Die ursprünglich aus dem antiken Ägypten stammenden Fragmente gehören zur Papyrussammlung der Universität Trier und waren über den Kunsthandel dorthin gelangt. Da das Material bisher noch nicht wissenschaftlich untersucht worden war, konnten 15 Studierende der Altertumswissenschaften erstmalig zahlreiche Forschungsfragen an diese historischen Hinterlassenschaften stellen und auch einige lösen. Dr. Stefan Baumann (Ägyptologie) und JProf. Dr. Patrick Reinard (Papyrologie) leiteten diese außergewöhnliche interdisziplinäre Übung im gerade beendeten Sommersemester.
Vier verschiedene Sprachen
In wochenlanger Fleißarbeit galt es zunächst, die Papyrusfragmente zu sortieren. Die Studierenden sichteten sie nach komplett erhaltenen Text- und Buchstabenresten und erlebten eine erste Überraschung. Auf den Fragmenten waren mindestens vier verschiedene Sprachen und Schriftformen überliefert: Hieratisch, Demotisch, Griechisch und Arabisch. Auf einigen Fragmenten ließen sich auch wahrscheinliche Hinweise auf die koptische Sprache finden. Die Papyrusfragmente in der unscheinbaren Schachtel stammen folglich aus ganz unterschiedlichen Zeiträumen. Besonders bemerkenswert sind auch zahlreiche Stücke mit Schriftresten in roter Farbe. Dabei handelt es sich oftmals um Überschriften, deren Bedeutung farblich vom üblicherweise schwarzen Fließtext hervorgehoben wurde.
Eine unerwartete Entdeckung war zudem, dass Papyrusfragmente mit bemaltem Gips, Leinen, Lehm und Pflanzenteilen durchmischt waren. Daraus lässt sich schließen, dass die Papyri zur Mumifizierung verwendet wurden. Eindeutig ist dies bei farbigen Gipsstücken, die als Reste einer Totenmaske gedeutet werden können. Insgesamt handelt es sich bei dem Befund großenteils um sogenannte Mumienkartonnage, die im griechisch-römischen Ägypten (ca. 3. Jh. v. Chr. bis in die spätrömische Zeit) zur Bestattung verwendet wurde. Zur Herstellung dieser Kartonnage wurden die zuvor als Schreibmaterial genutzten Papyri gewissermaßen recycelt und schützend auf den Körper eines Verstorbenen gelegt.