Alte Trier-Filme – eine Geheimsprache – Kunst auf der grünen Wiese – das Moselfränkische und andere regionale Kostbarkeiten

Vortragsreihe in der Volkshochschule: "Trier und drumherum – Junge Wissenschaftler/innen erforschen Ihre Welt"

Kurzinformationen zu den Vorträgen:

 

Brigitte Braun: "Das Kino als Spiegel der Stadt. Trierer Filme und Filmpioniere"

Von keiner anderen Stadt vergleichbarer Größe haben sich so viele Filme aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts erhalten wie von Trier. Das liegt vor allem an der Familie Marzen, die zwischen 1902 und 1927 regelmäßig die Kamera aufstellte, um Trier und die Trierer zu filmen. In Zusammenarbeit mit dem Broadway werden die Spuren dieser Familie und ihres Wirkens im Kino- und Filmgeschäft der Stadt anhand von Photos und zum Teil hier erstmals vorgeführten Filmen nachgezeichnet.

Broadway-Kino, 15.02.2005, 19 Uhr

 

Anja Reichert: "Kulturgut, das der Krieg erschuf. Geschichte, Hinterlassenschaften und heutige Nutzung von Festungen des 16.-20. Jahrhunderts im SaarLorLux-Raum"

Der SaarLorLux-Raum gilt mit mehr als 300 größeren Festungsanlagen als größtes Festungsfreilichtmuseum der Welt. Die Festungen haben ein bauliches Erbe hinterlassen, das vielfältige Chancen für Erhalt und Folgenutzung bietet. Die Standorte feuerwaffengeprägter neuzeitlicher Festungsanlagen sind jedoch weitgehend unbekannt und finden aufgrund ihres ursprünglichen Zweckes als "Bauwerke des Krieges" nur wenig Akzeptanz. Zu den Festungen der Neuzeit zählen bastionäre Festungsstädte und Zitadellen des 17. Jh. (etwa Bitche oder Saarlouis), Forts und Großfestungen des 19. Jh. (z.B. Verdun) sowie die weitgehend unterirdischen Bunkersysteme des 20. Jh. (Maginotlinie und Westwall). Der Vortrag wird ihre Geschichte und heutigen Relikte anhand zahlreicher Fotos und Pläne dokumentieren. Zudem wird die breite Palette der Nutzungsmöglichkeiten (Museum, Wohn- und Gewerbestandort, ökologische Nischen u.a.) thematisiert, wobei den Problemen und Möglichkeiten der bedeutendsten Nachnutzungsvariante "Freizeit und Tourismus" besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Freitag, 15. April, 19 Uhr

 

Dr. Ulrike Gehring: "Auf der grünen Wiese - Kunstwerke auf dem Uni-Campus"

Als die Trierer Universität vor knapp 35 Jahren auf der grünen Wiese gegründet wurde, erklärte man die Integration von Architektur, Kunst und Landschaft zum grundsätzlichen Ziel des anstehenden Hochschulbaus. Es wurden Aufträge an renommierte Künstler vergeben, deren Arbeiten heute das Erscheinungsbild des Campus’ maßgeblich prägen. Diese Kunstwerke sollen im Rahmen des Vortrags vorgestellt und vor angesichts des allgemeinen

Kunst-am-Bau-Programms in seiner Entwicklung sowie in seinen Brüchen diskutiert werden.

Montag, 09. Mai

 

Tamara Stazic: "Vom Arbeitslosen zum Zwangsarbeiter – Arbeitslose in Trier und Umgebung (1919-1933)"

Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Arbeitslosigkeit bis dahin unbekannte Dimensionen. Sie wurde nicht erst mit der Weltwirtschaftskrise zu einem Massenphänomen. Insbesondere in der strukturschwachen Region um Trier wurde die Erfahrung von Arbeitslosigkeit für einen großen Teil der Bevölkerung zu einem Dauerzustand. Viele Arbeitslose gerieten in eine Armutsspirale und machten die Erfahrung von zunehmenden Krankheitsrisiken, Hunger und Obdachlosigkeit. Sie waren angewiesen auf die sporadische Hilfe der kommunalen Armenfürsorge, die nach wie vor mit verschiedenen Stigmatisierungen wie polizeilichen Hausbesuchen, der Abstempelung als "arbeitsscheu" und unbezahlter Zwangsarbeit verbunden war. Im Mittelpunkt dieses Vortrags stehen die Erfahrungen, Lebensumstände und Überlebensstrategien von Arbeitslosen, die in wissenschaftlichen Untersuchungen allzu häufig nur als statistische Größen abgehandelt werden.

Freitag, 03. Juni

 

 

H. Georg Wolf Márquez: "Jenisch: Reste einer alten Geheimsprache"

Seit dem 13. Jahrhundert gibt es für den deutschen Sprachraum Belege für die Entstehung einer Geheimsprache des fahrenden Volkes und der Nichtsesshaften. Das sogenannte "Rotwelsch" war noch bis in das 19. Jahrhundert auf den "Landstraßen" weit verbreitet. Es handelt sich hierbei nicht um eine einheitlich ausgebaute, voll funktionsfähige Sprachform, sondern um eine für Außenstehende nicht verständliche "Beisprache", die Teil einer Überlebensstrategie der "bürgerlichen" Gesellschaft gegenüber war. Durch den sozialen Aufstieg und das örtliche Niederlassen der fahrenden Bevölkerung finden sich in Deutschland nur noch vereinzelt Reste dieser einst so stark verbreiteten Sprachvarietät. In Trier konnte ein der Wissenschaft bislang nicht bekannter Bestand der hier als "Jenisch" bezeichneten Geheimsprache gesichert werden, welcher zu Anteilen auch in den örtlichen Dialekt und in die Umgangssprache eingedrungen ist. Der Vortrag beleuchtet die Geschichte des "Jenischen" von seiner Entstehung bis zu den heutigen Ausprägungen.

Freitag, 24. Juni

 

Natalia Filatkina: "Sind Ländergrenzen auch Sprachgrenzen? Das Moselfränkische diesseits und jenseits der Grenze"

Die geographische Nähe von Trier und Luxemburg erlaubt, das an den beiden Seiten der Mosel gesprochene Moselfränkische vergleichend zu betrachten. Bedeutet die geographische Nähe auch eine sprachliche? Inwiefern lassen sich Unterschiede zwischen dem in und um Trier gesprochenen Dialekt und dem Lëtzebuergeschen feststellen? Welche Rolle spielen dabei die politischen Grenzen? Die Antworten auf diese Fragen wollen wir in einer gemeinsamen Diskussion über die moselfränkischen Redewendungen erarbeiten. Nach der Darstellung des luxemburgischen Materials sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Moselfränkischen auf der bundesdeutschen Seite in Struktur, Bedeutung, Stilistik, Bekanntheit und im kulturell-historischen Hintergrund der Redewendungen thematisiert werden.

Freitag, 08. Juli

 

Alle Veranstaltungen außer "Das Kino als Spiegel der Stadt" finden in der Volkshochschule (Domfreihof, Raum 005) jeweils um 19.00 Uhr statt.