Vielfach ausgezeichneter Gegenwartslyriker James Noël liest

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Der 1978 geborene James Noël gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten Gegenwartslyrikern Haitis. Sein kreolisches Gedicht „Bon nouvél“ (Die gute Nachricht), vertont von Wooly Saint-Louis Jean, machte ihn schlagartig berühmt. Im Januar 2018 wandte er sich in einem vielbeachteten offenen Brief an Donald Trump, nachdem dieser Haiti als „Drecksloch“ bezeichnet hatte. Am 5. Juni kommt James Noël auf Einladung des America Romana Centrums der Universität Trier zu einer Lesung nach Trier.

Noël, der nach eigener Aussage schreibt, um „seinen Körper von Wortlast zu befreien, um leicht wie Papier zu werden“, ist Autor von über zehn Büchern in kreolischer und französischer Sprache, darunter die Gedichtbände Poèmes à double tranchant (Paris, 2005), Le sang visible du vitrier (Montreal, 2007), Le pyromane adolescent (Montreal, 2013) sowie der Roman Belle Merveille (Honfleur, 2017). Er war Stipendiat der Villa Medici in Rom, wurde vielfach ausgezeichnet, darunter der renommierte Prix de Poésie des Ecrivains Français d’Amérique, und ist Herausgeber der wichtigsten Anthologie zur zeitgenössischen haitianischen Lyrik.

In Trier liest James Noël aus dem noch druckfrischen Gedichtband Le plus grand des félins/Die größte der Raubkatzen (2018). Die für seine erste Veröffentlichung in deutscher Sprache zusammengestellten Gedichte und Prosapoem-Ausschnitte haben viele Gesichter: Es ist die Rede vom Großen Bären, der im „irren Firmament“ über der Stadt haust, vom „Hintern Gottes“, an dem sich aus Müll erbaute Wolkenkratzer versuchen, vom „Zeugenauge des Zyklons“ und anderen katastrophalen Ansichten.

Neben Wortgefechten gegen Mauern und anderen Skandalen der Unfreiheit finden sich Hymnen auf die Schönheit, erstaunliche – schwankende, fröstelnde, parodistische – Notizen eines Flaneurs der nomadischen Globalisierung. Und nicht zuletzt blitzt aus diesem Gedichtband das Antlitz des Löwen hervor. James Noël, der „lexikalisches Kungfu, Kampfpoesie betreibt“ (Julien Delmaire), stellt sich im Anschluss an die Lesung den Fragen des Publikums.

Zu der zweisprachigen Lesung laden in Zusammenarbeit mit der DFG-Kolleg-Forschergruppe „Lyrik in Transition“, dem Litradukt Verlag und der Volkshochschule Trier Dr. Christine Felbeck und Prof. Dr. Andre Klump vom America Romana Centrum der Universität Trier ein. Die Veranstaltung ist der fünfte Teil einer Lesereihe weltweit renommierter haitianischer Autoren.

Lesereihe haitianischer Autoren in Trier: James Noël
Die größte der Raubkatzen. Ausgewählte Gedichte
Le plus grand des félins. Poèmes choisis
Dienstag, 5. Juni 2018, 19.00 Uhr, VHS Trier, Domfreihof (Raum 05). Eintritt frei

 

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America Romana Centrum
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