Neues zur Geschichte der alten Trierer Universität

Wer waren die Professoren der alten Universität in Trier von 1473 bis 1798? Welche Position bezogen sie zur Stadt, zur Geschichte der jeweiligen Zeit oder gar zu den Hexenprozessen? Prof. Dr. Peter Krause, Emeritus im Fach Rechtswissenschaft, Fachbereich V, hat ein Buch publiziert, das erstmals die ausführliche Darstellung der Geschichte der alten juristischen Fakultät 1473 - 1798 in Trier mit all ihren Höhen und Tiefen und ihrer Professoren wiedergibt. Die Quelle ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Aktenstücke zur alten Trier Universität von 1473 bis 1798, das heute in der Trierer Stadtbibliothek aufbewahrt wird: Es ist das Statutenbuch der ehemaligen Trierer Juristenfakultät, das als transkribierter Abdruck in der Publikation wiedergegeben wird.

Krauses Fakultätsgeschichte stellt einen gewichtigen Beitrag zur Geschichte der Universitäten und des Rechtsstudiums im Alten Reich dar und ist deshalb von überregionalem Interesse. Doch sie ist zugleich ein bedeutender Beitrag zu einem wichtigen Stück Trierer Stadtgeschichte, indem sie das Beziehungsgeflecht zwischen der Juristenfakultät, der Stadt Trier und der städtischen Gesellschaft erläutert.

Krause präsentierte sein Buch in der Stadtbibliothek Trier mit einem Vortrag über die Professoren der alten Juristenfakultät. Mit ganz neuen Aspekten zur Geschichte der Universität schließt das Buch damit nicht nur eine Lücke in der Fakultätsgeschichte, sondern geht auf die Viten von bis heute bekannten Professoren ein. Statuten, Eidesformeln und Zeugnisformulare der Fakultät und eine Chronik, in dem die Dekane bedeutsame Ereignisse für die Fakultät aus ihrer Amtszeit aufgezeichnet haben sind darin enthalten. Dieses Statutenbuch ermöglicht nicht nur einen mehr oder weniger kontinuierlichen Überblick über die Entwicklung der Fakultät und einen Einblick in das Fakultätsleben, sondern liefert zudem eine Reihe von Informationen zur Universitätsgeschichte, die nur hier zu finden sind. Vergleichbare Verzeichnisse anderer Trierer Fakultäten sowie die Rektoratsmatrikel sind verschollen. Dennoch: Bislang fehlte es an einer eingehenden Auseinandersetzung mit dieser Quelle.

Gestützt auf das Statutenbuch und reiches weiteres Quellenmaterial gelingt es Krause zum einen, die Organisationsstrukturen der Fakultät und der Universität vollständiger und authentischer zu rekonstruieren, als dies anhand der bloßen Normtexte möglich ist, zumal er auch auf so heikle Fragen wie die Stellenvergabe, Vetternwirtschaft, Stellenhandel oder auf das stets leidige Problem der Professorenbesoldung eingeht und weiterhin Themen wie den „Doktorschmaus“ oder den Ivo-Kult behandelt.

Zum anderen gelingt es Krause, die Fakultät personell ein Stück weit wieder „zum Leben zu erwecken“. Wird schon im Hauptteil des Buches die Frage nach der Zahl und der Herkunft der Trierer Jurastudenten thematisiert und über Anekdoten aus der Fakultätsgeschichte berichtet, so liefert der Anhang neben den vervollständigten Namenslisten der Universitätsrektoren und Fakultätsdekane eine Liste von rund 400 Jurastudenten, die an der Fakultät promoviert, eine Übung durchlaufen oder eine Ivo-Rede gehalten haben, sowie eine weitere von etwas 800 Studenten, die zwischen 1739 und 1784 an der Fakultät immatrikuliert waren. Zudem hat Krause nahezu alle Doktoren, Lizentiaten und Professoren, die der Juristenfakultät in der Zeit ihres Bestehens angehört haben, namentlich ermitteln können. Sie werden im Anhang in 134 Kurzbiographien vorgestellt.

Im Anhang finden sich ferner der Abdruck einiger Fakultätsbeschlüsse, eine Übersicht über die Zusammensetzung der Fakultät im Lauf der Zeiten und nicht zuletzt vier weiterführende Artikel zum Hl. Ivo, dem Schutzpatron der Juristenfakultät, zum Rechtsunterricht in Trier vor Gründung der alten Universität, zur medizinischen Fakultät und zu den Siegeln der Universität und der Juristenfakultät. Ergänzt wird der Text durch einen Bildteil, in dem unter anderen die erhalten gebliebenen Gebäude und Räumlichkeiten der ehemaligen Universität mit einem Lageplan abgebildet sind. Alles in Allem zeichnet Krause mithin in seinem Buch ein äußerst facettenreiches, auf profunde Quellenkenntnis und akribische Quellenarbeit gestütztes Bild der alten Trier Universität und ihrer juristischen Fakultät, durch das unser bisheriger - vor allem durch die Werke von Emil Zens und Michael Trauth vermittelter - Kenntnisstand in entscheidendem Maß ergänzt und vertieft, teilweise auch korrigiert wird. Krauses Buch ist deshalb eine wahre Fundgrube für alle, die sich für Universitäts- und Bildungsgeschichte interessieren, darüber hinaus aber auch für alle, die an der Trierer Stadt- und der Geschichte Trierer Familien Interesse haben.

Krause macht in vielfältiger Weise, nicht zuletzt durch die zahlreichen biographischen Anmerkungen und Hinweise deutlich, wie eng das Beziehungsgeflecht zwischen der Juristenfakultät, der Stadt Trier und der städtischen Gesellschaft war: Sei es weil zahlreiche Fakultätsmitglieder aus Trier und Umgebung stammten, sei es weil Fakultätsmitglieder häufig in Trierer Familien oder Trierer in Professorenfamilien einheirateten oder weil die Fakultätsmitglieder neben ihrer Lehrtätigkeit durchweg Ämter in der Stadt oder im Kur- und Erzstift Trier übernahmen. Hinzu kommt, dass die Universität ihre Gründung der Stadt verdankt und diese stets am Fortbestand der Alma Mater regesten Anteil genommen hat.