Antiken-Symposium:

"Bewegte Antike": Themen der antiken Literatur im modernen Film

Organisator ist in diesem Jahr das Fach Klassische Philologie der Universität Trier

 

"Bewegte Antike: Themen der antiken Literatur im modernen Film" heißt in diesem Jahr das Thema des 4. Symposiums der Universität Trier zu den Antikenfestspielen, das vom Freitag, 30. Juni bis Sonntag, 2. Juli 2000 stattfindet. Im Mittelpunkt steht das Medium Film: Es wird eine Verbindung von wissenschaftlichen Vorträgen zu berühmten Verfilmungen antiker Stoffe sowie der Vorführung der betreffenden Filme geboten. Die Veranstaltungen finden im Filmsaal der Volkshochschule Trier, Palais Walderdorff, statt. Anhand ausgewählter Beispiele soll in Vorträgen und Filmvorführungen die Rolle der Antike im modernen Film dargestellt werden. In einführenden Vorträgen werden Kenner des Antikenfilms, Literatur- und Kulturwissenschaftler zu Geschichte und Typologie des Genres und zur Bedeutung der Antike als Stoff für den modernen Film sprechen.

 

Thematisch knüpfen die Filme und Vorträge teilweise an bereits bei den Festspielen eingeführte Stoffe an:

 

Als Fortführung der Ödipus-Thematik des letzten Jahres (Strawinsky: Oedipus Rex) wird Pier Paolo Pasolinis "Edipo Re" gezeigt. Pasolini übernimmt von Sophokles nur die Handlung, aber kein einziges Textwort. "Medea", auch sie Teil der letztjährigen Festspiele (Luigi Cerubini: Medea), begegnet uns in zwei Filmen: Pasolini nimmt eindeutig Partei für die seit der Antike und in der Folgezeit verurteilte "Barbarin", die aus Rache an ihrem untreuen Gatten die gemeinsamen Kinder tötet. Die großartige Maria Callas erweist sich in der Titelrolle als eine Tragödin ersten Ranges. Die Version des Dänen Lars von Trier, spätestens seit "Breaking the waves" einer der prominentesten Regisseure seiner Generation, zeigt eine leidende Medea: Sie wird zum Opfer ihrer eigenen Rache. Dagegen ist Federico Fellinis "Satyricon" die filmische Umsetzung des romanhaften Werkes des römischen Schriftstellers Petron. Fellini gewährt mit opulenten Bildern einen Einblick in die dekadente römische Gesellschaft zur Zeit Neros und beleuchtet die Verfallssymptome einer hedonistischen Epoche. "Geliebte Aphrodite" von Woody Allen schließlich soll zeigen, wie sich ein amerikanischer Künstler mit der klassischen Antike, einer ganz und gar europäischen Epoche, auseinandersetzt und amerikanische Gegenwart mit griechischer Vergangenheit in Beziehung setzt.

 

Den Einführungsvortrag hat Dr. Anja Wieber-Scariot übernommen. Sie führt in die Geschichte und Typologie des Sandalenfilms ein.

 

Die Ergebnisse der bisherigen Symposien können in den Bänden "Antike Dramen - neu gelesen, neu gesehen" (Frankfurt am Main 1998) und in Kürze in "Inszenierte Antike - Die Antike, Frankreich und wir" Frankfurt am Main 2000) nachgelesen werden.

 

 

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4. Symposium zu den Trierer Antikenfestspielen

Bewegte Antike. Themen der antiken Literatur im modernen Film

 

vom 30. Juni bis 2. Juli 2000

 

Programm

 

Freitag, 30. Juni 2000

 

16.00 Uhr Eröffnung in der Universität, HS 9 (E-Gebäude)

16.15 Uhr Dr. Anja Wieber-Scariot (Dortmund)

Auf Sandalen durch die Jahrtausende - eine Einführung in den Themenkreis ‘Antike und Film’

ab 17.00 Uhr Aperitif, anschließend Umzug ins Palais Walderdorff

18.15 Uhr Prof. Dr. Peter Drexler (Potsdam)

Zur Funktion des Chors und chorischer Elemente in den Filmen Woody Allens. Mit einer Fallstudie zu ‘Mighty Aphrodite’

19.00 Uhr Woody Allen: MIGHTY APHRODITE

20.30 Uhr Prof. Dr. Therese Fuhrer und Matthias Brütsch (Zürich)

Szenische Darstellung in Petrons ‘Satyrica’ und in Fellinis ‘Fellini Satyricon’

21.15 Uhr Federico Fellini: FELLINI SATYRICON, anschließend Diskussion

 

 

 

Samstag, 1. Juli 2000

 

