Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich? ...

Ein Erfahrungsbericht zum ersten Selbstfindungs-seminar der Zentralen Studienberatung an der Uni Trier (16.-17.10.03)

TAG 1:

 

Es ist kurz nach 9 Uhr morgens und so langsam sind auch die letzten Teilnehmer/-innen - mit noch verschlafenem Blick, Packpapier, einem Stapel Karteikarten, Fotoecken und zwei dicken Stiften bepackt - im Raum B 16 der Uni Trier eingetrudelt. Grund ist das „Selbstfindungsseminar“, das von Dr. Frank Meyer, Mitarbeiter der Zentralen Studienberatung (ZSB) der Uni Trier, auf die Beine gestellt wurde. Es soll Abiturienten/-innen bei der Frage: „Was tun nach dem Abitur?“ zu einer Lösung verhelfen.

 

Das Seminar, eine Kooperation zwischen der ZSB und der Schullaufbahnberatung in Konz, läuft über zwei Tage und wird von Sonja Wagner, einer Psychologin, geleitet. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde, bei der sich sowohl die 12 Teilnehmer/-innen, als auch die drei Gruppenleiter/-innen kurz vorstellen, geht´s zur Sache ...

 

Wir, die vier Jungs und acht Mädels, angehende Abiturienten/-innen des Gymnasiums Konz, werden nach dem „Zettelchenziehverfahren“ in drei Gruppen aufgeteilt und zu unseren Gruppenleitern/-innen an die Tische gesetzt, um unsere erste Aufgabe in Angriff zu nehmen.

Diese besteht darin, aus dem mitgebrachten Packpapier ein Plakat mit 4 Spalten anzufertigen: Kompetenzen/Fähigkeiten, Interessen, Wünsche für Beruf/Studium und Schwächen/Defizite. Es dauert eine Weile (Einige haben mehr Schwierigkeiten bei der Sache als andere, weil es sich als nicht so leicht erweist, halbwegs gerade Linien auf ein derartig großes Stück Papier zu zaubern und das auch noch ohne Lineal!), aber letztendlich kann dann doch jeder ein recht ansehnliches „Schriftstück“ vorweisen ...

Immer noch unwissend, wozu das ganze im Endeffekt dienen soll, kommen dann auch schon die Karteikarten und Stifte ins Spiel: Jeder muss auf je eine Karte eine seiner Fähigkeiten/Kompetenzen schreiben, davon dann im nächsten Schritt die für ihn 5 oder 6 besten herausarbeiten und diese dann wiederum in eine Reihenfolge bringen, wie sie für uns selber am wichtigsten sind. Dann wird diese persönliche Reihenfolge nochmals unter einem anderen Gesichtspunkt gewichtet, nämlich danach, wie relevant diese Fähigkeiten und Kompetenzen auch für unser Studium oder späteren Beruf sein könnten. Die Ergebnisse werden in der eigenen Kleingruppe besprochen und die Karten schließlich auf den Plakaten befestigt. Auf diesem Weg werden auch die 3 anderen Spalten behandelt: Erst die Sachen gesammelt, dann die 5 oder 6 wichtigsten rausgesucht, in eine Reihenfolge gebracht und danach gewichtet, um sie dann auf dem ganz individuellen Plakat anzubringen ...

Da das Ganze nicht unanstrengend ist, sparen wir auch nicht mit den Pausen. Neben etlichen kleineren gibt es auch eine große Pause, in der wir uns in der Mensa oder dem kleinen Bistro den Bauch voll schlagen können, bevor wir uns wieder voller Eifer in die Arbeit stürzen ...

Am Ende des ersten Tages (Donnerstag) kommt dann noch eine weitere Aufgabe auf uns zu: Wieder aufgeteilt in die einzelnen Kleingruppen, muss nun jeder das Plakat der anderen auswerten und aufschreiben, welche Konkordanzen und Diskordanzen zwischen den aufgeklebten „Eigenschaften“, Wünschen und Vorstellungen auffallen. Für alle, die mit diesem Fachchinesisch nichts anfangen können: Jeder muss anhand der Plakate der anderen aus seiner Gruppe aufschreiben, was gut zusammenpasst und was nicht.

 

Hier ein Beispiel:

 

gut zusammen passen:

  • Englischsprachige Fähigkeiten
  • Der Wunsch nach einem Auslandsaufenthalt während des Studiums/des Berufes

 

schlecht zusammen passen:

  • Zuverlässigkeit als Fähigkeit
  • Faulheit als Schwäche

 

Nachdem die Ergebnisse dann wiederum ausgewertet sind, ist der erste Tag des Seminars auch schon vorbei. Bei vielen tut sich die Frage auf: „Was soll das Ganze denn eigentlich bringen? Das wusste ich doch vorher schon alles!?!“ Oder etwa doch nicht? - Denn diese Meinung wurde am nächsten Tag ganz schnell geändert...

