Ferien-Intensivkurs: Jiddisch 1

Dienstag, 10. bis Freitag, 13. Oktober 2000 an der Universität Trier

Erstmalig kann die Jiddistik der Universität Trier interessierten Schülerinnen und Schülern (ab der 11. Jahrgangsstufe) sowie Studierenden (im Grundstudium) einen gemeinsamen Jiddisch-Intensivkurs anbieten. Er ist in erster Linie als "Schnupper-Kurs" für diejenigen gedacht, die das Jiddische kennen lernen möchten, bislang aber noch keine eigenen (oder weitreichenden) Schritte gemacht haben – außerdem ist der Kurs eine ausgezeichnete Vorbereitung für ein Studium der Jiddistik/Germanistik an der Universität Trier.

 

In dem Einführungskurs sollen die Schriftzeichen des hebräischen Alphabets erlernt und Grundkenntnisse der jiddischen Grammatik und des Wortschatzes erworben werden, um leichte jiddische Texte lesen zu können.

 

Zudem werden Grundbegriffe des jüdischen Lebens und der osteuropäisch-jüdischen Kultur vermittelt, die für das Textverständnis nötig sind. Lehrende des Fachs Jiddistik stellen darüber hinaus einige laufende Projekte vor, die einen Einblick in die konkrete Forschungsarbeit bieten und die ganze Breite eines möglichen Studiums der Jiddistik an der Trierer Universität aufzeigen sollen.

 

Zum Jiddischen

 

Jiddisch ist eine Sprache ohne Land, die aber überall auf der Welt gesprochen wird. Es ist die wichtigste Volkssprache der in Mittel- und Osteuropa beheimateten oder von dort stammenden aschkenasischen Juden. Jiddisch entstand zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert im Südwesten Deutschlands und ist mit den hochdeutschen Mundarten eng verwandt. Von Anfang an waren hebräische Elemente enthalten (man schreibt Jiddisch übrigens mit hebräischen Buchstaben, von rechts nach links) wie auch Elemente romanischer Sprachen. Als später viele deutsche Juden ins östliche Europa übersiedelten, kam ein starker slawischer Einfluss hinzu. Mit den Auswanderungswellen nach Übersee und der Vertreibung der Juden aus Europa während der nationalsozialistischen Herrschaft gingen auch Wörter und Redewendungen aus den Sprachen der neuen Heimatländer der Juden ins Jiddische ein: amerikanisches Englisch etwa, oder lateinamerikanisches Spanisch.

 

Man schätzt, dass Anfang des 20. Jahrhunderts Jiddisch von elf Millionen Menschen gesprochen wurde. Etwa die Hälfte von ihnen wurde während des Hitler-Regimes ermordet.

 

Jiddisch kann auf eine große literarische Produktion zurückblicken, die ihren Anfang etwa im 13. Jahrhundert in Deutschland nimmt, sich dann mit den Wanderungsbewegungen der Jüdinnen und Juden nach Holland, Italien und die slawischen Länder ausbreitet. Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich die so genannte literarische Klassik des Jiddischen heraus. Gekrönt wurde die jiddischsprachige Literatur mit der Verleihung des Literaturnobelpreises 1978 an den Schriftsteller Isaak Baschewis Singer.

 

In Deutschland ist die jiddische Sprache kaum bekannt, doch haben viele vielleicht schon einmal ein jiddisches Lied (z.B. "Dona Dona") gehört. Die Erforschung der jiddischen Sprache, ihrer Entwicklung und Weiterbildung steht noch an den Anfängen. So bieten sich dem wissenschaftlichen Nachwuchs bereits nach wenigen Studiensemestern viele Möglichkeiten, an spannenden Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Schwerpunkt in der Trierer jiddistischen Forschung ist das ältere Jiddisch, also diejenigen sprachlichen Entwicklungsstufen, die auf deutschsprachigem Gebiet in der Zeit vor der Aufklärung liegen.

 

Die Jiddistik ist an der Universität Trier im Fach Germanistik (Deutsch) angesiedelt. Damit wird auf dem Vorteil aufgebaut, den deutsche Studierende mitbringen (bzw. ausländische Studierende hier leicht erwerben können), nämlich der guten Sprachkompetenz im Deutschen, die durch begleitende Kurse zum Mittelhochdeutschen innerhalb der Trierer Germanistik ausgebaut wird.

 

Weitere Informationen:

Universität Trier

Fachbereich II – Jiddistik

54286 Trier

Telefon: (06 51) 2 01-23 25/-23 19