Philippika-Preis für mühsame Rätselarbeit

Lajos Berkes (Mitte) bei der Preisverleihung mit (v.l.) Prof. Dr. Torsten Mattern, Dr. Barbara Krauß, Prof. Dr. Andrea Jördens und Prof. Dr. Michael Jäckel.

Auszeichnung geht an jungen Papyrologen 

Nicht einmal ein Zehntel der weltweit etwa 1,5 Millionen vorhandenen Papyri ist bisher entschlüsselt. Diese Tatsache verleitete erst kürzlich einen renommierten Vertreter der Papyrologie auf einer internationalen Tagung zu der Aussage, er habe wenig Hoffnung, dass sich an dem aktuellen Forschungsstand alsbald etwas ändern werde. Dabei hatte nur wenige Stunden zuvor ein begabter Nachwuchswissenschaftler auf derselben Tagung in einem Vortrag seine jüngsten Forschungsergebnisse vorgestellt, den der Professor allerdings verpasst hatte.

Mit dieser Episode bringt Prof. Dr. Andrea Jördens von der Universität Heidelberg die Leistung des Philippika-Preisträgers 2014 auf den Punkt: Lajos Berkes war es, der auf jener Tagung über seine Dissertation mit dem Titel „Dorfverwaltung und Dorfgemeinschaft in Ägypten von Diokletian bis zu den Abbasiden“ gesprochen hatte. Darin hat der gebürtige Ungar zahlreiche griechische, koptische und arabische Originalquellen ausgewertet, darunter auch viele bisher noch nicht untersuchte Papyrusdokumente. So entwickelte er ein lebendiges Bild von dörflichen Gemeinschaften, ihren Strukturen und ihrer Verwaltung im spätantiken Ägypten. 

Die Auszeichnung mit dem Philippika-Preis 2014 würdigt die besonderen papyrologischen und althistorischen Kompetenzen von Lajos Berkes, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Laudatorin Prof. Dr. Andrea Jördens tätig ist. Der vom Harrassowitz-Verlag gestiftete Preis wird seit vier Jahren an der Universität Trier für herausragende, interdisziplinäre altertumswissenschaftliche Dissertationen verliehen. Dass er nun schon zum zweiten Mal in Folge an die Universität Heidelberg geht, ist nach Ansicht von Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, kein Zufall: „Die Förderung und Pflege der kleinen Fächer, wie etwa der Papyrologie, verbindet unsere beiden Universitäten auf besondere Weise“, so Jäckel in seinem Grußwort zur Preisverleihung.

Benannt ist der Philippika-Preis nach der Monographienreihe „Philippika. Altertumswissenschaftliche Abhandlungen. Contributions to the Study of Ancient World Cultures“. Die Reihe publiziert Veröffentlichungen aus allen Bereichen der Altertumswissenschaften und versteht sich als Plattform für eine interdisziplinäre Perspektive. Anstatt eines Preisgeldes übernimmt der Harrassowitz-Verlag die Kosten für den Druck der prämierten Dissertation und begleitet deren Herausgabe in der Philippika-Reihe. „Am Anfang einer wissenschaftlichen Karriere fehlt es oft an zwei Dingen: Erfahrung und Geld“, so Verlagsleiterin Dr. Barbara Krauß und machte damit deutlich, dass der Verlag mit der Auslobung des Preises auch eine pragmatische Unterstützung verbindet.

Damit bleibt Lajos Berkes der große Aufwand erspart, den die Publikation einer Doktorarbeit normalerweise bedeutet – und verschafft ihm Zeit für sein neues Forschungsprojekt: „Zeugnisse einer multikulturellen Gesellschaft: Papyri zum Zusammenleben von Christen und Muslimen im früharabischen Ägypten“ – wie schon bei seiner Dissertation wieder ein Thema, das auch Parallelen aufzeigen wird zum Zusammenleben in unseren modernen Gesellschaften.