Wissenschaft, Planung, Vertreibung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und ihre Vergangenheit

Eine Ausstellung in Trier erinnert an die Verstrickungen der Wissenschaft in die Machenschaften der Nationalsozialisten

Im Juni 1942 übergab der Berliner Agrarwissenschaftler Prof. Konrad Meyer den Nationalsozialisten eine als „Generalplan Ost“ bekannt gewordene Denkschrift zur „Germanisierung“ der Ostgebiete. Der Plan sah vor, innerhalb von 25 Jahren fast fünf Millionen Deutsche im annektierten Polen und im Westteil der eroberten Sowjetunion anzusiedeln. Millionen slawischer und jüdischer Bewohner dieser Region sollten versklavt, vertrieben und ermordet werden. Die Pläne der Nationalsozialisten waren bezeichnend für den verbrecherischen Charakter ihrer Politik. Zugleich belegen sie die Skrupellosigkeit der daran beteiligten Experten, deren Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in beträchtlichem Umfang finanziert wurden. 

Unter dem Titel „Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“ zeigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft vom 1. Mai bis 29. Juli  2009 in der Universitätsbibliothek Trier eine Ausstellung, die von der engen Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik berichtet. In drei Abteilungen skizziert die Ausstellung die Vorgeschichte des Generalplans Ost, beleuchtet die Rolle der Wissenschaft sowie die Planungen für eine ethnische Neuordnung Osteuropas während des Zweiten Weltkriegs und wirft einen Blick auf die Realitäten von Umsiedlung, Vertreibung und Völkermord zwischen 1939 und 1945.

Zur Aufarbeitung ihrer Geschichte hat die DFG eine Forschungsgruppe unter Leitung der Historiker Prof. Rüdiger vom Bruch (Berlin) und Prof. Ulrich Herbert (Freiburg) eingerichtet, deren Ziel es unter anderem ist, die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft während der Zeit des Nationalsozialismus aufzuklären. Die von Dr. Isabel Heinemann, Prof. Willi Oberkrome, Dr. Sabine Schleiermacher und Prof. Patrick Wagner wissenschaftlich ausgearbeitete Ausstellung ist ein Teil dieser Bemühungen, die zugleich einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert leisten wollen.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 30. April 2009, um 19.00 Uhr, vom Präsidenten der Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, der Ge-neralsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Dorothee Dzwonnek und der Leitenden Direktorin der Universitätsbibliothek Trier, Dr. Hildegard Müller, eröffnet. Dr. Isabel Heinemann  vom Historischen Seminar der Universität Freiburg berichtet in ihrem Vortrag über „Die DFG und der Generalplan Ost – Die wissenschaftliche Fundierung nationalsozialistischer Umsiedlungspolitik.

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„Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“, eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 1. Mai bis 29. Juli 2009 in der Universitätsbibliothek Trier, Universitätsring 15, Trier, geöffnet montags bis freitags von 8 bis 24, samstags von 8 bis 19 und sonntags von 11 bis 15 Uhr, der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein kostenloser Katalog.