Ehrung für Verdienste um Angewandte Psychologie für Prof. Schneewind (Universität München)

Für seine besonderen Verdienste um die Angewandte Psychologie wird Prof. Dr. Klaus A. Schneewind (Jahrgang 1939) vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) im Herbst 2007 mit der Hugo-Münsterberg-Medaille geehrt. Wie der BDP mitteilt, erhält er diese Auszeichnung für seine Verdienste bei der Verbreitung und praktischen Nutzung psychologischer Konzepte – insbesondere in den Bereichen der Familien- und Erziehungspsychologie.

 

Prof. Schneewind (geb. 1939 in Nürnberg) hat an der Universität Erlangen Psychologie studiert (1964 Diplomabschluss), war dann zu einem längeren Forschungsaufenthalt bei Raymond B. Cattell an der University of Illinois und promovierte danach (1966) an seiner Heimatuniversität Erlangen. 1970 wurde er (neben Prof. Dr. Günther Reinert) auf eine der Gründungs-Professuren des Faches Psychologie an der Universität Trier berufen. 1975 wechselte er an die Universität München, an der er bis heute in den Bereichen der Persönlichkeitspsychologie, Psychologischen Diagnostik sowie Familienpsychologie und -therapie forscht und lehrt.

 

Neben grundlegenden Arbeiten zur Persönlichkeitspsychologie, zu denen etwa wichtige Veröffentlichungen zur Sozialen Lerntheorie der Persönlichkeit von Julian B. Rotter und zum Konzept der Kontrollüberzeugungen (beides hat Prof. Schneewind im deutschsprachigen Raum überhaupt erst bekannt gemacht) sowie sein zweibändiges Lehrbuch zu „Persönlichkeitstheorien“ (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt) gehören, hat er sich früh (in den 70er Jahren) der Erziehungsstil- und Familienforschung zugewandt. Dies mündete an der Universität München in eine darauf bezogene Forschungs- und Ausbildungseinheit, die für die akademische Aus- und Fortbildung in Familienpsychologie und –therapie im deutschsprachigen Bereich wegweisend geworden ist. Prof. Schneewind ist in seinen Forschungsarbeiten erheblich breiter: In Kooperation mit Medizinern hat er etwa psychologische Aspekte der Lebendnierenspende untersucht, zusammen mit Raymond B. Cattell, G. Schroeder und J. Graf zeichnet er für die deutsche Version des 16-Persönlichkeits-Faktorentests (16 PF) verantwortlich, der bereits in die 2. (revidierte) Auflage gegangen ist, und vieles andere mehr. Dass ihm dabei stets neben der persönlichkeits- und familienpsychologischen Grundlagenforschung die Anwendungspraxis der Psychologie besonders wichtig war, ist nicht nur an den zahlreichen psychodiagnostischen Verfahren zu erkennen, deren Entwicklung er vorangetrieben hat, sondern insbesondere auch an seinen Aktivitäten im Bereich von Ratgeber- und Trainingsmaterialien für Eltern, die auf Video und CD-ROM verfügbar sind.

 

Eine gute Übersicht zu den bisherigen Publikationsaktivitäten von Prof. Schneewind ermöglicht die Fachliteraturdatenbank PSYNDEX (verfügbar im Internet unter www.zpid.de): Insgesamt 137 Fachveröffentlichungen sind dort unter seinem Namen verzeichnet und jeweils zusammenfassend dokumentiert. Darunter finden sich acht Monographien und Lehrbücher, sieben Sammelwerke, 24 Beiträge in Fachzeitschriften, 61 Buchbeiträge und 34 psychologische Testverfahren. Seine über den deutschsprachigen Bereich hinausgehenden wissenschaftlichen Aktivitäten werden durch elf englischsprachige Veröffentlichungen belegt. Darunter ist die 1998 bei Erlbaum (USA) verlegte Monographie mit dem Titel „Personality and Familiy Development“, in dem seine Forschungsarbeiten zur Persönlichkeits- und Familienpsychologie prototypisch anhand longitudinaler Untersuchungsbefunde zusammengeführt werden.

 

Der BDP hat bei der diesjährigen Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille, die seit 1981 alle zwei Jahre vergeben wird, einen „Treffer“ gelandet. Münsterberg (1863-1916), der Namensgeber der Ehrung, war Schüler von Wilhelm Wundt und als solcher zunächst der experimentellen Grundlagenforschung in der Psychologie verpflichtet. Nach einem von William James initiierten Gastaufenthalt in Harvard (1892-1895) folgte Münsterberg 1897 dem Ruf an diese Elite-Universität und wurde dort der Nachfolger von William James (der sich wieder auf seine Professur für Philosophie zurückzog). In Harvard verband Münsterberg den experimentellen Ansatz mit angewandten Fragestellungen in den Bereichen der Psychotherapie, Rechtspsychologie und Industriepsychologie – er gilt bis heute als einer der wichtigsten Begründer der Angewandten Psychologie, der sein Lehrer W. Wundt höchst skeptisch gegenüber gestanden hatte. Prof. Schneewind steht mit der Verbindung von psychologischer Grundlagen- und Anwendungsforschung klar in der Tradition Münsterbergs und führt mit voller Berechtigung die Reihe der bisherigen Preisträger (wie etwa Carl Graf Hoyos, Klaus Grawe, Jürgen Guthke, Erna Duhm und Reinhardt Tausch) fort.

 

Das Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) gratuliert Prof. Schneewind herzlich zur Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille. zpid-gk

 

Kontakt

Prof. Dr. Günter Krampen

Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation – Leibniz-Institut

Universität Trier – ZPID

D-54286 Trier

Tel.: 0651-2012967 oder -2012877

E-Mail: krampen@uni-trier.de