Universität Trier nicht in „Doerfert-Affäre“ verwickelt

Die Universität Trier verwahrt sich gegen eine in der Trierer Presse veröffentlichte Darstellung, sie sei in die Doerfert-Affäre verwickelt; dafür liegen der Universität keinerlei Hinweise vor.

Richtig ist, dass wir seit Jahren in zwei gesundheitswissenschaftlich wie klinisch bedeutsamen Gebieten mit der ctt koopieren, nämlich der Psychosomatik und der Gesundheitsökonomie. Zur Erläuterung sei die Arbeit im Bereich Psychosomatik ausführlicher dargestellt.

 

Das Forschungszentrum für Psychobiologie und Psychosomatik (FPP) der Universität Trier wurde im Jahre 1988 gegründet auf Initiative und unter Leitung von Prof. Hellhammer. Ziel dieser Einrichtung ist die Forschung über die biologischen Grundlagen des Verhaltens, insbesondere klinisch-anwendungsbezogene Forschung zur Diagnostik, Prävention, Behandlung und Rehabilitation körperlicher und psychischer (psychosomatischer) Erkrankungen, um diese im klinische Bereich nutzbar zu machen.

Bedenkt man, dass schätzungsweise acht Prozent aller Erkrankungen psychosomatischer Art sind, so liegt die Relevanz dieser Forschung auf der Hand. Erfolge sind besonders in der Stressforschung und in der Entwicklung von Diagnosemethoden zu verzeichnen, die weltweit Anerkennung gefunden haben.

Von Anfang an profitierte das FPP von dem Interesse und der Kooperationsbereitschaft einer Reihe von leitenden Ärzten in den Krankenhäusern der Region, insbesondere dem Herz-Jesu-Krankenhaus und dem Mutterhaus der Borromäerinnen. Durch einen 1991 abgeschlossenen Kooperationsvertrag mit der Caritas-Trägergesellschaft Trier (ctt) wurde diese Zusammenarbeit auf eine dauerhafte, geregelte Grundlage gestellt. Der frühere Geschäftsführer der ctt, Herr Doerfert, hat sich für diese Kooperation sehr engagiert. Der Vertrag regelt u.a. die Einbindung der Krankenhausärzte in das FPP – eine Reihe von Abteilungen des FPP stehen unter der Leitung von Chefärzten aus verschiedenen ctt-Kliniken – aber auch die gegenseitige Nutzung von Ressourcen der Vertragspartner. Diese Konstruktion, die einer Empfehlung des Wissenschaftsrates folgte, erwies sich als außerordentlich erfolgreich. Mehrere unabhängige Gutachtergruppen haben dieses Modell als beispielhaft für die Kooperation von Universität und Praxis, für die Wechselwirkung von Grundlagenforschung und klinische Umsetzung gerühmt, zuletzt im vergangenen September eine Gutachtergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die der DFG auch die weitere Förderung einer Forschergruppe zur Stressforschung empfohlen hat im Umfang von insgesamt ca. 4 Millionen DM in den nächsten drei Jahren. Auch dieses Forschergruppe sind Chefärzte als klinisch orientierte Leiter eingebunden. Hervorzuheben ist auch, dass Luxemburger Forscher in die Arbeit des FPP eingebunden sind, eine Kooperation, die die volle Unterstützung der Luxemburger Regierung findet und die in Zukunft noch ausgebaut werden soll.

 

Aus Anlass seines zehnjährigen Bestehens wurde die Arbeit des FPP der Öffentlichkeit präsentiert und in verschiedenen Ansprachen wurden die Bedeutung der Einrichtung für Forschung und die qualitative Verbesserung der Krankenhausversorgung aber auch ihre regionale Bedeutung hervorgehoben.

Ein Engagement eines bedeutenden Pharmaherstellers im geplanten Wissenschaftspark der Stadt ist im Gespräch. Einmalig in Deutschland wird im nächsten Jahr ein Graduiertenfach Psychobiologie eingerichtet, das in Kooperation mit dem Centre Universitaire in Luxemburg einen entsprechenden Doktorgrad für Psychologen, Biologen und Mediziner ermöglicht. Dies wird die bereits umfangreiche Nachwuchsförderung in diesem zukunftsträchtigen Bereich weiter verstärken.

Was die Ressourcen betrifft, ist eine Grundausstattung durch Mitarbeiter der Universität und zusätzlich im Rahmen des Kooperationsvertrages durch die ctt für die klinischen Aufgaben gegeben.

 

Auf dieser Basis konnten über die Jahre hinweg erhebliche zusätzliche Beiträge an Drittmitteln eingeworben werden. Die Nikolaus Koch Stiftung ermöglichte die Finanzierung des Ausbildungslabors, die DFG finanzierte und finanziert zahlreiche Einzelprojekte und insbesondere die erwähnte Forschergruppe (derzeit werden 10 Mitarbeiter über die DFG finanziert). Bund und Land ermöglichten die Beschaffung hochwertiger Analysegeräte.

Die für das Graduiertenfach zusätzlich erforderlichen Mittel werden im wesentlichen durch Universität und Land, einen personellen Beitrag Luxemburgs und Stiftungsgelder aufgebracht. Die Beteiligung der ctt bleibt im Rahmen des bisherigen.

 

Ausgelöst durch die laufenden Ermittlungen gegen den früheren geschäftsführenden Vorstand der ctt, Herrn Doerfert, und andere, hat die Universitätsleitung den Kanzler um eine vorsorgliche Überprüfung der finanziellen und personellen Beziehungen zwischen ctt und Universität gebeten. Inzwischen wurde die Universität auch von Minister Zöllner um eine solche Überprüfung gebeten. Das Ministerium prüft derzeit die ihm vorgelegten Unterlagen.

In zwei Fällen wurden Vorstands- bzw. Aufsichtsratstätigkeiten bei ctt bzw. Rose AG durchgeführt. Diese zwar formal nicht korrekt gemeldeten Nebentätigkeiten waren jedoch öffentlich bekannt.

Aus den zugänglichen Kenntnissen und Informationen lassen sich für die Universität, auch nach Rücksprache mit dem neuen geschäftsführenden Vorstand der ctt, Herrn Meyer, keine ungesetzlichen Geschäftsvorgänge feststellen.