10.00 Uhr Prof. Dr. Bernhard Zimmermann (Freiburg)

Fremde Antike? P. P. Pasolinis Medea

10.45 Uhr Kaffeepause

11.15 Uhr Pier Paolo Pasolini: MEDEA

13.00 Uhr Mittagspause

16.00 Uhr Achim Forst (Mainz)

Leidende Rächerin - Lars von Triers Medea

16.45 Uhr Lars von Trier: MEDEA, anschließend Diskussion

 

 

 

Sonntag, 2. Juli 2000

 

9.00 Uhr Prof. Dr. Peter Riemer (Potsdam)

Der sophokleische Oedipus im Spiegel von Pasolinis ‘Edipo Re’

9.45 Uhr Kaffeepause

10.15 Uhr Pier Paolo Pasolini: EDIPO RE

12.00 Uhr Mittagspause

13.30 Uhr Schlussdiskussion, Leitung: Prof. Dr. Hellmut Flashar (München)

 

Eintritt zu Vorträgen und Filmen frei. Einführung und Eröffnungsvortrag sowie Aperitif an der Universität (HS 9, E-Gebäude) das übrige Programm im Filmsaal der Volkshochschule im Palais Walderdorff.

 

 

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Zu den Referenten:

 

Matthias Brütsch:

 

nach dem Studium der Filmwissenschaft, Anglistik und Geschichte in Zürich und Montpellier ist er zur Zeit Assistent und Lehrbeauftragter am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich und arbeitet an einer Dissertation zum Thema "Traum und Film".

 

Prof. Dr. Peter Drexler:

 

Professor für Geschichte und Kulturgeschichte Großbritanniens an der Universität Potsdam. Promotion 1977 zur Identitätsproblematik im Werk von T. S. Eliot, Habilitation 1987 zur Vorgeschichte des englischen Detektivromans. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Kriminalliteratur, der modernen Lyrik und dem Gegenwartstheater, der Filmgeschichte und den Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Film.

 

Prof. Dr. Hellmut Flashar:

 

Professor (em.) für Klassische Philologie an der Universität München. Promotion 1954, Habilitation 1961 in Tübingen. Von 1963 bis 1981 Professor an der Ruhr-Universität Bochum, seit 1982 in München. Er hat zu allen Bereichen der griechischen Literatur zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt. Besondere Schwerpunkte gelten Aristoteles, der griechischen Tragödie und deren Rezeption ("Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne der Neuzeit", 1991). Hellmut Flashar ist erster Träger des Ausoniuspreises der Universität Trier (1998).

 

Achim Forst:

 

Filmjournalist und Kritiker. Er ist Redakteur der 3sat-Filmredaktion des ZDF. Als Autor und Regisseur dreht er seit 1992 Fernsehdokumentationen zu verschiedenen Themen aus dem Bereich Kino. Er veröffentlichte 1998 das Buch "Breaking The Dreams: das Kino des Lars von Trier".

 

Prof. Dr. Therese Fuhrer:

 

studierte am Konservatorium für Musik in Bern sowie Klassische Philologie in Bern, Basel, Irvine und Pittsburgh (USA), Freiburg i. Br., Oxford und Mainz. 1989 Promotion, 1995 Habilitation. 1996 bis 1997 Inhaberin des Lehrstuhls für Latinistik an der Universität Trier, seit 1997 an der Universität Zürich. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der antiken Philosophie, der christlichen Spätantike und der lateinischen Dichtung.

 

Prof. Dr. Peter Riemer:

 

Professor für Klassische Philologie an der Universität Potsdam. Studium der Fächer Griechisch, Latein und Philosophie an der Universität Köln, Promotion 1988, Habilitation 1993, seit 1995 Professor an der Universität Potsdam. Er ist Mitglied in der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Seine Forschungsschwerpunkte gelten der griechischen Tragödie, der römischen Komödie und der lateinischen Literatur der Renaissance.

 

Dr. Anja Wieber-Scariot:

 

nach dem Studium der Klassischen Philologie, Geschichte und Pädagogik in Bochum 1997 Promotion in Alter Geschichte/Latein mit einer Arbeit zu Ammianus Marcellinus. Sie absolviert seit diesem Jahr das Referendariat für das Lehramt an Gymnasien. Daneben ist sie seit 1991 Lehrbeauftragte am Seminar für Alte Geschichte und arbeitet freiberuflich als Lektorin und Lehrerin.

 

Prof. Dr. Bernhard Zimmermann:

 

Professor für Klassische Philologie (Gräzistik) an der Universität Freiburg i. Br. Studium in Konstanz und London, Professuren in Zürich und Düsseldorf, seit 1997 in Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das antike Drama und der antike Roman. Er ist Herausgeber von DRAMA und Mitherausgeber des Neuen Pauly, der Enzyklopädie der Antike.