"Vorstellungen von Familie und Freundschaft"

4. Fachtagung Frauen– und Genderforschung in Rheinland-Pfalz – Teil III an der Universität Trier vom 04. bis 05. Februar 2005

Die Konferenz ist der dritte Teil einer Serie von drei Tagungen, die ge-meinsam die 4. Fachtagung Frauen- und Genderforschung in Rheinland-Pfalz zum Thema „Wandel der Lebensformen vom 18.-21. Jahrhundert“ bilden. Teil I widmete sich am 16. und 17. Juli 2004 dem "Verhältnis von Leben und Arbeit", Teil II hat sich am 26. November 2004 mit "Formen des Zusammenlebens" auseinandergesetzt.

Das Programm ist abrufbar im Internet unter der Adresse: http://www.uni-trier.de/zig.

 

Zum Wandel der Familie

Die häufig als "traditionell" bezeichneten Vorstellungen von Familie - verstanden als die privatisierte und intimisierte Kernfamilie - sind seit den 1970er des 20. Jahrhunderts einem bis dahin nicht gekannten Wandlungsprozess unterworfen. An die Stelle der lebenslangen "Neigungsehe" treten neue Formen des Zusammenlebens. Gründe sind neudefinierte genderspe-zifische Determinanten, ökonomische Zwänge sowie eine zunehmende Säkularisierung von ehemals auf religiösen Normen fundierten Lebens- und Wohngemeinschaften. Das lediglich durch kurzfristige Beziehungen unterbrochene Single-Dasein gewinnt dabei ebenso wie die Patchworkfamilien an Bedeutung. Daneben treten vielfältige Variationen der Partner- sowie Eltern-Kind-Gemeinschaften: Alleinerziehende Frauen und Männer, Wochenend- und Fernbeziehungen. Eng verknüpft mit den Bildern von "Familie", von Lebens- und Wohngemeinschaft sind die der Freundschaft – die lange Zeit ein Synonym für Verwandtschaft war und deren Konzeption ebenso tiefgreifenden Veränderungen unterliegt wie das der Familie. Sind jedoch unsere Vorstellungen von Familie und Freundschaft tatsächlich so weit von den so genannten "traditionellen" Vorstellungen entfernt?

 

Tatsächlich dürfen die Kategorien "Familie" und "Freundschaft" nicht als festgefügte Größen behandelt werden, die kaum einem historischen Wandel unterworfen waren und deren heutige Vielgestaltigkeit deshalb umso überraschender erscheinen, sondern vielmehr als wirtschaftlich, politisch und sozial motivierte Organisations- und Handlungsräume menschlicher Lebensgestaltung, die stets ein Höchstmaß variabler Ausformungen kannten.