Finanzen der Europäischen Union im Blickpunkt

Studentische Projektgruppe der Universität Trier besuchte den Europäischen Rechnungshof und die Europäische Investitionsbank in Luxemburg

Die Anwendung theoretischen Wissens auf praktische Fragestellungen ist das Ziel der Praxisbezogenen Studienform (PbSf), einer Besonderheit des Trierer Studienkonzeptes in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Im Rahmen einer solchen PbSf untersuchen Trierer Studenten seit zwei Semestern die Finanzen und den Haushalt der Europäischen Union. Um sich dazu einen Eindruck am Ort des Geschehens zu verschaffen, nutzten die Studenten die Nachbarschaft Luxemburgs, um dort zwei ausgewählte Institutionen der Europäischen Union zu besuchen.

Die Exkursion führte die Studierenden zunächst zum Europäischen Rechnungshof, wo Erich Haenelt, Kabinettchef des Rechnungshof-Präsidenten Professor Dr. Bernhard Friedmann, die Aufgaben und Tätigkeiten dieses obersten Kontrollorgans über die europäischen Finanzen präsentierte. Darüber hinaus berichtete Teamleiter Dr. Manfred Kraff von der Prüfungspraxis des Rechnungshofes in den EU-Mitgliedstaaten. Wie Haenelt betonte, ist es unter der Präsidentschaft Friedmanns gelungen, den Status eines Organs der Gemeinschaft zu erlangen, welcher dem Rechnungshof nunmehr eine eigene Klagekompetenz vor dem Europäischen Gerichtshof sichere und damit die Unabhängigkeit des Rechnungshofes auch gegenüber der Kommission festige.

Im Hause der Europäischen Investitionsbank (EIB) stellte Paul Gerd Löser, Leiter der Abteilung Kommunikationspolitik, seinen Gästen das weltgrößte international tätige Kreditinstitut zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben vor. Die Bilanzsumme der Bank, deren Anteilseigner die EU-Mitgliedsstaaten sind, betrug im Jahr 1997 rund 157 Mrd. Euro. Die Diskussion beleuchtete die Funktion der Europäischen Investitionsbank als Nebenhaushalt der Europäischen Union und knüpfte dabei auch an aktuelle Fragestellungen, beispielsweise mit Blick auf ein mögliches Engagement der Bank beim Wiederaufbau des Kosovo an: Gefragt sei dabei vor allem das organisatorische Know-how der Bank. Angesprochen auf die Wettbewerbsposition des Instituts zur Osteuropabank wurde das konzeptionelle Konkurrenzverhältnis beider Banken von Loeser eher positiv im Sinne synergetischer Kooperationspotentiale gewendet. Allerdings wird die EIB im Bereich geförderter Darlehen wohl an Attraktivität verlieren, die sie aufgrund ihrer exzellenten Bonität (und der damit verbundenen Möglichkeit, Geld zu entsprechend günstigen Konditionen zu besorgen) gegenüber Schwachwährungsregionen hatte. Zinsdivergenzen werden jedoch infolge der Euro-Einführung weitgehend egalisiert, weswegen der Bonität dann eine weniger zentrale Bedeutung zukommt.

Die studentische Projektgruppe erarbeitet derzeit unter der Leitung der Veranstalter, Prof. Dr. Dietrich Dickertmann und Dipl.-Volkswirt Viktor W. Piel, einen Abschlussbericht zum Thema „Der EU-Haushalt als Ausdruck supranationaler Finanzpolitik“. Ergänzend dazu ist vorgesehen, die Ergebnisse für das Internet aufzubereiten und dort – für jedermann zugänglich – zu präsentieren. Ein Bericht dazu folgt in Kürze.