Ringvorlesung an der Universität Trier: Rationale Verschwendung und produktive Zerstörung? Der Potlatch bei amerikanischen Nordwestküsten-Indianern

"Rationale Verschwendung und produktive Zerstörung? Der Potlatch bei amerikanischen Nordwestküsten-Indianern" lautet das nächste Thema der Öffentlichen Ringvorlesung der Universität Trier "Luxus und Verschwendung" im Wintersemester 2007/2008. Prof Dr. Christoph Antweiler spricht am 29. Januar 2008, um 18 Uhr c.t., in Hörsaal 6 zu diesem Thema. Interessierte aus Stadt und Region sind herzlich dazu eingeladen.

Potlatch ist eine Form zeremoniellen Gabentauschs an der pazifischen Küste Kanadas und der USA. Es werden große Feste abgehalten, bei denen Häuptlinge oder andere wichtige Personen im Rahmen öffentlicher Rituale große Mengen von Gütern (Nahrung, Stoffe, Metall) an andere Personen verleihen oder verschenken. Im Extremfall werden dabei sogar äußerst wertvolle Güter demonstrativ zerstört. Dieser Gabentausch ist eine kulturelle Institution und beinhaltet verschiedenste soziale Funktionen. Entsprechend gibt es eine bis heute intensive Debatte um die Hintergründe. Dabei wurden sehr viele und ganz verschiedene Ursachen ins Feld geführt, so etwa wirtschaftliche (Überflussökonomie), politische (Rang), psychische (kulturspezifische Prestigementalität), ökologische (Redistribution von Ressourcen in unsicherer Umwelt) und demographische (Bevölkerungsrückgang nach Kulturkontakt). Ähnliche Formen des Umgangs mit materiellem Reichtum finden sich in vielen ansonsten sehr unterschiedlichen Gesellschaften der Welt, was auf ein universales Muster hindeutet. Somit ergeben sich anhand eines spezifischen indigenen Rituals theoretische Fragen zu öffentlichem Konsum, die für ein Verständnis von Luxus und Verschwendung auch in komplexen Gesellschaften fruchtbar sind.