Assessment Center für Lehramtsstudierende

Universität Trier entwickelt, erprobt und evaluiert mit rund 1700 Lehramtsstudierenden seit 2004 ein Assessment Center für Lehramtsstudierende

Zum Hintergrund

 

Das rheinland-pfälzische Reform-Modell der Lehrerbildung hat u.a. eine frühzeitige Klärung von Eignung und Neigung der Studierenden für den Lehrberuf zum Ziel. Es geht auch davon aus, dass diese Klärung nicht punktuell, sondern in einem Prozess geschehen muss. Dabei sollen z.B. der frühere und intensivere Kontakt mit dem Berufsfeld Schule in Form verschiedener Praktika eine wichtige Rolle spielen.

Die Klärung von Eignung und Neigung als eine Querschnittsaufgabe der ersten Phase der Lehrerbildung wird in den inhaltlichen Standards zwar gefordert (siehe Curriculare Standards der Bildungswissenschaften des MWWFK), die Vorgehensweise bei der Klärung wird dort allerdings nicht expliziert.

 

Flankierend dazu ist es jedoch sinnvoll den Studierenden an der Universität Strukturen anzubieten, in denen sie unter professioneller Anleitung ihre professionsspezifischen Kompetenzen derart überprüfen können, dass ein individuelles Stärken-Schwächen-Profil bewusst und sichtbar wird. Die so erfassbare Lernstandsanalyse kann in konkrete

Lern- und Entwicklungsaufgaben transferiert werden, die in der weiteren Lehrerausbildung offensiv angegangen werden sollen. Damit kann eine prozessorientierte und nachhaltig wirkende Reflexion über die Eignung und Neigung für den anspruchsvollen Lehrberuf initiiert werden.

 

Zur Begründung/Relevanz einer Intervention wurden an der Universität Trier mehrere Hundert Lehramtstudierende in der Einführungsveranstaltung zu ihrer Einschätzung bezüglich der erforderlichen Kompetenzen für den Lehrberuf sowie zu ihrer Eignungseinschätzung und Motivation befragt.

 

Das Konzept

 

In der Wirtschaft sind schon seit langem Assessment-Center (AC) ein Instrument zur Überprüfung der Eignung von Bewerber/inne/n für ein spezifisches berufliches Anforderungsprofil.

Im AC werden die Bewerber/innen auf funktionsbezogene Anforderungen hin überprüft, d.h. inwieweit können sie den Anforderungen der jeweiligen Position entsprechen. Zur Überprüfung wurden entsprechende Übungen entwickelt. Die Probanden führen diese Übungen durch und ausgebildete Beobachter/innen beurteilen die Kompetenzen, die sich individuell in den Übungen zeigen.

 

Die Grundidee des von Birgit Weyand (Zentrum für Lehrerbildung) im Rahmen der Dissertation entwickelten und hier vorgestellten Teachers Assessment Center (TAC) ist es, dieses Prozedere als Instrument zur reflexiven Selbstklärung von Kompetenzen, Motivation und Lernstand in die universitäre Lehrerausbildung zu adaptieren.

 

Ein zentraler Unterschied zwischen den gängigen Assessment-Center- Verfahren in der freien Wirtschaft und dem TAC liegt in der Zielsetzung: Während es im AC um Effizienz durch Selektion der am besten Geeigneten (soziale Bezugsnorm, kompetitives Prinzip) geht, ist das Ziel im TAC primär ein pädagogisches, die Selbstreflexion (individuelle Bezugsnorm, Förderprinzip). Durch Vergegenwärtigung der erforderlichen Kompetenzen (Soll-Zustand) und des individuellen Stärken-Schwächen-Profils (Ist-Zustand) können sich die Studierenden hinsichtlich ihrer Motivation, ihres Lernstands und erforderlicher persönlicher Lern- und Entwicklungsaufgaben klären. Eine Beratung kann flankierend Reflexionsprozesse zu folgenden Fragen anleiten und unterstützen:

"Welche Stärken sollte ich weiter ausbauen? An welchen Schwächen sollte ich arbeiten? Bleibe ich auf dem eingeschlagenen Weg in Richtung Lehrberuf oder wäre jetzt der Zeitpunkt zum Wechsel des angestrebten Schultyps oder sogar der beruflichen Orientierung insgesamt (Polyvalenz) gekommen?"

Zudem kann die Erfahrung mit dem TAC die Studierenden zu Self- Assessments in der weiteren Ausbildung motivieren.

 

Wann sollte ein solches Assessment absolviert werden?

 

Ein geeigneter Zeitpunkt für das TAC scheint gegen Ende des geplanten BA-Studiums der Bildungswissenschaften: Das TAC ergänzt und schließt die im Rahmen der neuen Lehrerbildung verstärkten Ansätze zur Berufsfeldorientierung und Klärung von Eignung und Neigung für den Lehrberuf im Rahmen des Bachelor-Studiengangs ab.

Die Option eines Auswahlverfahrens für das Lehramtsstudium mit Elementen aus dem Konzept des TAC wird derzeit an der Universität Trier diskutiert.

Als weitere Einsatzmöglichkeit mit selektiver Zielsetzung ist das TAC in modifizierter Form beim Quer- und Seiteneinstieg in den Lehrberuf denkbar und wurde so auch schon angefragt. Eine derartige Intervention wird ebenfalls zur Zeit erarbeitet.

 

Nähere Informationen zum TAC gibt es auf der Website des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Trier, http://www.zfl.uni-trier.de bzw. bei der Geschäftsführerin, Birgit Weyand: weyandbuni-trierde.