"Romanzen" aus Galicien

Zu einem ungewöhnlichen Konzert im Rahmen des 4. Deutschen Galicien-Tages lädt das Galicien-Zentrum der Universität am Freitag, 19. Mai 2005, 18 Uhr, in die Welschnonnenkirche ein.

Zu Gast ist das Ensemble für Alte Musik RESONET (Santiago de Compostela) unter der Leitung von Fernando Reyes und mit der Sopranistin Mercedes Hernández. Auf dem Programm stehen galicische Instrumentalmusik und volkstümliche Lieder und "Romanzen" des 16. bis 19. Jahrhunderts.

 

Die spanisch-portugiesische episch-lyrische Dichtungsgattung des Romance - nicht zu verwechseln mit der deutschen Romanze, dieses Wort geht allerdings (über das Französische) auf diese alte Gattung zurück

- entspricht ungefähr der Ballade der nordischen Länder. In aller Regel handelt es sich um die mündliche Überlieferung von Episoden alter, meist nationaler Epenstoffe, wie sie noch heute in den romanischsprachigen Ländern zu finden ist, entsprechend groß sind die Überlieferungsvarianten. Diese Verserzählungen wurden früh in größeren Sammlungen - den romanceiros, spanisch romanceros - zusammengefasst.

 

Rosalía de Castro (1837-1885) wird als galicische Nationaldichterin bewundert, mit ihren Cantares Gallegos (1869) gab sie den entscheidenden Anstoß zur Wiederbelebung der in galicischer Sprache geschriebenen Literatur, deren Blütezeit im Mittelalter liegt (insbesondere, aber keineswegs ausschließlich die berühmten Cantigas), und der Neubesinnung auf die traditionelle Landessprache, die heute im Königreich Spanien eine der drei offiziellen Regionalsprachen neben der Staatssprache Kastilisch ist. Im Trierer Konzert erklingen musikalische Versionen dieser Romanzen.

 

Die Interpreten sind international renommierte Vertreter ihres Fachs. Die 1990 gegründete und nach einem Stück aus dem berühmten Codex Calixtinus benannte und aus Spezialisten verschiedener Länder zusammengesetzte Gruppe RESONET ist auf alte Originalinstrumente oder originalgetreue Nachbauten spezialisiert, setzt sich aber zum Ziel, die Botschaft und Emotion Alter Musik auch für heutige Hörter erleb- und nachempfindbar zu machen. Mehrere, vielbeachtete CDs dokumentieren den Erfolg dieses Programms. In Trier sind die Instrumente Flöten, Barockoboe, Barockgitarre, Theorbe, Colascione, Viola da gamba und Schlagzeug vertreten. Die Sopranistin Mercedes Hernández ist als Interpretin mit allen wichtigen Gruppen Alter Musik, darunter vor allem auch Jordi Savall, und als Spezialistin der Barockoper international bekannt. Die Trierer Veranstaltung ist ein einmaliges, nur hier dargebotenes Sonderkonzert, das vom Kulturministerium der Xunta de Galicia gefördert wird.