Assessment Center für Lehramtsstudierende Seit 2004 an der Universität Trier entwickelt, erprobt und evaluiert

"Welche meiner Stärken sollte ich weiter ausbauen? An welchen Schwächen muss ich dringend arbeiten? Bleibe ich auf dem eingeschlagenen Weg in Richtung Lehrberuf oder ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um den angestrebten Schultyp oder sogar die berufliche Orientierung insgesamt zu wechseln?" Das sind Fragen, die Lehramtsstudierende sich im Laufe ihres Studiums vielfach stellen.

Jetzt gibt es eine neue Form der Hilfe: Birgit Weyand vom Zentrum für Lehrerbildung hat im Rahmen ihrer Dissertation ein Assessment Center zur Reflexion der Berufswahl bei Lehramtsstudierenden entwickelt, dessen Grundidee es ist, ein Prozedere als Instrument zur reflexiven Selbstklärung von Kompetenzen, Motivation und Lernstand in die universitäre Lehrerausbildung einzubinden.

 

Zum Hintergrund

 

Das rheinland-pfälzische Reform-Modell der Lehrerbildung hat unter anderem eine frühzeitige Klärung von Eignung und Neigung der Studierenden für den Lehrberuf zum Ziel. So soll durch verschiedene Praktika ein frühzeitigerer und intensiver Kontakt mit dem Berufsfeld Schule aufgebaut werden. Wie die Vorgehensweise allerdings genau aussehen soll, dazu machen die Curricularen Standards der Bildungswissenschaften des MWWFK keine konkreten Angaben.

 

Birgit Weyand sieht es als sinnvoll an, den Studierenden auch an der Universität Strukturen anzubieten, in denen sie unter professioneller Anleitung ihre berufsspezifischen Kompetenzen derart überprüfen können, dass ihnen ein individuelles Stärken-Schwächen-Profil bewusst wird. Die so erfasste Lernstandsanalyse kann in konkrete Lern- und Entwicklungsaufgaben transferiert werden, die in der weiteren Lehrerausbildung offensiv angegangen werden sollen. Damit kann eine prozessorientierte und nachhaltig wirkende Reflexion über die Eignung und Neigung für den anspruchsvollen Lehrberuf initiiert werden.

 

Zur Begründung/Relevanz einer Intervention wurden an der Universität Trier über 400 Lehramtstudierende in der Einführungsveranstaltung zu ihrer Einschätzung bezüglich der erforderlichen Kompetenzen für den Lehrberuf sowie zu ihrer Eignung und Motivation befragt.

 

Zum Konzept

 

In der Wirtschaft werden schon seit langem Assessment-Center (AC) eingesetzt, um die Eignung von Bewerber/innen für ein spezifisches berufliches Anforderungsprofil zu überprüfen, das heißt inwieweit können sie den besonderen Anforderungen der jeweiligen Position entsprechen? Zu diesem Zweck führen die Probanden speziell entwickelte Übungen durch und ausgebildete Beobachter/innen beurteilen darauf hin die Kompetenzen, die sich individuell in den Übungen/Verhaltenssimulationen zeigen.

 

Ein zentraler Unterschied zwischen den gängigen AC-Verfahren in der freien Wirtschaft und dem hier vorgestellten Assessment liegt in der

Zielsetzung: Während es im AC um Effizienz durch Selektion der am besten Geeigneten, also um soziale Bezugsnormen und ein kompetitives Prinzip geht, ist das Ziel hier primär ein pädagogisches: Die Selbstreflexion, also die individuelle Bezugsnorm und damit das Förderprinzip, stehen im Mittelpunkt.

 

Wann sollte ein solches Assessment absolviert werden?

Ein geeigneter Zeitpunkt für das TAC scheint am Anfang des geplanten BA-Studiums der Bildungswissenschaften zu sein: Das TAC ergänzt die im Rahmen der neuen Lehrerbildung verstärkten Ansätze zur Berufsfeldorientierung und Klärung von Eignung und Neigung für den Lehrberuf im Rahmen des Bachelor-Studiengangs. Die Option eines Auswahlverfahrens für das Lehramtsstudium mit Elementen aus dem Konzept wird derzeit an der Universität Trier diskutiert.

Als weitere Einsatzmöglichkeit mit selektiver Zielsetzung ist das Assessment in modifizierter Form beim Quer- und Seiteneinstieg in den Lehrberuf denkbar und wurde bereits so angefragt.

 

Nähere Informationen zum Assessment auf der Website des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Trier: www.zfl.uni-trier.de bzw. bei Geschäftsführerin Birgit Weyand: weyandb@uni-trier.de.