Engel mit und ohne Flügel

Armut kommt selten allein

Zur Darstellung von Armut und Mildtätigkeit im frühen Spielfilm bis 1914

Das Fach Medienwissenschaft veranstaltet in Verbindung mit dem Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut“ am Mittwoch, 15. Juli 2009 von 18:00 bis 20:00 Uhr in Raum B 506 einen Vortrag von Evelyn Hampicke (Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin) zum Thema „Engel mit und ohne Flügel - Armut kommt selten allein“ zur Darstellung von Armut Mildtätigkeit im frühen Spielfilm bis 1914.

Erstaunlich viele frühe Spielfilme europäischer Produktionsfirmen zum Thema Armut sind im Bundesarchiv-Filmarchiv erhalten geblieben, wurden bisher aber kaum zur Kenntnis genommen. Sie erzählen und bebildern Angst, Bedürftigkeit und Entbehrungen von Armen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es geht um die Grundbedürfnisse Essen, Kleiden, Wohnen. Erzählt wird von verschuldeter oder unverschuldeter Armut und vom ungebrochenen Stolz der Armen. Zugleich eignet sich Armut als dramaturgische Folie für 'Sex and Crime', für Verhängnis und tränenrührige Erlösung, tragischen Tod oder auch einen tröstlichen Sieg der Gerechtigkeit. Zeitgenössische dokumentarische Filme zum Thema Armut sucht man vergeblich. Doch lassen sich die frühen Spielfilme zum Thema Armut als Dokumente zeitgenössischer Moralvorstellungen lesen. Sie vermögen aufschlussreiche Auskünfte zu geben über den Umgang mit Armut im industrialisierten Europa der ausgehenden Belle Epoque, das von beschleunigter Landflucht und Urbanisierung gekennzeichnet ist.

Für den Vortrag hat das Bundesarchiv- Filmarchiv freundlicherweise einige Filme, die bislang nicht zugänglich waren, auf DVD-Träger überspielt. Ausschnitte aus diesen Filmen wird die Referentin während des
Vortrags vorführen.