Das Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden besteht zehn Jahre
an der Universität Trier. Aus diesem Anlass findet am Mittwoch, 8.
November 2006, 18 Uhr c.t. (Hörsaal 2 der Universität Trier) der 9.
Arye Maimon-Vortrag statt. Festredner wird der herausragende
israelische Historiker Prof. Dr. Israel J. Yuval von der Hebräischen
Universität Jerusalem sein, dessen aufsehenerregendes Buch "Zwei
Völker in deinem Leib. Gegenseitige Wahrnehmung von Juden und
Christen in Spätantike und Mittelalter" wahrscheinlich noch in diesem
Monat in deutscher Sprache erscheinen wird. Das Thema seines Vortrags
lautet "Rabbi Mose ben Maimon (Maimonides) als Helfer des Messias?".
Maimonides war die größte jüdische Koryphäe des Mittelalters; seinem
religionsgesetzlichen Kompendium Mischne Tora verdankt er den Ruf des
bedeutendsten rabbinischen Gelehrten, seinem philosophischen
Hauptwerk More Nevuchim (Führer der Verirrten) den des
tiefschürfendsten Denkers. Sein überragendes Genie verdichtete sich
zu dem Spruch: "Von Moses (dem Empfänger der Tora) bis hin zu Moses
(b. Maimon) hat es keinen Moses gegeben".
In dem angekündigten Vortrag soll ein Versuch gemacht werden,
Maimonides in neuem Licht erscheinen zu lassen: Er war nicht nur der
nüchterne Rationalist, als der er bekannt ist, vielmehr hegte er im
hintersten Winkel seines Herzens auch den Wunsch oder die Hoffnung,
er möge die Reinkarnation des biblischen Mose (Moses redivivus) sein,
zu dessen Lebzeiten die Prophetie erneuert würde, worauf die Ankunft
des Messias folgen solle. In dem bevorstehenden messianischen Drama
hatte er sich eine zentrale Rolle zugedacht, und zu diesem Zweck
hatte er seine großen Opera verfasst. Sie sollten die grundlegenden
Lehrbücher des messianischen Zeitalters werden, das nach Auffassung
des Maimonides unter dem Zeichen reiner Geistigkeit stehen sollte
ohne störende Einwirkung des Materiellen.