Impulse für die Digitalisierung der Lehre

„Wegweisende“ und inspirierende Tagung an der Universität Trier

Digitalisierung verändert Universitäten und Hochschulen in allen Bereichen: in Forschung, Lehre und Studium. Auf diesen gemeinsamen inhaltlichen Nenner ließ sich die Tagung „Digitale Transformation in der Hochschulbildung“ an der Universität Trier bringen. Wie die digitalisierte Hochschule in einigen Jahren oder Jahrzehnten aussehen wird, wagte sich angesichts der rasanten technischen Entwicklungen allerdings kein Experte verlässlich zu prognostizieren.

In die Zukunft zu blicken, war auch nicht das Ziel der Tagung. Vielmehr ging es darum, beteiligte Personen und Bereiche zusammenzubringen sowie Strategien und Maßnahmen zur Digitalisierung in der Hochschullehre vorzustellen und zu diskutieren. Was bestens gelang: Im Publikum saßen Bibliothekare neben Informatikern, Hochschuldozenten neben Studierenden, E-Learning-Beauftragte neben Strategie-Entwicklern.

Die Digitalisierung betrifft die gesamte Hochschullandschaft und katalysiert einen ganzheitlichen Strukturwandel. Die aus dieser Diversität resultierenden Erfordernisse und Herausforderungen scheinen nicht zuletzt von regionalen Aspekten, dem Hochschultyp, dem jeweiligen Fach und der finanziellen Ausstattung abzuhängen, bekräftigt Bianca Höfler-Hoang, Leiterin der Koordinationsstelle E-Learning der Universität Trier.

So machten Tagungsteilnehmer auf unterschiedliche Fortschritte in der Digitalisierung zwischen Bundesländern aufmerksam. Technischen Universitäten oder Hochschulen wird aufgrund der höheren Affinität zur Informationstechnologie ein Vorsprung in der Digitalisierung zugewiesen, ebenso wie den natur- und technikwissenschaftlichen Disziplinen gegenüber Geisteswissenschaften. Nicht zuletzt scheint Digitalisierung eine Frage des Geldes zu sein, insbesondere beim Aufbau der Infrastruktur. Darauf verwies Prof. Dr. Peter Leiß, Vizepräsident der TH Bingen, der kleinere Hochschulen mit beschränktem Budget in einer schwierigen Position wähnt.

Unterschiedliche Affinitäten zur Digitalisierung werden auch den an der Lehre beteiligten Gruppen – Lehrenden und Studierenden – zugesprochen. „Den Dozenten fehlt es schon hin und wieder an Kenntnis der technischen Möglichkeiten“, sagte Studentin Katharina Maria Düntzer von der Universität Trier, die andererseits einräumte, dass Studierende zwar über hohe Medienaffinität, aber nicht unbedingt über Medienkompetenz im gleichen Umfang verfügen. Dies gilt in gleichem Umfang auch für Lehrende. Es geht in diesem Zusammenhang um nachhaltige Impulsgeber, sowohl bei Studierenden als auch Dozierenden.

Den eigenen Weg durch die Digitalisierungslandschaft muss angesichts dieser Diversifizierung jede Hochschule für sich finden. Vor diesem Hintergrund bewertete auch Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der gastgebenden Trierer Universität, die Tagung als eine wichtige Informationsbörse: „Ich verspreche mir heute auch Hinweise für die künftigen Strukturen an unserer Universität.“

Diese Erwartungen dürfte die Tagung vollauf erfüllt haben. Reichlich Information und Anschauungsmaterial aus der Praxis steuerten schon die beiden Keynote-Speaker am Vormittag bei. Oliver Kohl-Frey berichtete am Beispiel der Universität Konstanz über deren Angebote an digitalen Services und die vollzogenen Reorganisationsprozesse. Prof. Dr. Heribert Nacken von der RWTH Aachen beeindruckte mit seinem Vortrag über Digitalisierungsstrategien insbesondere die Dozenten unter den Tagungsteilnehmern.

„Es war sehr interessant zu sehen, welche Wertschätzung die Lehre in der Digitalisierungsstrategie der RWTH erfährt. Besonders aufschlussreich fand ich die Hinweise, wie es gelingt, Studierende besser zu begleiten“, war der Vortrag für Dr. Johannes Stoffels, der in der Umweltfernerkundung und Geoinformatik der Universität Trier lehrt und forscht, eine reiche Inspirationsquelle. Seine Kollegin Dr. Rebecca Retzlaff fand besonders überzeugend, wie wichtig es in der Lehre sei, Studierenden Feedback zu geben. Technische Mittel zu entwickeln, die solche Feedback-Optionen unterstützen, hält sie für eine gute Innovation. Doktorandin Sandra Dotzler fand die Idee, im Rahmen der Digitalisierungsstrategie an der RWTH Aachen Verbesserungsvorschläge finanziell zu fördern, damit sie ausgearbeitet und erprobt werden können, nachahmenswert.

Dozenten bei der Digitalisierung der Lehre zu unterstützen statt sie von oben herab hineinzuzwängen und Abwehrreaktionen auszulösen, hält auch Prof. Dr. Peter Leiß für den besseren Weg. „Die technische Ausstattung alleine macht es nicht“, pflichtete ihm Dr. Peter Ferdinand vom Institut für Wissensmedien der Uni Koblenz-Landau bei. „Es ist auch eine Frage der Kompetenzen und der Kultur an den Hochschulen. Es braucht vor allem das Bemühen, die technischen Möglichkeiten umzusetzen.“

Abschließend fällt auch das Resümee der Veranstaltungsorganisatorin Bianca Höfler-Hoang positiv aus: "Der Mix aus Vorträgen, Podiumsdiskussion und Best-Practise-Beispielen konnte das Bewusstsein der Anwesenden für einen interdisziplinär gestalteten Austausch einzelner Hochschulbereiche schärfen und gab zahlreiche Impulse, um Digitalisierung innerhalb der Bildungseinrichtung gemeinschaftlich zu begegnen."

Wohin die digitale Transformation die Hochschulen bewegen wird, stellt auch die Experten vor offene Fragen. „Mir fehlt die Fantasie zu beschreiben, wie eine Hochschule in 50 Jahren aussehen wird“, räumte Oliver Kohl-Frey vom Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum der Universität Konstanz ein. Universitätspräsident Michael Jäckel ist sich sicher: „Das Thema wird uns noch lange begleiten, da steckt viel Musik drin.“

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Auf dem Podium diskutierten (von links): Oliver Kohl-Frey (Universität Konstanz), Prof. Dr. Michael Jäckel (Universität Trier), Katharina Maria Düntzer (Universität Trier), Dr. Peter Ferdinand (Universität Koblenz-Landau), Prof. Dr. Peter Leiß (Technische Hochschule Bingen) und Moderator Dr. Konrad Faber (Virtueller Campus Rheinland-Pfalz).

Weitere Informationen

Videos zur Tagung werden in Kürze online verfügbar sein.

Kontakt
Bianca Höfler-Hoang
Universität Trier/Koordinationsstelle E-Learning
Tel. 0651/201-3582
E-Mail: hoefleruni-trierde