24.10.: Vortrag über "Schutzhaft" in Trier in der Anfangsphase des NS-Regimes

Am Dienstag, den 24. Oktober 2017, referiert Vincent Benter um 19 Uhr im Stadtmuseum Simeonstift (neben der Porta Nigra) über das Thema "Schutzhaft. Das Instrument der Gegnerbekämpfung und Machtdurchsetzung im Raum Trier (1933-1935)". Der Eintritt kostet 6 €, Schüler und Studierende haben freien Eintritt.

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Am 30. Januar 1933 drangen die Nationalsozialisten mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler an die Schaltzentrale des Deutschen Reichs vor und begannen ihre zwölfjährige Terrorherrschaft. Indes war die Übernahme der Macht kein Prozess, der ausschließlich in Berlin stattfand, sondern dem die Übernahme staatlicher Strukturen in zahlreichen Landkreisen und Städten vorausging oder folgte. Der Regierungsbezirk Trier kann als eine Region Preußens gelten, die lange fest in der Hand des Katholizismus war. Bei den Kommunalwahlen am 5. März 1933 konnte die NSDAP hohe Stimmenzuwächse verbuchen, musste sich aber trotzdem in acht von zehn Kreisen des Bezirks dem Zentrum geschlagen geben. Nur in Wittlich und Bernkastel gelang es ihr mehr Stimmen als das Zentrum zu erhalten. Wenngleich dieser Ausgangslage ungünstig war, konnten sich die Nationalsozialisten im Laufe des Jahres 1933 eine sichere Machtposition erarbeiten und Oppositionsbewegungen wenn nicht zerschlagen so doch weitestgehend paralysieren.

Da es im Bezirk Trier in weiten Teilen an einem nationalsozialistischen Milieu fehlte, kam hier der Kontrolle der Kommunalen Verwaltung eine besondere Bedeutung zu. Als klassischer preußischer Beamter, der nicht gewählt, sondern von der preußischen Staatsregierung ernannt wurde, begriff sich der Landrat als „Träger der Staatsautorität“ im Landkreis und führte die von der preußischen Regierung gegeben Weisung pflichtbewusst aus. Gegenüber der in weiten Teilen nicht-nationalsozialistisch eingestellten Bevölkerung verkörperter er Kontinuität in einer Phase der Transformation und half so, die Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten zu legitimieren und ihre Unrechtmäßigkeit zu vertuschen.

Betrachtet man die Machtdurchsetzung der Nationalsozialisten aus diesem Blickwinkel, erscheint es kalkuliert, dass die Landräte in ihrer Funktion als Leiter der Kreispolizeibehörden vom preußischen Innenminister mit der Kompetenz ausgestattet wurden, die Schutzhaft zu verhängen. Diese Maßnahme galt laut Martin Broszat als „der Inbegriff der politischen Gegnerbekämpfung“. Im Regierungsbezirk Trier wurde die Zerschlagung der kommunistischen Bewegung im März und April 1933 daher weitestgehend von den Landräten und der ihnen unterstellten Polizei bewerkstelligt. Die gilt umso mehr als die Gestapo als „spezifische Institution des nationalsozialistischen Maßnahmenstaates“ erst im Mai 1933 in Trier gegründet wurde und mindestens bis Mitte 1934 personell unterbesetzt war.

Ziel dieses Vortrags ist es, die Rolle und die Zusammenarbeit von Landräten und Staatspolizeistelle Trier in der Verfolgungspraxis des Jahres 1933 herauszustellen und zu analysieren.