Theatergastspiel aus Berlin

Fünf berühmte Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne an einen französischen Adeligen

Birge Schade spielt am Dienstag, 16. März 1999, um 20 Uhr in der TUFA (Kleiner Saal) in Trier das Stück „Der Anblick meines Herzens“, - eine Veranstaltung des Deutschen Lusitanistenverbandes e.V. in Zusammenarbeit mit dem Theater Tête-à Tête. Dabei handelt es sich um die Theater-Adaption der Portugiesischen Briefe der Mariana Alcoforado, die im 17. Jahrhundert in einem Kloster in Beja, Portugal, lebte. Es sind die berühmten fünf Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne an einen französischen Adeligen, der als Offizier in Portugal diente.

 

Diese „fünf Akte einer Tragödie“, in der Übersetzung von Rainer Maria Rilke, wurden in Berlin von der Schauspielerin Birge Schade in der Regie von Rainer Iwersen 1997 als spannungsgeladenes Monodrama auf die Bühne gebracht. Fasziniert hat die Schauspielerin Birge Schade an den Portugiesischen Briefen der „ständige Dialog mit einer abwesenden Person“. Nun ist die Produktion wieder in Trier zu sehen.

Dieser Comte de Chamilly soll eine heiße Liebschaft mit der Nonne eingegangen und sie danach sitzengelassen haben. Ein Skandal sondergleichen! Ein Skandal nicht nur die Tatsache, dass es diese „Liaison dangereuse“, diese gefährliche Liebschaft, überhaupt gegeben hat, sondern der Inhalt der Briefe. Es sind die „Briefe einer Verlassenen“, der in Stimmungswellen anschwellende und verebbende Ausdruck einer Leidenschaft, die sich ihrer Sündhaftigkeit bewusst ist und ihre Hoffnungslosigkeit erkennt. „Ich weiß nicht mehr, was ich bin, noch was ich will: ich bin zerrissen von tausend sich widersprechenden Qualen.“

Die Briefe waren auf französisch geschrieben und wurden zuerst 1669 unter dem Titel Lettres Portugaises veröffentlicht. Da das Werk anonym erschienen ist, wurden die wildesten Spekulationen bezüglich der Autorenschaft angestellt. Hat es diese Nonne wirklich gegeben, ist dies alles nicht nur der Trick eines gerissenen französischen Autors, der als Übersetzung ausgibt, was ihm selbst aus seiner lüsternen Feder floß? Ist die Nonne nur eine literarische Gestalt? Gerade auch die literaturwissenschaftlichen, historischen, geradezu kriminalistischen Nachforschungen zur Authentizität haben die Spannung erhöht, den Voyeurismus der Leser angestachelt, und so zur Berühmtheit des gerademal vierzig Seiten schmalen Büchleins beigetragen. Schon vor Ende des 17. Jahrhunderts waren bereits mehr als vierzig Ausgaben erschienen und auch die üblichen Nachahmungen und Fortsetzungen fehlten nicht. Angebliche Antworten des Angeschriebenen wurden gefunden.

Dies alles rief auch die Biographen auf den Plan. In der schon damals beliebten Mischung aus Fakten und Fiktionen wühlten sie in der Vergangenheit und kamen zu dem Ergebnis, dass Mariana in denselben Mauern, in denen sie liebend gesündigt hatte, auch ihr weiteres Leben verbrachte und dortselbst 1723 im seligen Alter von 83 Jahren dahingeschieden sei, der Graf hingegen noch große Karriere gemacht, es bis zum Feldmarschall gebracht habe. Psychologen werten diese Briefe, authentisch oder nicht, als literarisches Zeugnis der frustrierten, unterdrückten sexuellen Identität der Frau im 17. Jahrhundert, deren unausgelebte Leidenschaft ihr eigenes Objekt verzehrt, deren Partner nur als Schöpfung des einsamen Geistes der Liebenden existiert.

Birge Schade gehörte zum Ensemble der Bremer Shakespeare Company. Sie lebt jetzt als freischaffende Schauspielerin in Berlin. Jüngste Rollen in Film und Fernsehen: in „Die Männer vom K 3“, „Der Skorpion“ (Regie: Dominik Graf), „Jenseits der Stille“ (Regie: Caroline Link), „Harrys letzte Chance“, mit Harald Juhnke.

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