Ich war und bin gern in der Lehre tätig

Der Trierer Germanist Prof. Dr. Rainer Wimmer tritt seinen Ruhestand an

"Ich war und bin gern in der Lehre tätig!", so charakterisiert Prof. Dr. Rainer Wimmer seine Arbeit als germanistischer Linguist an der Universität Trier. Hier hat er im Wintersemester 1994/1995 die Nachfolge seines Heidelberger Lehrers Peter von Polenz angetreten. Zum 1. März 2009 scheidet er aus dem Dienst der Universität Trier aus.

In seiner Abschiedsvorlesung am Donnerstag, 12. Februar 2009, 12 Uhr c.t., (Hörsaal 3) spricht Rainer Wimmer über das Thema "Das Ziel der Sprachkritik", ein Thema, das er in Forschung und Lehre vertritt und mit dem er sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem universitären Dienst befassen will. Sein Lehrer Peter von Polenz wird die Laudatio halten.

"Sprachkritik in der Gesellschaft" ist eines der Schwerpunktthemen von Prof. Rainer Wimmer, der die Fächer Germanistik und Anglistik an den Universitäten Marburg und Heidelberg studiert hat. In Heidelberg traf er auf seinen akademischen Lehrer Peter von Polenz, dessen wissenschaftlicher Assistent er nach seiner Staatsprüfung im "spannenden Jahr 1968" von 1968 bis 1978 war. 1976 hat er mit der Habilitation seine "venia legendi" für Germanistische Linguistik erhalten.
Bevor Prof. Wimmer seine Tätigkeit an der Universität Trier aufnahm, war er von 1982 bis 1994 einer der beiden Direktoren des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim und wirkte im Vorstand mit. Das IDS ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut im Verbund der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern finanziert.
Gleichzeitig war er ab 1984 außerplanmäßiger Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Heidelberg. Mit dieser Universität verbindet ihn auch heute noch vieles: Nicht nur, dass er mit dem Fach Germanistische Linguistik in Heidelberg kooperiert, sondern er hat 1985 zusammen mit Heidelberger Juristen den "Heidelberger-Juristisch-Linguistischen-Arbeitskreis" gegründet. Dieser trifft sich bis heute regelmäßig im Abstand von 2 bis 3 Monaten und diskutiert juristisch-linguistische Fragen. Aus dem Arbeitskreis sind zahlreiche Publikationen an der Schnittstelle zwischen Recht und Sprache hervorgegangen.

Der Linguist berichtet, dass er auch während seiner Zeit am IDS als apl.-Professor an der Universität Heidelberg Germanistische Linguistik gelehrt hat. Das Gros seiner Arbeit im IDS lag allerdings in der Wissenschaftsverwaltung. Doch er habe die Lehre und die Studierenden gesucht; und das zeichnet ihn aus: "Ich habe mich an die Universität Trier beworben, weil ich mehr und hauptsächlich in der Lehre tätig sein wollte", erklärt Prof. Wimmer. So hat er in seinem Fach Germanistische Linguistik eine Vielzahl von Examensarbeiten, Dissertationen und einige Habilitationen betreut. Mitgewirkt hat er im Trägerverein des internationalen Ferienkurses der Universität Trier und war gleichzeitig Mitorganisator. Weiterhin war er Mitautor der curricularen Standards für die Deutschlehrerausbildung im Land Rheinland-Pfalz.
Prof. Wimmer hat weiterhin an verschiedenen Schulbuchprojekten mitgewirkt. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Namensforschung/Eigennamentheorie, die Grammatik, die Semantik/Pragmatik, die Sprachkritik und die Sprache des Rechts.
Weitere Schwerpunkte seiner Forschung waren:

- Grammatik und Semantik der deutschen Gegenwartssprache
- Sprachpragmatik
- Textlinguistik
- Sprachkritik
- Fachsprachen, Sprache des Rechts
- Sprachgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert
- Wortbildung des Deutschen
- Varietäten des Deutschen

"Die Studienreform heute erleichtert mir jetzt das Ausscheiden aus dem Lehrbetrieb", so Wimmer. Sie gehe an wesentlichen Lern- und Bildungsinhalten vorbei und werde von der FAZ-Journalisten Heike Schmoll als "De-form" charakterisiert. Er selber sei 1954 für lange Zeit der einzige Schüler seines ländlichen Dorfes in Ostwestfalen gewesen, der ein Gymnasium in Bielefeld besuchen konnte. "Diese Aufstiegserfahrung prägt mein Denken und Fühlen bis heute".

Doch die Bildungs- (Aufstiegs-) Durchlässigkeit in unserer Gesellschaft habe sich bedauerlicherweise verändert, wie man es in dem 2008 zuletzt erschienen Band der deutschen Gesellschaftsgeschichte des Bielefelder Historikers Hans-Ulrich Wehler nachlesen könne.