Erziehungshilfe im Umbruch / L’aide socio-éducative en progression

Ziel dieser Tagung waren Austausch und Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfeinstitutionen in der Großregion. Gleichzeitig bildete die Tagung die Auftaktveranstaltung für das EU-Projekt „Exemplarische Implementation einer grenzüberschreitenden Ausbildung nach dem ressourcenstützenden Ansatz FAM/families first in der Großregion“, das unter 1288 eingereichten Projekten durch die EU ausgewählt wurde.

 

Dass ein großes Interesse an einem gegenseitigen Kennenlernen und Austausch in der Großregion besteht, zeigte die hohe Teilnehmerzahl der Tagung. Etwa 130 Vertreterinnen und Vertreter von Ministerien, Kommunalverwaltungen, Trägern sozialer Dienste, einzelner sozialer Einrichtungen und Projekte aus Belgien, Frankreich, Luxemburg und Deutschland fanden den Weg in die luxemburgische Handwerkskammer auf dem Kirchberg. In 13 Referaten wurden verschiedene Projekte der Erziehungshilfe aus den beteiligten Ländern vorgestellt.

Es wurde deutlich, dass bereits in allen Gegenden der Großregion viel über alternative Formen und Vermeidungsstrategien im Vorfeld der Heimerziehung nachgedacht und experimentiert wird. Zugleich zeigten die Darstellungen aus den verschiedenen Ländern erwartungsgemäß aber auch große Unterschiede in den bestehenden Hilfesystemen auf.

 

Das EU-Projekt wird vom Leonardo-Programm der Europäischen Union gefördert und hat zum Ziel, über eine gemeinsame Ausbildung milieuerhaltende Hilfen in der Großregion zu implementieren und die Vernetzung über die nationalstaatlichen Grenzen hinaus voranzutreiben. In diesem Projekt übernimmt die Confédération Caritas Luxembourg asbl die Rolle der Projektkoordination, die Gesellschaft für Innovative Sozialarbeit GISA aus St. Wendel die Ausbildung und die Forschungsstelle FOREG die wissenschaftliche Begleitung.

 

In den vergangenen Jahren ist in den USA „families first“ als Methode zur Erhaltung des Familienmilieus entwickelt und erfolgreich erprobt worden und wurde inzwischen in verschiedenen europäischen Ländern auf die jeweiligen nationalen Gegebenheiten übertragen. In Deutschland wurde sie drei Jahre lang unter dem Namen „FAM - Familienaktivierungsmanagement“ als Bundesmodellprojekt gefördert und wird seitdem als reguläre Jugendhilfemaßnahme angeboten.

 

Im Rahmen des EU-Projekts werden zwei Ausbildungskurse, einer in deutscher, der andere in französischer Sprache, in „FSP - Familienstabilisierungsprogramm“, das aus der Umsetzung von FAM entwickelt wurde, durchgeführt. FSP ist ein ambulantes Hilfeangebot für Familien, die seit längerer Zeit in krisenartigen Situationen leben und die ihre Entwicklungsfortschritte aus vorangegangenen Maßnahmen stabilisieren wollen. In den zwei Kursen werden insgesamt knapp 50 Fachkräfte der sozialen Arbeit aus Frankreich, Luxemburg und Deutschland ausgebildet. Der deutschsprachige Kurs hat Anfang Oktober begonnen, der französischsprachige wird im Januar nächsten Jahres starten. Die Ausbildung besteht aus acht inhaltlichen Blöcken jeweils drei Tage und 24 Stunden Supervision, die 14tägig stattfindet.

 

Begleitet wird das Projekt durch ein Fachgremium, das aus Vertretern von Träger-, Politik- und Praktikerebene und des finanzierenden, organisatorischen und rechtlichen Rahmensystems besteht und das die Aufgabe hat, nach der strukturellen Einbettung der Maßnahme in das nationale Hilfs- und Rechtssystem zu fragen.

 

Die Tagung und auch das EU-Projekt sind das Ergebnis verschiedener Forschungsprojekte, die von der Forschungsstelle FOREG in der Region und insbesondere im Land Luxemburg durchgeführt wurden (vgl. Schenk, M./Meyers, C.: Kinder und Jugendliche im Großherzogtum Luxemburg, Luxemburg 1997). Auf der Tagung wurde das Interesse artikuliert, das gegenseitige Wissen der beteiligten Länder um Konzepte und Probleme im sozialpädagogischen Bereich zu erweitern und einen Austausch zu intensivieren. Die Forschungsstelle bemüht sich, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern hierfür eine Basis zu schaffen.

 

Forschungsstelle für Regionale Jugendhilfeforschung

Dr. Manfred Schenk

Telefon: (06 51) 2 01-31 47 (23 75)

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