Europa und die Entwicklung nationaler Geschichtswissenschaften

Historiker aus neun europäischen Ländern diskutieren an der Universität Trier über Atlaswerk zur Historiographiegeschichte

Wann und an welchen Universitäten in Europa wurden die ersten Lehrstühle für Geschichtswissenschaften eingerichtet? In welchem europäischen Land arbeiteten wann wo wieviele Historiker? Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Region Europas wurden Archive, Museen und Geschichtsvereine gegründet? Welche Rolle spielte die Geschichtswissenschaft bei der Entstehung der Nationalstaaten und der Ausbildung nationaler Identitäten in Europa?

 

Mit diesen Fragen beschäftigen sich vom 1. bis 2. Juni 2007 an der Universität Trier Geschichtswissenschaftler aus Deutschland, Italien, England, Frankreich, Litauen, Lettland, Griechenland, Rumänien und Belgien. Die Historiker folgen einer Einladung von Prof. Lutz Raphael, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Trierer Universität, und seiner italienischen Kollegin Prof. Ilaria Porciani, Universität Bologna.

Die beiden Wissenschaftler koordinieren ein Forschungsvorhaben zur Entwicklung der Geschichtsschreibung zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Fachdisziplin und zu ihrer Bedeutung für die Entstehung der Nationalstaaten. Im Rahmen dieses Forschungsverbundes sammeln Wissenschaftler aus insgesamt 40 europäischen Staaten Daten zu den Institutionen, die sich mit nationaler Geschichte befassen, so z.B. zu Universitäten, Archiven oder Museen, Geschichtsvereinen und -zeitschriften. Diese Informationen bilden die Grundlage für die Erstellung einer gemeinsamen Publikation, den Atlas zur europäischen Historiographiegeschichte. Das Kartenwerk wird in englischer Sprache im Verlag Palgrave Macmillan in Großbritannien im Jahr 2009 erscheinen. Mit dem Atlas soll ein Grundlagenwerk vorgelegt werden, in dem erstmals für alle Staaten Europas die institutionellen Rahmenbedingungen für die Professionalisierung und Verwissenschaftlichung der Geschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert werden.

 

Das europäische Kooperationsprojekt ist Teil des von der Europäischen Wissenschaftsstiftung (ESF) geförderten Großprojektes „Darstellung der Vergangenheit. Das Schreiben nationaler Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert” (Representation of the Past: The Writing of National Histories in Nineteenth and Twentieth-Century Europe (NHIST)).

 

Nach Treffen in Bologna und Salamanca setzen die Wissenschaftler die Diskussion über die Konzeption und Umsetzung des Atlasbandes in Trier fort, der von der Kartographieabteilung des Faches Geschichte in Verbindung mit dem DFG-Projekt „Atlas zur europäischen Historiographiegeschichte“ an der Universität Trier federführend erstellt wird. Ziel der Zusammenkunft ist die Vorstellung erster Kartenentwürfe und die Diskussion der bisherigen Forschungsergebnisse.

 

Für ein Pressegespräch stehen Prof. Dr. Lutz Raphael (Universität Trier) und Prof. Ilaria Porciani (Universität Bologna) am Freitag, den 1. Juni um 12 Uhr gerne zur Verfügung.

 

Kontakt:

Yvonne Rommelfanger

Atlas of the Institutions of European Historiography 1800-2005

 

Universität Trier

FB III - Neuere/Neueste Geschichte

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