Ehrendoktor der Universität Leipzig für Peter von Polenz

Peter von Polenz, Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Trier von 1975 bis 1993, wurde am 06. November 2003 von der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Die Universität Leipzig ehrt damit einen Sprachwissenschaftler, der durch zahlreiche Publikationen und durch seine akademische Lehre, vor allem an den Universitäten Marburg, Heidelberg und Trier, in den vergangenen 50 Jahren wesentlich zur Beförderung der Germanistischen Linguistik in Deutschland und auch im Ausland beigetragen hat.

 

Peter von Polenz ist einer der führenden Erneuerer der germanistischen Sprachwissenschaft. Als Dialektologe und Namenforscher und als Mediävist ausgebildet und als solcher in seinen universitären Qualifikationsschriften ausgewiesen, hat er in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entscheidend die Öffnung der deutschen Sprachwissenschaft hin zu internationalen Entwicklungen und Standards vorangetrieben. Er war 1967 der Herausgeber der zweiten Auflage des (seit 1931 nicht mehr in Deutschland erschienenen) Hauptwerks von Ferdinand de Saussure (des "Vaters" des europäischen linguistischen Strukturalismus): "Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft."

 

Die Verdienste von v. Polenz um die germanistische Sprachwissenschaft seit dem 2. Weltkrieg können kaum überschätzt werden. Trotz der intensiven Arbeit für eine rational-systematische Sprachwissenschaft in Forschung, Lehre, Ausbildung und Weiterbildung ist Peter von Polenz zeit seines Lebens im Grunde seines Herzens ein Historiker geblieben. Die dreibändige "Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart" (vgl. UNIJOURNAL H. 3/2000, S. 29), die er zum Ende des vorigen Jahrhunderts vollendet hat, wurde bereits kurz nach ihrem Erscheinen zu einem Klassiker. Die Universität Leipzig hatte von Polenz 1953 zum Dr. phil. promoviert. Gleichzeitig entließ ihn aber das Hochschulsekretariat der DDR-Regierung (vertreten durch den Prorektor der Universität Leipzig) fristlos, uns zwar aus politischen Gründen, die mit seiner familiären Herkunft und seiner strikten Enthaltsamkeit in "gesellschaftlicher Betätigung" zusammenhingen, fristlos. Er war 1952 als Wissenschaftlicher Assistent beschäftigt gewesen. Nach 50 Jahren würdigt die Universität Leipzig nun das Lebenswerk ihres früheren Mitarbeiters und leistet damit gleichzeitig eine Art Wiedergutmachung für das damals ausgesprochene parteistaatliche Berufsverbot.