Wandel der Lebensformen vom 18. -21. Jahrhundert

Zum Verhältnis von Leben und Arbeit

4. Fachtagung Frauen und Genderforschung in Rheinland-Pfalz

Das Verhältnis von Leben und Arbeit unterliegt gegenwärtig tiefgreifenden Veränderungen, die in den Sozialwissenschaften unter dem Stichwort "Entgrenzung von Arbeit und Leben" diskutiert werden. Der Lebensbereich Arbeit ist im wesentlichen durch zwei Entwicklungen gekennzeichnet: zunehmende Flexibilisierung, De-Regulierung und Mehrarbeit auf der einen und steigende Arbeitslosenzahlen auf der anderen Seite. Im Lebensbereich Familie halten im Gegenzug Zeitknappheit, tayloristische Zeitstrukturen und eine "verbetrieblichte Lebensführung" Einzug. Deutet sich hier ein tiefgreifender Wandel dieser in modernen Gesellschaften bislang für charakteristische gehaltenen Struktur der Trennung der beiden Bereiche an, der langfristig erhebliche Folgen für die Lebensformen haben wird?

Angesichts dieser aktuellen Probleme ist es Zeit, das Verhältnis von Leben und Arbeit aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Sicht neu zu überdenken. Davon ausgehend, dass die Grenze zwischen (Privat-) Leben und Arbeit ständig neu verhandelt wird, analysiert die Tagung Normen und historische Voraussetzungen, die den Veränderungen des Verhältnisses zu Grunde liegen. Aber auch die Begriffe "Leben" und "Arbeit" stehen auf dem Prüfstand. Im Vordergrund steht dabei die Frage, welche Auswirkungen die jeweiligen Verhältnisse von Leben und Arbeit für Männer und Frauen haben. Denn Arbeit und (Privat-) Leben bilden zwei Gravitationspunkte westlicher Existenz, die seit dem 18. Jahrhundert Mann und Frau polarisierend zugeordnet wurden und in gesellschaftlichen Leben geschlechtsspezifische Implikationen besaßen und besitzen.

Zu diskutieren ist, welche Bilder uns die Medien zum Verhältnis von Leben und Arbeit vermitteln. Wie haben Künstler/innen und Literaten das Thema verhandelt? Wie gehen sie selbst mit diesem Verhältnis um? Welche Konsequenzen hat die Entgrenzung von Arbeit und Leben für Partner- und Elternschaft? Ist die Logik des Marktes, der hoch mobile und ständig verfügbare Individuen voraussetzt, mit der Logik menschlichen Zusammenlebens, gar mit Kindern, die auf Verlässlichkeit beruht, strukturell vereinbar? Was bedeutet die "Zeitfalle" für das Alltagsleben? Welche Konsequenzen haben die skizzierten Erosionen für die Neuordnung der Geschlechterverhältnisse und die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, auch im Hinblick auf die gesellschaftlich notwendige Betreuungs- und Fürsorgearbeit?

Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.

 

Bitte senden Sie eine kurze Vorstellung Ihres Themas bis zum 21. Mai 2004 per Email an: Katja Wolf, zig@uni-trier.de.