Kleinfamilie, Eigenheim und rebellische Jugendkultur im Amerika der 50er

Impulse für neue Forschungspfade: Tagung am

Trier Center for American Studies (TCAS) an der Universität Trier am 17. und 18. Juni 2005

Die interdisziplinär angelegte, in englischer Sprache durchgeführte Tagung möchte dem fragil-explosiven Spannungsverhältnis von Affirmation und Rebellion, kollektiver Konsumorientierung (McDonalds) und manichäischer Politisierung (McCarthy) in den scheinbar ruhigen, klaren und konservativen 50er Jahren der US-amerikanischen Gesellschaft, Kultur und Literatur nachspüren. Eine genauere, auf neueren Forschungsergebnissen basierende Ergründung der komplexen Wechselwirkungen von Konformismus und Fundamentalismus, Entpolitisierung und Radikalisierung (Stichworte: Antikommunismus, Beat-, Bürgerrechts- und Frauenbewegung) erhält heute besondere Bedeutung, da wichtige Facetten der dominanten Debatten zu Beginn des 21. Jahrhunderts (Fundamentalismus und Terrorismus, enger Zusammenhang von Außen- und Innenpolitik, Fremd- und Binnenwahrnehmung, Personalisierung von Politik, Neubestimmung der Funktion von Literatur und Kunst etc.) bereits in den Diskursen der fünfziger Jahre verhandelt werden. In der Zusammenschau verschiedener Fachperspektiven soll dem Desiderat nachgekommen werden, das Jürgen Heideking in seiner Geschichte der USA für die Radikalisierung der Nachkriegsdekade beschrieben hat. Die Tagung will einen weiteren Impuls geben, die "komplizierte Forschungsarbeit" (346) fortzusetzen, die auf diesem Gebiet noch zu leisten ist.

 

Zum Tagungsthema

Denkt man an das Amerika der fünfziger Jahre, sieht man unweigerlich James Dean oder den jungen Marlon Brando vor dem geistigen Auge. Die beiden stehen als Galionsfiguren einer rebellischen Jugendkultur, die sich der repressiven, autoritären Kultur der Zeit widersetzte. Nach dem Trauma des 2. Weltkriegs besann sich der Grossteil der amerikanischen Gesellschaft auf konservativ-bürgerliche Werte, das Lebensziel der jungen Leute war eine Kleinfamilie und ein Eigenheim in der Vorstadt, den „suburbs“. Die Zeit war einerseits geprägt von einem Gefühl der Hoffnung und einem unbegrenzten Fortschrittsglauben, andererseits von einem allgegenwärtigen Gefühl der Angst vor einem Atomkrieg, ausgelöst durch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und der stalinistischen Sowjetunion. Wachsender Konsum und materieller Wohlstand boten eine Zone der persönlichen Sicherheit in einer Zeit politischen Tumults.

In diesem Klima des Konservatismus und des Rückzugs in die gleichförmigen Eigenheime der Vorstadt, entstand eine kulturelle Gegenbewegung, in den Bereichen Literatur, Musik, bildende Kunst, aber auch im Film. James Deans „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (im amerikanischen Original „Rebel without a Cause“, daher der Titel der Tagung) etablierte den Schauspieler als Symbol der rebellischen Jugendkultur der Fünfziger, die aus den konservativen Werten der Kleinfamilie und des bürgerlichen Wohlstands auszubrechen versuchte. In der Literatur waren es die so genannten Beatniks, die die amerikanische Kultur des Konsums und des Konformismus als geist- und hirnlos brandmarkten. Jack Kerouac und Allen Ginsberg waren Poeten und Propheten einer Generation orientierungsloser Jugendlicher, die sich nicht in diese gleichförmige Gesellschaft einzufügen vermochten.

Nicht zuletzt Elvis Presley als Galionsfigur des Rock´n´Roll verkörpert den Geist der jugendlichen Rebellion der fünfziger Jahre. Die Konferenz am Trierer Zentrum für Amerikastudien will dieses Verhältnis zwischen konservativ-konformistischer Mainstream-Kultur und ihrer rebellischen Gegenbewegung ausleuchten und neu bewerten.

 

Veranstalter der Tagung sind Prof. Dr. Gerd Hurm, Geschäftsführender Leiter TCAS (Trier Center for American Studies), und Prof. Ann Marie Fallon, Ph.D. Portland State U / Fulbright-Gastprofessorin am TCAS 2004 / 2005. Die Tagung findet im Gästeraum der Mensa statt.