Veranstaltungsreihe „Psychobiologische Kolloquien“

Die Schwangerschaft verlangt eine erfolgreiche Anpassung des menschlichen Körpers an enorme endokrine Veränderungen verursacht von Steroid- und Protein-Hormonen, die von der Plazenta produziert werden. Gegen Ende der Schwangerschaft werden täglich 250 bis 600 mg Progesteron, 20 mg Östrogen, 80 mg Östradiol, 1 mg Aldosteron und 10 mg Desoxycorticosteron (DOC) freigesetzt. Geringe Mengen dieser im mütterlichen Organismus zirkulierenden Steroidhormone erreichen den fetalen Kreislauf. Interessanterweise spielen auch andere Regulationsmechanismen während der Schwangerschaft eine Rolle: So wird zum Beispiel die DOC-Ausschüttung nicht zentralnervös kontrolliert, und es kommt infolge eines Anstiegs von Cortisol-Bindungs-Globulin und einer abnehmenden Verstoffwechslung zu einem deutlichen Anstieg von Cortisol.

Aus klinischer Sicht gibt es keine Hinweise auf eine Zunahme von Depressionen während der Schwangerschaft. Das rapide Absinken der Hormonspiegel nach der Entbindung ist offensichtlich assoziiert mit Stimmungsveränderungen und erhöhtem Risiko für affektive Erkrankungen. Der Vortrag will Beziehungen zwischen Hormonstatus und Stimmungsveränderungen aufzeigen. Depressionen und Angststörungen werden dabei als Symptom oder als Anzeichen einer Störungen (zum Beispiel Postpartum-Depression) diskutiert.