der Zentralen Studienberatung angesiedelte Projekt "Übergänge Schule - Hochschule", das von der Nikolaus Koch-Stiftung gefördert wird, sowie durch die Hong Kong und Shanghai Banking Corporation Trinkas & Burkhardt (Luxemburg) Somit konnte ein Lehrauftrag für die Arbeitsgemeinschaft finanziert werden.

 

Und dieser Saal war gerade groß genug, alle erschienenen Interessenten zu fassen! Es waren bestimmt an die 70 Schüler und Schülerinnen anwesend, als Wolfgang Hallet alle herzlich begrüßte, um dann Prof. Yong Liang, Sinologie, zu bitten, seinen Impulsvortrag zu halten.

 

 

Herr Liang zeigte in seinem Vortrag, wie spannend sowohl die Begegnung mit den Menschen Chinas als auch mit der Sprache sein kann, wobei er die Bedeutung der Sprache und des chinesischen Wachstumsmarktes deutlich machte. Dipl.-Ing. Eping von der Firma Laeis-Bucher ergriff ebenfalls das Wort, um aus seiner nunmehr 25-jährigen Erfahrung mit dem Leben und Handeln in China zu berichten. Sollten die Worte aus dem Munde eines geborenen Chinesen nicht überzeugt haben, Epings Berichte aus nicht chinesischer Perspektive taten es bestimmt. Nachdem sich auch Frau Liang Liu aus Wuhan, die die AG leiten wird, vorgestellt hatte, zeigte Cornelia Menzel, Sinologie (Universität Trier) einige Möglichkeiten auf, wie man sich mit Chinesisch auch in der elektronischen Datenwelt bewegen kann. Daraufhin trugen sich sage und schreibe fünfzig Schüler und Schülerinnen in die

Teilnehmerliste ein. Liang Liu und die anwesenden Mitarbeiter der Sinologie wurden von Interessierten noch eine Weile mit Fragen belagert.

 

Frau Liu ist eine junge Germanistin aus der Stadt Wuhan am Yangzi-Fluss. Sie hat dort einen Magisterabschluss erworben und ist anschließend fünf Jahre im Bereich Deutsch als Fremdsprache tätig gewesen. Seit einem halben Jahr hält sie sich zum Zweck der Promotion in Trier auf. In ihrer Person konnte eine hervorragend qualifizierte und erfahrene Lehrerin für diese AG gewonnen werden.

 

Die AG wird sich zunächst ein Schuljahr lang wöchentlich für eine Doppelstunde treffen. Sie wird einerseits ein Sprachkurs sein, in dem vor allem mündliche Fertigkeiten vermittelt werden, die nötig sind, um den Alltag auf Chinesisch erfolgreich kommunizieren zu können.

Eine gewisse Anzahl häufiger und wichtiger Schriftzeichen - man denke an den Versuch, den Ausgang oder die passende Toilette zu finden - gehört natürlich auch dazu. Andererseits wird Liang Liu landeskundliche Inhalte mit den Jugendlichen erarbeiten, damit sie auch Eindrücke von China als Land und Lebensraum bekommen. Gemeinsame Aktionen wie Kochen, das Begehen chinesischer Feste und Ausstellungsbesuche sowie ein vielfältiger Austausch mit dem Fach Sinologie werden die Aktivitäten der AG abrunden. Sollte es

sich als möglich und durch die Teilnehmenden erwünscht erweisen, so wird auch an einen Austausch mit einer Mittelschule in Wuhan zu denken sein. Bis es soweit ist, wird aber noch etwas Wasser die Mosel und den Yangzi hinunterfließen, denn ein solcher Austausch will gut geplant und vorbereitet sein.

 

Das Interesse und die Begeisterung der Schüler und Schülerinnen, die sich an jenem Dienstagabend zeigten, haben aber schon erwiesen, dass die Initiierung dieser AG richtig und sinnvoll ist. Überdies bedeutet sie eine wichtige Annäherung und Begegnung zwischen den Gymnasien und der Universität unserer Stadt und damit auch zwischen den Trierer Bürgern "an sich" und den an ihrer Universität Beschäftigten. Und nicht zuletzt entschließt sich ja vielleicht der ein oder andere AG-Teilnehmer nach dem Abitur für ein Studium der dann nicht mehr gänzlich unvertrauten Sprache.