Klausener Arzneibuch aus dem 15. Jahrhundert in moselfränkischer Sprache

Buchvorstellung der Eberhardsklausener Arzneibuchedition am 15. Januar 2006

Unter der Signatur Hs. 1025/1944 8° findet sich im Stadtarchiv in Trier ein Arzneibuch aus dem 15. Jahrhundert, das bis zur Säkularisation im Jahre 1802/03 im Augustiner Chorherren Kloster Eberhardsklausen aufbewahrt wurde und einige der wichtigsten medizinischen Texte des Spätmittelalters in moselfränkischer Sprache enthält. Unter diesen Medizinaltexten findet sich eine Abschrift des „deutschen Macers“, des im 15. Jh. wahrscheinlich meistbenutzten Kräuterbuchs, das zusammen mit der erstmals herausgegebenen „Rheinischen Kräuterkompilation“ mehr als 160 größtenteils einheimische Heilpflanzen, wie etwa Wermut, Holunder, Sauerampfer und ihre medizinische Wirkung beschreibt. Weiterhin enthält die Klausener Handschrift aber auch das nicht weniger bekannte „Arzneibuch des Ortolf von Baierlants“ aus der Feder eines studierten Würzburger Wundarztes und eine Fassung des thüringischen „Bartholomaeus“, eines der frühesten deutschsprachigen Arzneibücher, das von einem mitteldeutschen Klerikerarzt verfasst wurde.

 

Nachdem Hoffmann von Fallersleben, der Dichter der deutschen Nationalhymne, im 19. Jahrhundert das Klausener Arzneibuch bereits untersuchte, wird der Text nun fast 150 Jahre später erstmals vom Trierer Historiker Dr. Volker Henn von der Geschichtlichen Landeskunde und Nachwuchsforschern der Universität Trier als Edition veröffentlicht. Die Publikation erwuchs aus einer interdisziplinären Projektstudie mit Studierenden der Trierer Germanistik und Geschichte. Das junge Forscherteam um Dr. Henn fertigte dabei nicht nur eine buchstabengetreue

Abschrift des Arzneibuchs an, sondern verfasste neben einem Glossar ausführliche Kommentare zum moselfränkischen Sprachstand und zu den einzelnen in das Arzneibuch aufgenommenen Medizinalhandschriften, sowie ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis und eine Auflistung aller im Arzneibuch erwähnten Heilpflanzen und deren botanische Identifikation.

 

Als Herausgeber der Edition bot sich der „Freundeskreis der alten Klosterbibliothek der Augustiner Chorherren in Klausen e.V.“ an, der sich seit 1999 für die Restaurierung der Klausener Bibliothek und ihrer noch vorhandenen Bestände engagiert. Die Arzneibuchedition bildet dabei den Auftakt für eine neue Reihe, die „Klausener Studien“, die im Auftrag des Klausener Bibliotheksvereins von vorwiegend Trierer Wissenschaftlern wie Hans-Werner Bartz, Peter Dohms, Michael Embach, Ralf Plate, Wolfgang Schmid, Andrea Rapp und anderen herausgegeben wird. Das Ziel der „Klausener Studien“ besteht vor allem darin die literarischen Schätze der Klausener Bibliothek einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Darüber hinaus soll der Wissenschaft mit einer solchen Buchreihe ein Publikationsorgan zur Verfügung gestellt werden, in dem die Forschungsergebnisse zum Wallfahrtswesen, zur Volksfrömmigkeit, zum Leben der religiösen Gemeinschaften, zur Bibliothekslandschaft, zu den Kunstschätzen, zur Sprache und Literatur usw., kurzum Beiträge zur Sozial-, Wirtschafts-, Mentalitäts-, Alltags-, Kunst- und Kulturgeschichte im Mosel- und Rheinland veröffentlicht werden können.

 

Eine erste Buchvorstellung des Klausener Arzneibuchs fand am 07. Dezember 2005 um 19.00 Uhr in der Bibliothek des Priesterseminars statt, veranstaltet vom Klausener Freundeskreis, von der Bibliophilen Gesellschaft Trier Pro Libris und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier. Die zweite Buchpräsentation ist für den 15. Januar 2006, um 11.00 Uhr, im Katholischen Pfarrheim in Klausen geplant. Interessenten sind herzlich eingeladen. Im Buchhandel erhältlich:

 

Ein Eberhardsklausener Arzneibuch aus dem 15. Jh. hg. von Marco BRÖSCH, Volker HENN, Silvia SCHMIDT u.a., Trier: WVT 2005 (Klausener Studien; Bd. 1) ISBN 3-88476-791-7; für den Preis von 27,50 €.