„Ich sollte der nächste sein. Zivilcourage - die Chance gegen Korruption und Terror“

Ehrendoktorwürde der Universität Trier für Prof. Dr. Leoluca Orlando

Die Verdienste, die Orlando sich erworben hat, reichen über den administrativen, den juristischen und den politischen Bereich hinaus und bestehen wesentlich in einer kulturellen Wirksamkeit, so die Laudatio. Orlandos Grundgedanke bestehe darin, dass für ein gedeihliches Zusammenleben die Respektierung der Legalität unerlässlich ist und eine breitangelegte Aktivität im Bereich der Menschenbildung vorausgehen muss, wenn ein Staat auf Gewaltanwendung verzichten will.

 

Kulturarbeit - „Herkulesarbeit“

Die Laudatio umschreibt Orlandos Engagement: „Diese Kulturarbeit war – und ist weiterhin - eine Herkulesarbeit: Sie umfasst die Wiederherstellung geregelter Verhältnisse in Kinder- und Schulerziehung, den Jugendaustausch, die Betreuung haftentlassener Mafiosi, die Schaffung von Kulturzentren wie den Cantieri culturali alla Zisa, den Erhalt zahlreicher Kulturdenkmäler, unter anderem durch das Programm „Kinder adoptieren ein Denkmal“, die Rettung vieler hunderter von weltlichen und kirchlichen Bauten, welche Mafiasympathisanten zu „Scheußlichkeiten“ erklärt hatten, um sie mit der Aussicht auf Spekulationsgewinn abreißen zu können (was vielfach bereits geschehen war), und reicht bis zur Wiedereröffnung des jahrzehntelang blockierten Teatro Massimo von Palermo. „Sobald die Bürger beginnen“, schreibt Orlando, „die Kontrolle über den öffentlichen Raum zu übernehmen, weiß der „Capomafia“, dass seine Zeit abgelaufen ist.“

 

Verdienste moralischer Art

Über das politische Bemühen Orlandos hinaus würdigt die Universität Trier außerdem seine Verdienste moralischer Art: „Seine Tätigkeit kann als herausragendes Beispiel für die positiven Auswirkungen wissenschaftlicher Disziplin auf das praktische Leben gelten. Seine Leistungen, zu Hause wie anders wo, werden mit Sicherheit bald zum Gegenstand kulturwissenschaftlicher Forschung unter den verschiedensten methodischen Aspekten werden“, heißt es wörtlich in der Laudatio.

 

Orlandos Rat ist gefragt

Derzeit bemüht Orlando sich seine in Sizilien gemachten Erfahrungen zu verbreiten: Im Dezember 2000 fanden sich über tausend Delegierte aus 153 Ländern in Palermo zu einer Konferenz zusammen, um die Konvention der Vereinten Nationen gegen das grenzüberschreitende organisierte Verbrechen zu unterzeichnen. Weltweit sei Orlando gefragt, so z.B. als Abgeordneter des Europaparlaments und Mitglied zahlreicher UNO-Missionen. Orlando genieße inzwischen hohes Ansehen in vielen Gegenden Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, wo sein Rat als Exponent des ‚Frühlings von Palermo’ gefragt sei, und zwar gerade in besonders schwierigen Ländern.

 

Verbundenheit zu Deutschland

Bekannt ist insbesondere die Verbundenheit Orlandos zu Deutschland. Er hat einen Teil seines Jurastudiums an der Universität Heidelberg absolviert. In der letzten Jahren hat er an über 70 Orten in Deutschland Vorträge und Lesungen aus seinem Buch gehalten, dass er 2001 in den USA veröffentlicht hat unter dem Titel „Fighting the Mafia and renewing the Sicilian culture“ (San Francisco 2001). In deutscher Übersetzung ist es erschienen unter dem Titel „Ich sollte der nächste sein. Zivilcourage - die Chance gegen Korruption und Terror“ (Herder-Verlag, Freiburg 2002).