Ein Auslandssemester als Rentner

Eigentlich ist er schon im Ruhestand, aber der Brite Fred studiert für ein Semester an der Uni Trier Deutsch und Spanisch.

Frederick Lewis ist Rentner und studiert im Bachelor Deutsch und Spanisch an der University of Kent. Für ein Semester tauscht er das englische Canterbury gegen die Römerstadt.

Nah dran am europäischen Ausland

„An Deutschland liebe ich das Organisierte, das Aufgeräumte, die ganze Kultur, das Essen und das Bier natürlich!“, erzählt Fred. Der 65-jährige Engländer freut sich auf das restliche Semester an der Uni Trier. Wie andere Austauschstudierende auch, reist er viel: „Das ist einer der Hauptgründe, warum ich nach Trier gekommen bin: die geographische Lage. Man ist schnell in Luxemburg, Belgien, in den Niederlanden und auch in Frankreich.“ Dass Calais von seinem Studienort gut erreichbar ist, ist wichtig für Fred. Manchmal verbringt er ein Wochenende zu Hause bei seiner Partnerin in England. „Ich nehme am liebsten die Fähre rüber nach Dover. Da sehe ich dann das Meer und die Steilhänge der Küste, ich will eigentlich immer etwas sehen.“

Dieses Gefühl begleite ihn schon seit seiner Kindheit, sagt Fred. Mit 17 tritt er dem englischen Militär bei und wird unter anderem in Deutschland, genauer im Sauerland, in Dortmund und weiteren Städten in Nordrhein-Westfalen, stationiert. Drei Jahre bleibt er im Ruhrpott und entdeckt nicht nur seine Liebe zum Dortmunder Fußballclub BVB, sondern auch zur deutschen Sprache. In der Kaserne sprechen alle Englisch, aber Deutsch lernt er in Wirtshäusern und auf der Straße, in Kontakt mit den Menschen aus dem Ruhrgebiet. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie der offene, stets lächelnde Fred das Gespräch mit den Leuten sucht.

Universitätsstädte Trier und Canterbury

Später arbeitet Fred als technischer Gebäudeleiter in der australischen Botschaft in London. Er ist zuständig für die Sicherheit der Botschaft und der höchsten Beamten. In seiner Freizeit bleibt er dran an der deutschen Sprache und am Kulturraum. Fred schaut deutsches Fernsehen, versucht jedes dritte Buch auf Deutsch zu lesen und reist weiterhin in deutsche Städte. Als er in die Rente eintritt, sucht er nach einem neuen Ansatzpunkt: „Ich hatte so viel Zeit im Ruhestand, dann habe ich nach einer Weile gemerkt, dass ich noch Lust habe, zu lernen.“ Da bot sich ein Studium in seinem Wohnort an, aber das war dem Rentner allein nicht genug. Er entschied sich für zwei Auslandssemester, eines davon in Trier: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Trier hat viel gemeinsam mit Canterbury. Ein grüner Campus liegt in beiden Städten oben auf einem Berg, die wunderschönen Altstädte unten im Tal.“ Auch die Geschichte, die römischen Bauten, die Kulturangebote wie Museen begeistern den Briten in Trier.

Manches ist aber auch anders als an seiner Heimatuni: „Das mit dem akademischen Viertel“, lacht Fred, daran habe er sich gewöhnen müssen. Zu Anfang seines Auslandssemesters in Trier schafft er es, das Sprachniveau C1 beim Einstufungstest unter Beweis zu stellen. Seitdem besucht er fortgeschrittene Deutsch- und Spanischkurse, aber auch ein Seminar zu internationaler Politik. Fred sieht den bevorstehenden Prüfungen entspannt entgegen. Er ist ja schließlich hier, um seine Deutschkenntnisse weiter zu verbessern und eine gute Zeit zu haben. Das ist ihm schon jetzt gelungen, meint er. Daheim will er dann sein Bachelor-Studium erfolgreich abschließen. „Hand aufs Herz“, sagt er zum Schluss, „ich kann jedem nur empfehlen, für ein Auslandssemester an die Uni Trier zu kommen!“