 

TAG 2:

 

Auch am Freitag treffen wir uns um 9 Uhr morgens in Raum B 16, doch hier bleiben wir nicht lange. Sonja teilt uns ziemlich direkt am Anfang einen Plan aus, auf dem steht, welche Dozenten oder Studenten aus welchen Fachrichtungen in welchem Raum anzutreffen sind, bei denen wir dann unsere Fragen bezüglich des Studiums usw. freien Lauf lassen können.

Doch zuvor müssen wir unsere Fragen erst einmal sammeln - was sich als gar nicht so einfach erweist. Schnell ist eine wichtige Frage vergessen oder falsch und unkonkret gestellt, so dass man keine genaue Antwort erwarten kann.

Es heißt also zuerst Fragen sammeln, jeder für sich und mit Hilfe seines Plakates. Hierbei stellen die meisten fest, dass ihnen ohne das Plakat viele Fragen gar nicht eingefallen wären. Andere Fragen haben sich auch schon von selber gelöst!!! Die ganze Mühe war also nicht, wie am Anfang vermutet, total unnütz, reine Zeitverschwendung oder Kinderkram, sondern eine wirkliche Unterstützung!!!

Die Fragen werden anschließend in der Kleingruppe vorgestellt, gegenseitig ergänzt, besprochen oder verändert... Auch dabei sind uns unsere Gruppenleiter/-innen eine große Hilfe!

Nachdem das dann auch geschafft ist, können wir uns nun mit den entsprechenden „Fachleuten“ zusammensetzen und mit unseren Fragen losschießen, die dann auch sehr präzise, informativ, hilfreich und engagiert beantwortet werden. Was in einer Fragerei in Gruppen anfängt, wo einer nach dem anderen je eine Frage stellen kann, endet in Zweier- oder Dreiergesprächen. Das ist im Endeffekt um einiges effektiver, da so jeder mit dem Vertreter/-in seines „Fachgebietes“ sprechen kann. Schade nur, dass nicht zu allen Interessen der Schüler/-innen Dozenten/-innen anwesend sind.

Auch heute gibt es natürlich wieder mehrere Pausen, in denen wir unseren Hunger stillen und unseren Durst löschen können. Und weil die „Fragestunde“ länger dauert als vermutet, wird diese dann kurzerhand in der Mensa weitergeführt, soweit nicht bei dem einen oder anderen schon vorher alle Unklarheiten beseitigt sind....

 

Am Ende des Seminars gibt es dann eine Abschlussrunde, in der sowohl Teilnehmer/-innen, als auch Studenten/-innen und Dozenten/-innen ihre Meinung sagen können und diese ist einstimmig: Das Seminar war nach anfänglichen Zweifeln, ob das alles überhaupt was bringt, ein Riesenerfolg!!! Es hat uns nicht nur einiges über uns selbst, unsere Fähigkeiten und Schwächen gezeigt, sondern uns auch bei der Wahl geholfen, was jeder von uns machen kann und will, wenn er sein heiß ersehntes Abitur in Händen hält!!! Einerseits wussten viele der Teilnehmer/-innen schon, was sie später machen wollen, waren sich aber nicht sicher, wie sie das verwirklichen können. Andererseits gab es auch einige, die ganz unterschiedliche Interessen hatten und noch nicht wussten, wofür sie sich im Endeffekt entscheiden sollen. Für alle, die die gleichen Probleme haben, wäre es also gut zu wissen, dass ein solches Seminar sehr hilfreich bei dieser Problemlösung ist.

Die Frage, „Abi, was nun?“, die sich einige andere vielleicht noch stellen, ist damit für die meisten der Teilnehmer/-innen des Selbstfindungsseminars beantwortet ...

 

Abschließend ist vielleicht noch zu erwähnen, dass die beiden Tage wirklich Spaß gemacht haben, und, dass Sonja das Seminar prima geleitet hat. Die Atmosphäre war locker und nicht nur wir, sondern auch die Gruppenleiter/innen waren sehr motiviert und bemüht, so dass man einfach mitmachen musste ... Wir können jedem nur empfehlen so einen Kurs, wenn er noch mal angeboten wird, zu nutzen und mit Spaß und Interesse an die Sache ran zu gehen, denn es lohnt sich in jedem Fall!!!

 

Vielen Dank auch noch an Sonja, Nicol, Ansgar, Frank und alle anderen. Es hat wirklich Spaß gemacht, die zwei Tage mit euch zu arbeiten. Viele von uns sind ihrer Entscheidung, was sie nach dem Abi machen wollen/sollen, um einige Schritte näher gekommen.

 

Rebecca Woll/ Andrea Machhaus