Bernhard Vogel ließ die Uni-Gründung Revue passieren

 

Auftakt der Festveranstaltungen zum 40-jährigen Bestehen der Universität

Wenn die Universität Trier viele Väter hatte, wie er selbst sagte, dann war der damalige Kultusminister Prof. Dr. Bernhard Vogel wohl der „Übervater“ der Wiedergründung der Trierer Hochschule im Jahr 1970. Der Ministerpräsident a. D. eröffnete mit seinem Vortrag unter dem Titel „Wie alles begann“ am Dienstagabend den Reigen der Festveranstaltungen, mit denen die Universität Trier ihren 40. Geburtstag feiert. Universitätspräsident Prof. Dr. Peter Schwenkmezger konnte neben vielen Ehrengästen die Altpräsidenten Prof. Dr. Jörg Hasler und Prof. Dr. Arnd Morkel, den früheren Kanzler Ignaz Bender und den inzwischen 93-jährigen Martin Graßnick begrüßen, der als Leiter der „Dienststelle zur Vorbereitung der Errichtung der Universität Trier-Kaiserslautern“ maßgeblichen Anteil an der operativen Umsetzung der Gründung der ursprünglichen Doppeluniversität hatte.

Es waren unruhige Zeiten, in denen die Partneruniversitäten Trier und Kaiserslautern das Licht der Wissenschaftswelt erblickten. Nachwehen der 68er-Studentenproteste waren noch zu spüren, die „deutschen Hochschulen waren reformbedürftig“, führte Bernhard Vogel in seinem Rückblick aus. Der junge Minister, 1967 ins Amt gekommen, hatte als Verantwortlicher für die Hochschulen im Land einen schweren Start, musste sich bei Diskussionen mit Studenten an der Universität Mainz ausbuhen und einen Schuh an den Kopf werfen lassen. „Die Unterstützung für die Gründung einer Universität hielt sich innerhalb meiner eigenen Partei und Fraktion in Grenzen“, gewährte Vogel einen Blick in die Stimmungslage. Mancher Politiker fürchtete, dass dem Flächenbrand der Studentenproteste durch neue Universitäten weitere Brandherde hinzugefügt würden. Dennoch setzten sich Vogel und die Einsicht durch, dass Rheinland-Pfalz neben Mainz eine weitere Hochschule benötigte - insbesondere, um dem akuten Mangel an Lehrern abzuhelfen. Dass es gleich zwei Universitäten wurden, war ein kluger Schachzug, für den sich Vogel in Frankreich Inspiration holte. Dort hatte man mit Tours und Orleans eine Doppeluniversität gegründet. „Als ich aus Frankreich zurückfuhr, wusste ich, das ist die Lösung für uns“, so Vogel.
Die Standorte Trier und Kaiserslautern wurden gewählt, weil sie fernab von anderen Universitäten waren. Die Schwerpunkte - Geisteswissenschaften in Trier, Naturwissenschaften in Kaiserslautern - waren durch die in Trier vorhandene und dann aufgelöste Pädagogische Hochschule sowie die in Kaiserslautern bereits ansässigen Ingenieurswissenschaften quasi vorbestimmt. Erster Leiter der Teiluniversität Trier wurde Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein.

Die Gründungs-Lösung war mit der Tandemuniversität gefunden, die Lösung aller Probleme bedeutete dies nicht. Die Berufung von Professoren und Lehrenden gestaltete sich schwierig. „Der Markt war durch andere Universitätsgründungen in Deutschland leer gefegt“, erinnerte sich Vogel. So erhielt der wissenschaftliche Nachwuchs eine Chance, Trier wurde in jeder Hinsicht eine junge Universität. Der Erfolg gab den Gründungsvätern recht. Schrieben sich im ersten Semester 1970 ganze 356 Studenten ein,  sind es heute rund 14.000.

Der Zeitdruck, so Vogel, war eine Geißel, aber auch hilfreich, weil rasche Entscheidungen erforderlich waren. Wie erfolgreich die Gründungsväter waren, formulierte die Wochenzeitung „Die Zeit“ in einem Artikel: „Die Gründung der Universität Trier ist die schnellste, geräuschloseste und effizienteste in Deutschland.“
„Was in den vier Jahrzehnten aus der Universität geworden ist, müssen Sie beurteilen. Was in Zukunft daraus wird, müssen Sie verantworten“, richtete sich Vogel in seinem Schlusswort an die ehemaligen und aktiven Präsidiumsmitglieder und Mitarbeiter. Eine Antwort hatte Präsident Peter Schwenkmezger - zumindest für die Vergangenheit - schon in seiner Begrüßung gegeben:  „Ich glaube, dass sowohl die Universität Trier als auch Kaiserslautern den Erwartungen gerecht geworden ist.“ 

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