Trier gewinnt den International Roman Law Moot Court

den International Roman Law Moot Court

Der Präfekt der Präfektur Drama-Kavala-Xanthi, Kostas Tatsis bei der Verleihung des ersten Preises an die Trierer Studierenden (v.l.n.r.): Nikos Trikaliotis, Vanessa Einheuser, Philipp Erfeld und Martin Weiler. Foto: Institute Mohamed Ali for the Research of the Eastern Tradition.

Beim Second International Roman Law Moot Court in Kavala (Griechenland) hat die Mannschaft aus Trier den ersten Platz errungen und Teams aus Oxford, Cambridge, Lüttich, Wien, Neapel und Athen hinter sich gelassen.

Kann der Fiskus das Land zurückbekommen, das der Immobilienlöwe Irnerius aus Konstantinopel durch undurchsichtige Geschäfte an sich gebracht hat? Wird es der Kleinbauer Agathon erreichen, dass die Gäste des benachbarten Luxusbads aufhören, ihre Sänften in seinem Olivenhain zu parken? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Zweiten Internationalen Roman Law Moot Court, eines Plädierwettbewerbs für junge Juristen, der vom 2. bis 6. April 2009 in Kavala und Philippi (Griechenland) ausgetragen wurde und dem Andenken des griechischen Rechtshistorikers Panagiotis Zepos (1908-1985) gewidmet war. Nach dem großen Finale stand das Team aus Trier als Sieger fest.

Wie bei jedem Moot Court mussten die studentischen Teilnehmer in die Rolle der Prozessanwälte für die Parteien eines fiktiven Rechtsstreits schlüpfen. Über Sieg und Niederlage entschieden die juristischen Kenntnisse, aber auch die rhetorischen  Fähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das besondere am Roman Law Moot Court: Der Fall spielt im Jahr 565 nach Christus in Konstantinopel. Er ist nach römischem Recht zu beurteilen. Um ihre Plädoyers vorzubereiten, mussten sich die Studierenden daher in die Schriften der römischen Rechtsgelehrten und die Gesetze der römischen Kaiser vertiefen.

Weil das römische Recht die historische Grundlage der heute in Europa geltenden Rechtsordnungen bildet, gehören Vorlesungen zum römischen Recht überall in Europa zur juristischen Grundausbildung. Darum eignet sich das römische Recht besonders gut für einen internationalen Wettbewerb. Die Mannschaft aus Trier musste sich mit Teams der englischen Eliteuniversitäten Oxford und Cambridge sowie Mannschaften aus Lüttich (Liège), Wien, Neapel, Athen und Tübingen messen. Der übernationale Charakter des römischen Rechts war auch der Grund dafür, dass das Institute Mohamed Ali for the Research of the Eastern Tradition die Schirmherrschaft übernahm. Das Institut arbeitet für die Verständigung zwischen Europa und den Ländern des Mittleren Osten und ist nach dem ägyptischen Vizekönig Mehmet (oder Mohamed) Ali Pascha (1769-1841) benannt, der aus Kavala stammte.

Für Trier gingen die Studierenden Vanessa Einheuser, Philipp Ersfeld, Niko Trikaliotis und Martin Weiler an den Start. Sie wurden von Prof.
Dr. Thomas Rüfner betreut, der in Trier römisches Recht und deutsches bürgerliches Recht unterrichtet. Für die Reisekosten hatte das Team aus Trier einen Zuschuss vom Verein Juristen Alumni Trier e.V. erhalten. Nach der Vorrunde standen die Teams aus Tübingen und Trier als Finalisten fest. Dass sich die beiden deutschen Teams durchsetzen konnten, ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Wettbewerb nicht auf Latein oder Griechisch, sondern in der modernen Weltsprache Englisch ausgetragen wurde. So hatten die englischen Mannschaften einen erheblichen Startvorteil.

Im Finale musste das Team aus Trier die Rolle der Beklagtenvertreter übernehmen. Martin Weiler und Vanessa Einheuser argumentierten im Auftrag ihrer fiktiven Mandanten, des Immobilienunternehmers Irenaios und seiner Partner, gegen die Ansprüche des Fiskus und des Agathon. Als Richter agierten Dozenten der Universitäten  Athen, Cambridge und Wien unter dem Vorsitz  des Leidener Rechtsprofessors Willem Zwalve, der die Verhandlung vor großem Publikum mit römischer Gravitas, aber auch mit viel Witz leitete. Die Trierer errangen mit engagierten Plädoyers und schlagfertigen Antworten auf die Fragen der Richter den Sieg. Die Mannschaft aus Tübingen wurde Zweiter, den dritten Platz errang das Team aus Cambridge, das sich im kleinen Finale gegen Neapel durchsetzte.

Die griechischen Gastgeber und zahlreiche Sponsoren machten es möglich, den Wettbewerb, der nach 2008 zum zweiten Mal veranstaltet wurde,  in einem glanzvollen Rahmen abzuhalten. Die Vorrunde fand im Imaret von Kavala statt. Dabei handelt es sich um eine palastartige Anlage im osmanischen Stil, die von Mehmet Ali Pascha errichtet wurde. Das Finale wurde auf dem Forum der antiken Stadt Philippi in der Nähe von Kavala ausgetragen. Philippi ist bekannt als Ort der Schlachten von Philippi im Jahr 42 vor Christus. Die Christengemeinde des Ortes ist die Adressatin des Philipperbriefes des Apostels Paulus. Die Gemeinde Philippi stellte nicht nur den würdigen Ort für das Finale, sondern förderte die Veranstaltung auch finanziell.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Rüfner
Professur für Bürgerliches Recht, Römisches Recht,
Neuere Privatrechtsgeschichte sowie Deutsches und
Internationales Zivilverfahrensrecht
Universität Trier
54286 Trier
Tel.: +49(651)201-2563
Fax: +49(651)201-3828
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