"Darf man noch vom Sozialstaat reden?"<br>Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Hans Braun

"Die Freiheit bei der Wahl der Forschungsthemen hat mich an meinem

Beruf immer fasziniert", so Prof. Dr. Hans Braun, der seinen

Ruhestand angetreten hat und am Freitag, 10. November 2006 (14 Uhr

c.t., Hörsaal 7, Gebäude C) seine Abschiedsvorlesung zum Thema "Darf

man noch vom Sozialstaat reden?" halten wird. Dazu lädt der Dekan des

Fachbereich IV, Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Sadowski, herzlich ein.

 

Seit 1980 lehrt und forscht Prof. Dr. Hans Braun an der Universität

Trier. Er kam hierher nach Ablehnung von Rufen an die Universität

Eichstätt und an die Universität der Bundeswehr München. Angezogen in

Trier hat ihn nicht zuletzt das hiesige Konzept des integrierten

Studiums der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Attraktivität

dieses Konzepts, die anregende Atmosphäre in der Abteilung Soziologie

sowie die unkomplizierte Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen in

den Geisteswissenschaften waren für ihn gute Gründe, trotz eines

Rufes an die Universität Fribourg/Schweiz in Trier zu bleiben.

 

Die Lehre habe ihm in all den Jahren Freude bereitet. Der Beruf des

Hochschullehrers biete die Möglichkeit, sich stets aufs Neue auf

junge Menschen einzulassen. Es mache Spaß, die interessierten

Studierenden in den Lehrveranstaltungen auszumachen und zu fördern.

Und es stelle eine Herausforderung dar, möglichst viele von denen,

die auf den ersten Blick vielleicht nicht als so interessiert

erscheinen, in das Lager der Interessierten hinüber zu ziehen.

 

Geboren wurde Hans Braun am 17. August 1941 in Freiburg. Er studierte

Volkswirtschaftslehre, Soziologie, Psychologie und Sozialpolitik in

Freiburg und Frankfurt. Das Studium schloss er 1967 ab. Im Jahre 1970

promovierte er zum Dr. phil., 1975 folgte die Habilitation für das

Fach Soziologie.

 

Im Anschluss an Tätigkeiten im Hochschuldienst und in der

Bundesverwaltung war er seit 1976 Professor für Soziologie mit dem

Schwerpunkt empirische Sozialforschung an der Universität Tübingen

und bis 1979 Direktor des Soziologischen Seminars. Von 1979 bis 1980

war er Prodekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften

der Universität Tübingen.

 

An der Universität Trier war Braun von 1985 bis 1988 Vizepräsident.

Als Mitglied der Versammlung der Universität wurde Braun 1994 deren

amtierender Vorsitzender. Nach der Wahl zum Vorsitzenden der

Versammlung 1995 wurde er weitere vier Male in Folge in seinem Amt

bestätigt. Sein Interesse an der Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses kam unter anderem in der Mitarbeit bei der

Graduiertenförderungskommission zum Ausdruck. Als besonders

interessant empfindet er die Arbeit in der Forschungskommission des

Senats, der er seit vielen Jahren angehört.

 

Brauns Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Sozialpolitik,

Gesundheitsverhalten und Gesundheitssysteme, historische

Sozialstrukturenanalyse, Wohlfahrtsanalyse verbunden mit der

Glücksforschung, interkulturelle Beziehungen sowie Alterssoziologie,

von der Braun sagt: "Allmählich wachse ich in mein eigenes Thema

hinein!". Die Forschungsaktivitäten schlugen sich in bislang über 300

Publikationen nieder, darunter 13 Monographien und 17 Sammelwerke.

 

Zusammen mit Prof. Dr. Eckhard Knappe und Prof. Dr. Dieter Sadowski

hat Hans Braun den Studien- und Forschungsschwerpunkt "Sozialpolitik

und Sozialverwaltung" aufgebaut, der mittlerweile zum Schwerpunkt

"Services Administration & Management" weiterentwickelt wurde. Im

Jahre 1986 gründete er mit seinen beiden Kollegen das "Zentrum für

Arbeit und Soziales" (ZENTRAS), seit 1991 bis 2006 war er dessen

geschäftsführender Direktor.

 

Seine Forschungsaktivitäten führten Hans Braun unter anderem als

Gastwissenschaftler an die University of Manitoba in Winnipeg/Kanada,

an das Social Policy Research Centre der University of New South

Wales in Sydney/Australien und an das Insitute of Health Promotion

Research der University of British Columbia in Vancouver/Kanada.