Wie Populismus die politische Debatte verändert

Unter der Moderation von Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel (Dritter von links) diskutierten (von links) Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher, Prof. Dr. Samuel Imbo, Prof. Dr. Uwe Jun und Prof. Dr. Suda Ishida.

Workshop an der Universität Trier mit Partnern der Hamline University

Marine Le Pen in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden, Norbert Hofer in Österreich, Frauke Petry in Deutschland: Populismus hat viele Gesichter. Den Titel als  markanteste und am heftigsten umstrittene Personalisierung des Populismus dürfte Donald Trump aber kaum jemand streitig machen. Mit dem neuen amerikanischen Präsidenten und der Frage, wie der Populismus politische Debatten verändert, setzten sich Wissenschaftler der Universität Trier und der Partnerhochschule Hamline University in St. Paul, Minnesota in einem zweitägigen Workshop in Trier mit mehr als 50 Teilnehmern auseinander.

Wie in den Vorträgen und der Abschlussdiskussion deutlich wurde, trägt die Wissenschaft sehr wohl wichtige Erkenntnisse zur Erklärung des Populismus-Phänomens bei. Auf manche aktuelle Frage zu Trump und dem Populismus haben bislang aber weder Politik-, Sozial-, Medien- noch Geschichtswissenschaftler eine Antwort gefunden. Prognosen, wie es mit Trump und dem Populismus dies- und jenseits des Atlantiks weitergeht, fielen bei der von Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel geleiteten Tagung unterschiedlich aus. Über den Erfolg dieses sehr direkten und zugleich unausgewogenen Politikstils gingen die Meinungen auseinander. Die Einschätzungen der amerikanischen Gäste unterschieden sich dabei kaum von denen ihrer Trierer Gastgeber.

Populismus ist kein Kind der Moderne, wie der Philosophie-Professor Benedikt Strobel mit einem Beitrag zu Platon und dem Populismus und der Historiker Prof. Dr. Stephan Laux mit einem Blick auf Populismus vor der Französischen Revolution verdeutlichten. Was den Populismus in der Ausprägung des 21. Jahrhunderts von seinen historischen Vorläufern unter anderem unterscheidet, sind die Medien und insbesondere deren neue Formate. Dieser Aspekt nahm in der Konferenz daher breiten Raum ein. So wies Professor Jäckel auf neue Formen des Ostrazismus hin, auf Formen des Scherbengerichts, in denen die Medien selbst  als Pranger dienen.

Die Überraschungen der US-Wahl analysierten sowohl Prof. Samuel Imbo als auch Prof. Joseph Peschek, der live aus den USA zugeschaltet wurde. Die Wechselwirkungen von Populismus und Neuen Medien in Deutschland und von Sozialen Medien und politischer Kommunikation beleuchteten der Politikwissenschaftler Markus Linden sowie die Medienwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher und Dr. Christof Barth. Prof. Dr. Suda Ishida von der Hamline University fokussierte sich schließlich auf die Rolle der Sozialen Medien bei der US-Präsidentschaftswahl.

Linkspopulismus, Rechtspopulismus, Nationalismus, Autoritarismus, Demagogie: Die Diskussion über die Vielfalt der Aspekte und Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Populismus machte deutlich, dass eine auf die aktuellen Erscheinungsformen angepasste Definition von Populismus noch aussteht. „Wir haben erst damit begonnen zu diskutieren, was den heutigen Populismus von seinen Vorläufern unterscheidet. Vielleicht ist diese Konferenz ein Startschuss für eine interdisziplinäre Forschung zu diesem Thema“, war der Tenor am Ende der Veranstaltung und damit ein Auftrag an die Wissenschaft.