"Wie demonstrativ war und ist der Konsum?"

Ringvorlesung an der Universität Trier startet kommende Woche

Es genügt nicht Reichtum und Macht zu besitzen, so schrieb Thorstein Veblen vor 100 Jahren, beides muss auch in Erscheinung treten, denn "Hochachtung wird erst ihrem Erscheinen gezollt". In seinem Vortrag "Wie demonstrativ war und ist der Konsum?" geht Vizepräsident Prof. Dr. Michael Jäckel der Frage nach, ob sich an dieser Beobachtung etwas geändert hat. Mit diesem Thema startet die Öffentliche Ringvorlesung der Universität Trier "Luxus und Verschwendung" im Wintersemester 2007/2008 am Dienstag, 6. November 2007, um 18 Uhr c.t., in Hörsaal 6. Interessierte aus Stadt und Region sind herzlich dazu eingeladen.

Die ungebrochene Popularität des Begriffs „conspicious consumption“ - 'demonstrativer Konsum' liegt weniger in seiner wissenschaftlichen Prägnanz als in seiner Ambivalenz begründet. Zumindest lässt sich gerade in diesem Fall über die Relation von Luxus und Verschwendung trefflich streiten.

Wer, wie Colin Campbell, der gelegentlich zynischen Argumentation von Veblen ein theoretisches Defizit attestiert, kommt nicht umhin zu erkennen, dass die Sichtbarkeit des Konsums nach wie vor ein Thema ist, ob die Konsumenten damit nun einen subjektiv gemeinten Sinn verbinden (also etwas intendieren) oder nicht (also möglicherweise einem „instinct of self-preservation“ folgen).

Jedenfalls ist die Vorstellung, dass Konsum nicht nur einer unmittelbaren Zweckerfüllung dient, zum Beispiel Hunger zu stillen oder Behaglichkeit zu vermitteln, sondern auch die soziale Position widerspiegeln soll, nicht aus der Welt. Trotz vielfacher Hinweise auf Nivellierungstendenzen und vermeintlich irrationale Verbrauchermentalitäten, trotz einer „Demokratisierung“ des Konsums und einer Zunahme selektiver Bescheidenheit ist der Verbraucher sich der Signale bewusst, die er (in bestimmten Situationen) aussendet. Das kann für Genusswaren wie Schokolade oder Kaffee und Tee ebenso gelten wie für die Küchen- oder Wohnzimmerausstattung. „Die Lust sich als modern in Speisen, in Kleid und Möbeln zu erweisen, stets ein Objekt des Spottes zwar, des Handels wahre Triebkraft war.“ schrieb Mandeville zu Beginn des 18. Jahrhunderts in seiner Bienenfabel. Dass diese „ökonomische Theorie“ noch heute Gültigkeit beanspruchen darf, mag man an Formen von „inconspicious consumption“ ablesen. Der „leisure class“ des 21. Jahrhunderts, so Oriel Sullivan und Jonathan Gershuny, fehle die Zeit, um die vielen Wohlstandsgüter zu konsumieren. Also erwirbt man sie, in der Hoffnung, dass man sie zukünftig vielleicht einmal genießen kann. Ebenso mehren sich die Berichte über Wohlhabende, die nicht das Gefühl haben, reich zu sein. Die rivalisierenden Kämpfe der oberen Klassen finden offenbar immer wieder neue Anlässe. Ob dies im historischen Vergleich mehr oder weniger geworden ist, lässt sich empirisch kaum bestimmen. Aber offensichtlich hat die Popularität von Veblen ihren Grund.